Читать книгу Das Sagenland - Maniko Htovárh - Страница 6
Tim und Sandy
ОглавлениеDer Korb setzte suchend seine Reise fort. Er wurde von Resa beauftragt, einen geeigneten Platz für die Königstochter zu finden. Darum flog er weit über die Grenzen des Sagenlandes hinaus, immer weiter und weiter, bis er mit dem Kind in die Menschenwelt gelangte.
Wie ein Komet raste er auf die Erde zu, landete sanft am Eingang eines Klosters und schmolz winzig klein in sich zusammen, wodurch er das Kind frei gab und nicht mehr auffindbar war.
Es war eine laue Frühlingsnacht, schon warm genug um den Sternenklaren Himmel zu bewundern, aber noch leichter Wind frischte immer wieder auf.
Zu der Zeit saßen gerade die Nonne Betti und ihre Schwester Sandy im Klostergarten und sprachen darüber, dass Sandy und ihr Mann Tim sich dazu entschieden haben, ein Kind zu adoptieren.
Sandy war eine hübsche Frau, gerade mal 30 Jahre jung, mit langen hellbraun-rötlichen Haaren die sie hochgesteckt trug, und Smaragdgrünen Augen. Sie arbeitete als Steuerberaterin. Und Tim, ihr Mann, ein stattlicher Kerl mit dunkelblonden Haaren und blau-grauen Augen, 32 Jahre alt, war einer der besten Polizisten der Stadt. Beide wünschten sich nichts sehnlicher als ein Kind. Jedoch blieb ihnen dieser Wunsch verwehrt, da Sandy keine Kinder bekommen konnte. Diese Nachricht war für das junge Paar ein Schock. Doch weil die beiden unbedingt ein Kind haben wollten, entschieden sie sich für eine Adoption. Nun wollte Sandy von ihrer Schwester ein paar Kontaktstellen haben, an die sie sich wenden konnten, denn wenn sie schon ein Kind adoptierten, dann eines aus einem Waisenheim.
Während Sandy und Betti so auf der Bank im Klostergarten saßen und sich unterhielten, war auf einmal ein Licht am Himmel. Beide dachten es sei eine Sternschnuppe und hielten ihren Blick darauf. Doch als das Licht immer näher und bis vor das Kloster kam, standen die zwei Frauen auf und liefen zum Haupteingang des Klosters.
Nachdem das Licht erlosch, trafen Sandy und Betti am Eingang ein, öffneten die Tür und konnten ihren Augen nicht trauen. Da lag ein Baby auf der Treppe.
>>Wie kommt das denn hier her?<<, fragte Sandy.
In den Himmel schauend, hielt sich Betti die Hände in einer betenden Geste zusammen: >>Gott schickte es.<<
Sandy warf sogleich ihr Tuch, welches sie um den Schultern trug, auf das Baby: >>Es ist ganz nackt. Wir bringen es erst einmal rein.<<
Während sie mit dem Baby ins Kloster ging, empfing sie, wie einen Geistesblitz, einen Gedanken den Resa Kiara mit auf den Weg gab, ´Ihr Name ist Kiara. Behüte sie gut.´
Sandy blieb stehen, schaute das Baby an und fragte sich, was das eben war. Flüsternd sprach sie den Namen aus: >>Kiara.<< Das Baby lächelte.
>>Was?<<, fragte Betti, >>Hast du was gesagt?<< >>Ich weiß nicht wieso, aber ich glaube ihr Name ist Kiara.<<, antwortete Sandy zögerlich.
Betti schaute verwundert: >>Bitte? Wie kommst du denn darauf?<<
Sandy erzählte von der Eingebung und dass das Kind lächelte, als sie ihren Namen sagte.
Betti hob die Augenbrauen: >>Eine Eingebung? Nun ich glaube diese Kind ist ein Geschenk des Himmels für euch zwei.<<
Sandy konnte das nicht glauben und winkte ab: >>Vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet? Oder Kiara?<<
Und wieder lächelte das Baby ihr zu. Betti sah es diesmal. Lächelnd nickte sie Sandy zu: >>Ich denke, dass du dir das nicht eingebildet hast, Sandy. Ich sage, Gott hat die kleine, süße euch geschickt.<<
Sandy wickelte Kiara in eine Decke, die ihr Betti reichte. Sie rief Tim an und erzählte ihm von diesem unglaublichen Vorfall.
