Читать книгу Der Weg des Vagabunden - Manfred Lafrentz - Страница 5
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Оглавление„Ihr seid so schweigsam, mein Freund.“
Ich grunzte mürrisch während ich sowohl an diesem Vorwurf als auch an einem dicken Stück Schinken kaute.
Als wir am Morgen von Lord Sylvans Haus aufgebrochen waren, hatten wir von den Geistern nichts mehr gesehen. Nur ein gelegentlicher eisiger Lufthauch und einige hohle Seufzer ließen auf ihre fortgesetzte Anwesenheit schließen. Ich für mein Teil konnte auf ihren Anblick und weitere Gespräche mit ihnen gut verzichten und war froh, von diesem merkwürdigen Ort wegzukommen.
Die Stallungen beim Haus hatten sich allesamt als leer erwiesen. Immerhin hatten wir in der Speisekammer einiges entdeckt, das noch nicht verdorben war und das wir als Proviant gut gebrauchen konnten, und so deckten wir uns mit geräuchertem Fleisch und Würsten ein. Wir nahmen so reichlich, dass wir dies als Entschuldigung für eine frühe Rast hernahmen, denn es erschien uns sinnvoll, die Last aus unseren Taschen in unsere Bäuche zu verfrachten, wo sie, nach entsprechender Ruhezeit, leichter zu tragen war.
Als wir jetzt satt im Gras der Ebene saßen, träge angelehnt an sonnengewärmte Felsbrocken, musste ich zugeben, dass ich in den letzten Stunden sehr einsilbig gewesen war. Mir gingen natürlich die Ereignisse des Vortages im Kopf herum.
„Sagt mal“, begann ich endlich, „wenn ich das richtig verstanden habe, gibt es also zwei Welten, und durch das, was Lord Sylvan heraufbeschworen hat, ist ein heilloses Durcheinander entstanden?“
Der Zauberer nickte zögerlich. „Ja, so ungefähr. Es gibt nicht wirklich zwei Welten, sondern eher zwei Aspekte derselben Welt. Der eine ist die Welt wie wir sie kennen, der andere ist die dinglose Welt des Lichts. Der erste geht aus der zweiten hervor, und nach dem Tod gehen die Seelen der Menschen dorthin zurück, deshalb nennt man diesen Aspekt der Welt das Totenreich, weil sich dort der Zugang zum Licht befindet. Ich vermute, Lord Sylvan konnte sich nicht mit dem Tod seiner Gemahlin abfinden und wollte sie durch eine Beschwörung ins Leben zurückrufen. Dabei ist etwas wirklich schiefgegangen.“
„Warum hat er es überhaupt versucht?“
„Verzweiflung“, sagte der Zauberer bekümmert, „kann einen Mann zu den verrücktesten Taten treiben.“
„Und nun?“, fragte ich. „Geht die Welt jetzt unter?“
„Das befürchte ich. Das Totenreich liegt zwischen den beiden Aspekten der Welt. Dort, an der Grenze, ist der Riss im Weltgefüge durch Lord Sylvans Untat entstanden. Sie hat die natürliche Ordnung der Dinge zerstört. Er muss bei seinen Beschwörungen bis zu jener Grenze zwischen den Welten vorgedrungen sein, und seine monströse Gestalt, die es nicht geben dürfte, ist der sichtbare Ausdruck des Risses, den er dabei verursacht hat.“
„Das heißt, Lord Sylvan selbst ist der Riss?“
„Nein, der Riss besteht zwischen den Welten, aber der Lord ist durch einen Bann an ihn gebunden.“
„Also müsste das Ungeheuer getötet werden?“
„Nein, das würde nicht genügen. Die Untat des Lords muss rückgängig gemacht und dadurch der Riss geschlossen werden, sonst wird sich das Weltgefüge immer weiter auflösen, und nichts wird mehr sein wie es war. Die Toten werden mit uns wandeln, und die Lebenden werden wie Tote sein.“
Bei diesen Worten lief mir ein Schauer über den Rücken, obwohl sie mir recht theatralisch vorkamen.
