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2.4 TextualitätTextualität 2.4.1 Kohäsion und Kohärenz im Zusammenhang

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Den oben gezeigten, recht „künstlichen“ Beispielen kohäsiver, aber nicht kohärenter Texte zum Trotz: In der Praxis ist die große Mehrzahl der Texte sowohl kohäsiv als auch kohärent, schon allein aufgrund des Kohärenzkriteriums der Beibehaltung von DiskursgegenständenDiskursgegenstand, die dementsprechend auch wiederholt im Text sprachlich bezeichnet werden und somit Kohäsion erzeugen. Wir betrachten daher die Kohäsion (an der Textoberfläche sichtbare Verknüpfung) allgemein als die linguistische Reflexion von Kohärenz – der unter der Textoberfläche liegenden, vom Rezipienten zu rekonstruierenden, inhaltlichen Verknüpfung. Damit ergibt sich als wichtiger Unterschied zwischen beiden, dass die Wahrnehmung der Kohärenz das (zwangsläufig subjektive) Interpretieren des Textes voraussetzt, während die Kohäsion als Eigenschaft des Textes von allen Sprachbenutzern gleichermaßen beobachtet werden kann, auch wenn sie sich nicht wirklich mit dem Textinhalt auseinandersetzen.

Die Verbindung zwischen Kohäsion und Kohärenz ist eng, aber nicht zwingend, denn Texte können durchaus auch kohärent sein, ohne dabei auf kohäsive Mittel zurückzugreifen. Dafür nennt Redeker (1990) diese zwei kurzen Beispiele:

 (2.15) Sally is crying. Nanny has thrown out the time-worn teddy bear. The holes were getting too large to fix.

 (2.16) Take those dirty shoes off. There‘s a brand-new carpet in the hallway. Mom‘s ALREADY mad at me.

Zu 2.15 ist anzumerken, dass die definiten NPs the teddy bear und insbesondere the holes durchaus als kohäsionsstiftend betrachtet werden können (bei the holes handelt es sich um einen ‚indirekten Verweis‘1 auf teddy bear); dennoch ist nicht zu leugnen, dass beide Texte sicherlich nur minimal kohäsiv, dabei aber durchaus kohärent sind – wir haben bei der Lektüre keine Schwierigkeiten, naheliegende inhaltliche Verknüpfungen zwischen den Sätzen zu konstruieren. Die Leichtigkeit dieser Aufgabe hängt dabei durchaus von der jeweiligen Kohärenzrelation ab. Eine Kausalrelation kann, wie gesehen, per Weltwissen oft problemlos inferiert, also erschlossen, werden. Für die Relation Concession hingegen scheint die explizite Signalisierung durch einen KonnektorKonnektor (also durch ein kohäsionsstiftendes Mittel) schlicht unumgänglich:2

 (2.17) Die Sonne schien uns schon seit Stunden bei der Arbeit auf den Kopf. Dennoch verging uns die gute Laune nicht.

 (2.18) Die Sonne schien uns schon seit Stunden bei der Arbeit auf den Kopf. Die gute Laune verging uns nicht.

Die unverknüpfte Satzfolge (die sog. ‚asyndetische VerknüpfungAsyndetische Verknüpfung‘) in 2.18 wird mit hoher Wahrscheinlichkeit völlig anders interpretiert als 2.17. Weil die Konzessionsbeziehung eine recht komplexe ist, benötigen wir als Leser ein explizites sprachliches Signal, um sie zwischen zwei Aussagen herzustellen. Für Beispiel 2.17 lässt sich der Zusammenhang so umschreiben: „Eigentlich gilt, wem die Sonne bei der Arbeit auf den Kopf scheint, der wird schlecht gelaunt; in der aktuellen Situation gilt die Regel aber ausnahmsweise nicht; wir sind bei Arbeit und Sonnenschein gut gelaunt.“

Kohäsion und Kohärenz stellen die wichtigsten Charakteristika von Texten dar, doch sie sind nicht die einzigen.

Korpusgestützte Textanalyse

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