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Achtung, Provisionsjäger!
ОглавлениеPrivate Finanzplanung ist eine relativ junge Disziplin, auch wenn man beim Durchblättern der Ausbildungsgänge zum Certified Financial Planner, FPSB-Professional und ähnlichen Titeln den Eindruck gewinnt, Finanzplaner seien zu wahren Wundertaten fähig und schon längst über die ganze Republik verteilt. Alternativer Vorschlag: Betreiben Sie die Finanzplanung, ausgehend von Ihren persönlichen Verhältnissen, zunächst für eine längere Zeit selbst. Über Detailfragen können Sie sich anderswo informieren, ohne gleich große und womöglich teure Abschlüsse zu tätigen.
Im Grunde beginnt jegliche private Finanzplanung mit dem Erfassen, Zusammenstellen und Ablegen einschließlich Scannen von Dokumenten. Dazu gehören in erster Linie Geburtsurkunden, Vorsorgevollmachten, Patienten- und Betreuungsverfügungen, Zeugnisse, Versicherungspolicen, Konto- und Depotauszüge, Verträge aller Art, Steuer- und Rentenbescheide. Allzu viele Menschen stapeln solche Dokumente leider unübersichtlich an verschiedenen Stellen, an die sie sich nicht mehr genau erinnern können, oder unsortiert in Schuhkartons. Zugegeben, sie systematisch und leicht auffindbar abzulegen, erfordert einen gewissen Ruck. Aber das Gefühl, nachdem die Arbeit vollbracht ist, wirkt enorm befreiend.
Flexibilität sollte in den kommenden inflationären Jahren bei Ihrer Finanzplanung eine besonders wichtige Rolle spielen. Das bedeutet insbesondere: Jahres- und Mehrjahrespläne mindestens ein Mal pro Quartal auf Stichhaltigkeit prüfen, immer ausreichend Liquidität vorhalten, außerordentliche Ausgaben einkalkulieren, die Folgen von anstehenden Gesetzesänderungen beachten und Alternativrechnungen mit unterschiedlichen Inflationsraten – oder umgekehrt: mit sinkender Kaufkraft des Geldes – möglichst oft anstellen. Allein wenn Sie nur diese Postulate befolgen, sind Sie schon den meisten Bundesbürgern in puncto Geld haushoch überlegen.
Anleger mit starker Neigung zu unordentlichen Verhältnissen werden schnell zu Opfern von angeblichen Helfershelfern, die versprechen, Ordnung in die Dokumente zu bringen, in Wahrheit jedoch Provisionsjäger sind. Diese – auch in Bank-, Sparkassen- und Versicherungskreisen weit verbreitete – Unsitte ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen, also muss man einen weiten Bogen um sie machen. Gelingt das nicht, gibt es noch einen Ausweg: Wer sich als angesprochener Kunde vor der Unsitte schützen will, nutzt am besten in der Gegenrolle einen Trick, den die Mitarbeiter sogenannter Strukturvertriebe (Provisionsjäger) von Beginn an eingebläut bekommen. Er besteht darin, so lange Fragen stellen, bis man sein Ziel erreicht hat, nämlich den Provisionsjäger abgeschüttelt zu haben, weil er immer weniger Fragen beantworten konnte.
Die Rendite gehört zweifellos zu den Begriffen, mit denen solche Jäger nur so um sich werfen, ohne eine Ahnung davon zu haben, wovon sie da schwatzen. Rendite kann allen erdenklichen Anlagen entstammen. Der Begriff wird in Finanz- wie auch in Immobilienkreisen häufig verwendet und leider noch häufiger missbraucht, etwa als Dividenden- oder Mietrendite, als Aktienrendite mit Kursgewinnen oder ohne sie, als Rendite vor oder nach Steuern, als Eigenkapital- oder Gesamtkapitalrendite, Gewinn- und Cashflowrendite. Es handelt sich in allen Fällen nur um Hilfsgrößen in Form von Verhältniszahlen, zum Beispiel Dividende je Aktie geteilt durch den Aktienkurs und das Ergebnis mal hundert genommen = Dividendenrendite. Bei Renditevergleichen zwischen verschiedenen Anlageklassen kommt dementsprechend fast immer Unsinn heraus. Wenn Ihnen ein Anlageberater mit der Rendite kommt, hilft nur eines: Die Ohren auf Durchzug stellen.