„Und was sollen wir nun tun?“, fragte ich unbehaglich. „Was können wir überhaupt tun?“
Der Zauberer kratzte sich am Kopf. „Das ist mir auch nicht ganz klar.“
„Ich denke, Ihr wisst über diese Dinge Bescheid“, sagte ich ungehalten.
„Ja, ja, das weiß ich auch“, brummte er. „Aber das will alles gut bedacht sein. Ihr Laien stellt euch das zu einfach vor.“
„Mit anderen Worten, Ihr habt keine Ahnung, was zu tun ist.“
„Nicht im Moment“, sagte er kleinlaut.
„Großartig!“, rief ich und schleuderte einen Wurstzipfel ins hohe Gras. „Ihr müsst die Welt retten und habt keinerlei Plan. Aber was soll´s? Vielleicht ist es ja ganz lustig, wenn die Toten mit den Lebenden wandeln!“
„Erspart mir Euren Sarkasmus“, sagte der Zauberer. „Natürlich habe ich einen Plan. Was sucht Ihr da eigentlich?“
„Ich suche einen Wurstzipfel“, knurrte ich und fand ihn. „Wie lautet denn Euer famoser Plan?“
„Wir müssen den Rat der Zauberer aufsuchen. Zusammen werden wir sicher eine Lösung finden, denn meine Kollegen besitzen umfangreiche Kenntnisse über diese Dinge.“
„Wohl mehr als Ihr, was?“, rief ich höhnisch.
„Seid nicht so vorlaut!“, sagte er streng. „So ein kompliziertes und ungewöhnliches Problem erfordert bedächtiges Vorgehen und tiefes Nachdenken. Je mehr kluge Köpfe sich daran beteiligen, desto besser.“
„Und wo finden wir diese klugen Nachdenker?“
„Das ist allerdings eine Schwierigkeit“, gab er zu. „Wir Zauberer sind selten zusammen an einem Ort. Unsere Aufgaben bringen es mit sich, dass wir ständig in alle Himmelsrichtungen verstreut sind. Am besten ist es, wir gehen einfach los. Irgendwann werden wir auf einen von ihnen stoßen, dann auf den nächsten und so weiter.“
„Das nenne ich mal einen Plan!“, sagte ich feixend. „Wir gehen einfach los, und alles wird sich finden.“
„Genau.“ Er stand auf und reckte sich. „Packt Eure Wurst und Eure Spottlust ein und lasst uns aufbrechen.“
Wir wanderten den ganzen Tag über in östlicher Richtung und rasteten oft, was unsere Vorräte erheblich dezimierte. Meine Besorgnis, das Monstrum könnte uns verfolgen, versuchte der Zauberer zu zerstreuen.
„Es scheint, als wäre er an den Ort seiner Tat gebunden und könnte ihn nicht verlassen. Das wäre nicht ungewöhnlich, denn Flüche hängen oft an dem Ort fest, an dem sie entstehen.“
„Glaubt Ihr, er hat seine Gemahlin tatsächlich gefressen?“, fragte ich.
„Das kann ich nicht sagen, aber ich bezweifle es. Ihr Verschwinden ist sicher ein Resultat der unseligen Experimente ihres Gatten. Auch das werden wir aufklären müssen. Vielleicht ist es sogar notwendig, dass wir herausfinden, wo sie abgeblieben ist.“
Am späten Nachmittag stießen wir auf dichtere Baumbestände. Die Grasebene ging allmählich in Wald über. „Vor uns liegt der Wald von Yorn“, sagte der Zauberer. „Er ist ziemlich ausgedehnt. Wir werden Tage brauchen, um ihn zu durchqueren.“
„Was liegt jenseits davon?“
„Nach Osten hin fruchtbare Ländereien, das Hügelland, das ebenfalls Yorn genannt wird. Nach Norden hin liegen Sümpfe und Steppen, die sich bis zu den Bergen am Nordmeer erstrecken. Yorn ist ziemlich dicht besiedelt. Ich hoffe, dort auf einen meiner Kollegen zu treffen.“
„Was ist, wenn die Zauberer alle im Süden sind? Immerhin bewegen wir uns von dort weg.“
„Möglich wär´s. Aber eigentlich meiden wir die großen Städte des Südens. Zauberer werden dort gern in politische Geschäfte verwickelt. Eine Beschwörung hier, eine Intrige dort, man hat nur Ärger damit, denn Feinde macht man sich immer. Trotzdem kann es sein, dass sich Zauberer dort aufhalten, aber irgendwo müssen wir ja anfangen, nach ihnen zu suchen, und wenn wir erst mal einen gefunden haben, wird sich unser Wissen schon verdoppeln.“
Oder verzehnfachen, dachte ich, denn ich hegte den Verdacht, dass sich mein Begleiter nicht gerade am oberen Ende der Rangordnung seiner Kollegen befand. Außerdem beschäftigte mich der Gedanke, was eigentlich für mich bei der ganzen Sache heraussprang. Die Welt retten, na schön, aber wer dankt es einem und in welcher Form?
Als ich den Zauberer fragte, ob wir denn im Erfolgsfall eine Belohnung zu erwarten hätten, schmunzelte er.
„Das kann man nie wissen. Die Dankbarkeit der Menschen ist unberechenbar. Ich erinnere mich an eine Geschichte über einen Ritter, der seinem König einen großen Dienst erwiesen hatte. Zur Belohnung wurde er vollständig mit Goldmünzen überschüttet. Dabei saß er auf seinem Pferd und hatte noch einen Speer in der Hand, der seinen Kopf überragte.“
Ich riss den Mund auf. „Das muss eine Menge Gold gewesen sein!“
„In der Tat.“
Mir wurde fast schwindlig, als ich mir vorstellte, dass es mir wie diesem glücklichen Ritter gehen könnte. Am liebsten hätte ich mich in die Sonne gelegt und diesen Traum in allen Einzelheiten ausgekostet. Ich malte mir genüsslich aus, wie ich Noch! Noch! gerufen hätte, weil die Speerspitze immer noch unbedeckt war.
Dann ernüchterte mich der Gedanke, dass der Zauberer mir so etwas nur erzählte, um sich meiner Unterstützung zu versichern. Ich nahm mir vor, skeptisch zu bleiben und bei allem vorzüglich eines zu suchen: meinen Vorteil.
Nach der Eintönigkeit der Grasebene war es zunächst sehr angenehm, durch den Wald zu wandern. Kleine und größere Baumbestände wechselten mit sonnenbeschienenen Lichtungen ab, wo Tausendgüldenkraut und Waldröschen rosa und purpurn blühten und Bienen und Käfer hübsche Konzerte gaben. Gegen Abend jedoch, als wir immer weiter in den Wald vordrangen, wurden die Lichtungen seltener und verschwanden schließlich ganz. Wir befanden uns in einem steten Dämmerlicht, denn das Licht der Sonne, die noch gar nicht untergegangen war, ließ sich jenseits des Daches aus dichtem Laub, das die immer mächtiger werdenden Stämme der uralten Bäume trugen, kaum noch erahnen.
Diese beständig sich vertiefende Düsternis behagte mir, der die offenen Landschaften des Südens gewohnt war, wenig. Nicht, dass ich mich gefürchtet hätte, aber eine gewisse Beklemmung ließ sich nicht leugnen.
„Wo werden wir heute Abend eigentlich bleiben?“, fragte ich besorgt. „Haben wir den Wald bald durchquert?“
„Wo denkt Ihr hin?“, rief der Zauberer und lachte. „Wir befinden uns an seinem äußersten Rand und werden Tage brauchen, um ihn zu durchqueren. Das habe ich Euch doch schon gesagt.“
„Aber dann müssen wir hier im Wald übernachten!“, rief ich.
„Natürlich.“ Er sah mich von der Seite her an. „Was ist? Fürchtet Ihr Euch?“
„Keineswegs!“, sagte ich hitzig. „Aber eine gewisse Beklemmung lässt sich …“
„Macht Euch keine Sorgen“, unterbrach er mich schmunzelnd. „Der Wald ist weit weniger gefährlich als die Leute aus den zivilisierteren Gegenden gemeinhin annehmen.“
Ich fand das nicht sehr beruhigend. Irgendwoher müssen die Schauergeschichten über Wälder schließlich kommen.
Inzwischen wirkte alles immer undurchdringlicher. Hexenkraut zerrte an meinem Gewand. Efeu rankte sich um die Stämme herum, was darauf schließen ließ, dass Menschen lange nicht oder noch nie dieses Dickicht durchdrungen hatten. Was mochte in dieser Finsternis lauern? Ich vermeinte, Gesichter in den Stämmen und Wurzeln der Bäume zu sehen, und hatte den Eindruck, als bewegten sie sich. Brennende Blicke unmenschlicher Augenpaare glaubte ich auf meinem Rücken zu spüren. Ständiges Geraschel im Verborgenen tat ein Übriges, um meine Nerven zu strapazieren. Ich konnte nicht begreifen, wie mein Begleiter so seelenruhig und zuversichtlich voranschreiten konnte.
Immerhin fand er tatsächlich einen gangbaren Weg durch dieses Labyrinth von Bäumen und Sträuchern. Möglicherweise halfen ihm seine magischen Künste dabei. Ich hielt mich direkt hinter ihm, denn der Gedanke, meinen Führer durch diese Waldhölle zu verlieren, war grauenerregend.
Nach einer Weile wurde der Baumbestand endlich wieder etwas lichter. Wir konnten ungehinderter ausschreiten, und ich beruhigte mich ein wenig, obwohl immer noch die Frage des Nachtquartiers ungeklärt war.
„Gibt es vielleicht eine Herberge in der Nähe?“, fragte ich hoffnungsvoll. Die Verhältnisse in einem großen Wald waren mir weitgehend unbekannt, aber ich hatte etwas gesehen, das mich erwartungsvoll stimmte.
Der Zauberer lachte. „Ihr scherzt wohl! Wir befinden uns mitten in der Wildnis, falls Ihr das noch nicht bemerkt habt.“
„Aber“, sagte ich und fühlte mich in diesem Augenblick dem Alten weit überlegen, „da vorne ist doch ein Haus!“ Ich deutete auf ein mit Grassoden bedecktes Dach, das durchs Laubwerk der Bäume deutlich zu erkennen war.
„Potzdonner und Blitz!“, rief der Zauberer. „Ihr habt recht! Da soll mich doch …“ Er kratzte sich verwirrt unter seinem Bart. „Mir ist nichts davon bekannt, dass in diesem Teil des Waldes jemand lebt. Höchst verwunderlich, das! Höchst verwunderlich!“
„Nun“, sagte ich von oben herab, „Ihr könnt eben nicht alles wissen. Vielleicht hat sich erst kürzlich jemand hier angesiedelt, und es hat sich noch nicht bis zu Euch herumgesprochen.“ Die Aussicht auf ein Dach über dem Kopf für die Nacht hatte meine Gemütslage erheblich aufgehellt, und ich schlug dem Alten freundlich auf die Schulter. „Nehmt´s leicht! Die eine oder andere Wissenslücke ist auch für einen Zauberer …“
„Ihr wisst nicht, was Ihr redet!“, unterbrach er mich unwirsch. „Hier hat nie jemand gelebt, und es ist auch nicht vorgesehen, dass jemand hier lebt.“
„Was heißt vorgesehen?“, fragte ich ärgerlich. „Wollt Ihr etwa behaupten, dass es ein Gesetz dagegen gibt, sich eine Hütte im Wald zu bauen?“
„Man könnte es so nennen. Nur Elfen dürfen in diesem Wald siedeln. Ohne ihre Erlaubnis darf sich niemand hier niederlassen.“
„Elfen?“, fragte ich interessiert. „Hier leben Elfen?“
„Natürlich. Der Wald von Yorn ist ihr Gebiet.“
„Vielleicht wohnt ein Elf in der Hütte. Lasst uns nachsehen!“
Der Zauberer sah versonnen zu dem Häuschen hinüber, hinter dem man eine größere Lichtung im letzten Abendlicht erkennen konnte. Seltsamerweise stand es zwischen den Baumstämmen, als ob der Bewohner bewusst die Deckung, die sie boten, bevorzugt hätte. „Elfen wohnen nicht in Bretterhütten, mein Freund. Aber Ihr habt recht, lasst uns nachsehen.“
Vorsichtig schritt er auf die Hütte zu, und ich folgte ihm, womöglich noch vorsichtiger. Die hintere Position kam mir sehr entgegen, denn so konnte ich leichter verschwinden, falls sich der Bewohner dieses einsamen Ortes als über die Maßen unfreundlich erweisen sollte.
Wir gelangten bis zur Hütte, ohne dass sich in ihr etwas gerührt hatte. Zumindest bemerkten wir nichts davon. Die Fensterläden waren verschlossen, sodass wir nicht ins Innere spähen konnten.
„Was nun?“, fragte ich. „Sollen wir klopfen?“
„Hm“, machte der Zauberer und zupfte unschlüssig an seinem Bart.
Plötzlich und ohne Vorwarnung wurde die Tür des Häuschens mit einem Ruck aufgerissen, und eine heisere Stimme krähte: „Hoho! Was haben wir denn da? Zwei Besucher, und was für schmucke!“
Mir war der Schreck in alle Glieder gefahren. Wie erstarrt stand ich da, während eine grausige Gestalt aus der Hütte gesprungen kam. Ich konnte nur graue und bunte Fetzen erkennen, die um uns herumwirbelten, und ich befürchtete, ein sprachbegabtes Untier oder ein Dämon wollte uns zerreißen. Aber als die Gestalt etwas zur Ruhe kam, entdeckte ich zu meiner Verblüffung, dass es sich um eine alte Frau handelte, offenbar recht drahtig und rüstig, ihrem Gehopse nach zu urteilen. Ihr braunes Gesicht wurde von vielen Fältchen durchzogen und von einer grauen Mähne umrahmt, die sie sich schwungvoll und, wie ich fand, mit einer gewissen Affektiertheit immer wieder über die Schulter warf. Gekleidet war sie in einen Kittel aus lauter bunten, zusammengeflickten Fetzen, in einer augenscheinlich sinnlosen und völlig willkürlichen Zusammenstellung. Er reichte vom Hals bis zu den Füßen und wurde um die Hüften von einem schlichten Seil zusammengehalten. Insgesamt bot diese Frau einen kuriosen, aber harmlos wirkenden Anblick, und ich entspannte mich.
Meinem Gefährten schien es ebenso zu ergehen. Er glotzte die sonderbare Hausherrin an und lächelte dabei etwas einfältig, wie ich fand.
Sie deutete mit einem dürren Finger auf ihn. „Ah, ein Zauberer!“ Dann deutete sie auf mich. „Und ein Nichtsnutz.“
Zwar war ich solche Kränkungen gewöhnt, aber hier, mitten in der Wildnis, von einem derartig skurrilen Wesen beleidigt zu werden, empfand ich dann doch als starkes Stück. „Ich wüsste nicht …“
„Mund halten, Bürschchen!“, fuhr sie mich an. „Wenn ich den Herrn Magier in mein Haus bitten dürfte …“ An mich gewandt: „Du kannst auch kommen, wenn es sich nicht vermeiden lässt.“
Damit verschwand sie in der Hütte.
Ich sah meinen Begleiter an. „Also, ich muss schon sagen!“, flüsterte ich erbost. „Was haltet Ihr davon?“
Er grinste immer noch etwas dümmlich. „Ich glaube, sie ist eine Erdfrau.“
„Aha. Und was bedeutet das?“
„Erdfrauen sind im Grunde wie Zauberer, nur dass sie nicht zur Gilde gehören und etwas unberechenbar sind. Einige Meister haben Bedenken gegen weibliche Ausübende der Zauberkunst. Ich natürlich nicht!“, fügte er hastig mit einem Blick auf die Tür hinzu. „Aber manche halten die Erdfrauen für zu unabhängig, um sich vorschriftsmäßig in die Gildenordnung einzufügen.“
„Kann ich mir vorstellen“, brummte ich. „Diese alte Hexe beleidigt mich ohne jeden Grund und …“
„Mäßigt Euch!“, flüsterte der Zauberer eindringlich. „Nicht Hexe. Erdfrau! Erdfrau! Ihr tätet gut daran, sie nicht zu verärgern. Erdfrauen können sehr viel Macht besitzen.“
„So?“ Ich warf einen argwöhnischen Blick zur Tür hinüber. „Ich würde sagen, wir sollten verschwinden.“
„Was ist?“, krähte es aus der Hütte. „Mögen die Herren kein Bier?“
Wir traten ein.