>>Und was willst du jetzt machen?<<, fragte Tim. >>Ich werde sie erst einmal mit nach Hause nehmen. Wenn sie ausgesetzt wurde, ist es das Beste. Oder was meinst du, was das Baby mitten in der Nacht vor dem Kloster will, oder wie es dahin kommt?<<
>>Na gut. Bring sie mit und dann sehen wir weiter.<<, stimmte Tim Sandy zu.
Gesagt, getan. Sandy nahm Kiara mit zu sich.
Tim war schon ganz aufgeregt. Seit Sandys Anruf lief er im Wohnzimmer auf und ab. Das ticken der Uhr wurde immer lauter und er dachte: ´Ein Baby, ob es wirklich ausgesetzt wurde? Dann könnten wir es behalten. Ist das denn ein Zufall?´
Er rannte seiner Frau gleich entgegen, als diese mit dem Baby auf dem Arm zur Tür herein kam. Er konnte es nicht erwarten, sich das Kind anzusehen. >>Sie ist bezaubernd.<<, sagte Tim. Kiara schaute die beiden, die so verzückt von der kleinen waren, mit ihren großen dunklen Augen an, >>Ich erkundige mich morgen sofort auf dem Revier, ob ein Kind vermisst wird. Und wir müssen es unbedingt dem Jugendamt melden. Und dann sehen wir weiter. Ach Sandy, Schatz, ich will dir nicht zu große Hoffnung machen, aber wer weiß, vielleicht ist es ja ein Wink des Schicksals?<<
Tim und Sandy lebten in einem Haus in der kleinen Stadt Loen. Ihr Haus war ein typisches Einfamilienhaus, wie es hier in der Stadt viele solcher Häuser gab. Es hatte zwei Stockwerke und ein ausgebautes Dach. Das Haus war weiß verputzt und das Giebeldach trug rote Schiefer.
Im Vorgarten befanden sich zwei Blumenbeete, die der Jahreszeit entsprechend mit Blumen bepflanzt wurden, und eine Eiche, die schon lange vor der Erbauung des Hauses dort stand und im Hochsommer kühlen Schatten spendete.
Die Haustür war genau so typisch für diese Stadt.
Sie war aus rot-braun lackiertem Holz mit zwei großen Glasscheiben.
Im Haus zog sich der Flur, als Zentraler Punkt des Hauses, vom Eingang nach hinten zu einer Tür, die genau so beschaffen war wie die Eingangstür. Durch diese Tür gelangte man in den großen Garten hinter dem Haus, welcher von einem braunen Zaun mit breiten Latten umzäunt war.
Rechts im Flur führte eine Treppe zum ersten Stock, wo, auch von einem zentralen Flur aus, vier Zimmer zu erreichen waren. Das Schlaf-, das Kinder-, sowie Sandys Arbeitszimmer und das Bad.
Vor dem Arbeitszimmer bog der Flur links ab und es führte eine schmale Treppe zum Dachgeschoss. Dieses war zur Hälfte für Gäste ausgebaut. In der anderen Hälfte lagerten sämtliche Sachen die sich im Laufe der Zeit so ansammelten, in Kartons, Truhen oder Koffern.
Im Erdgeschoss ging es rechts vor der Treppe zum großen Wohnzimmer, dass zur Straße hin zwei kleinere Fenster, und zum Garten hin ein großes Panoramafenster mit einer Terrassentür hatte, durch die man natürlich gleich auf die Terrasse und in den Garten gehen konnte. An der Wand stand eine große Schrankwand aus Mahagoni-Holz. Der Teppich war Beige Farben und die Couch aus hellbraunem Velours.
Vom Flur aus links kam man in die Küche. Sie war genau so groß wie das Wohnzimmer und beherbergte jede Menge Küchenutensilien und den dafür notwendigen Stauraum. Eine große Küchenzeile mit den dazu gehörigen Hängeschränken waren an der Wand gegenüber der Tür. Die Fenster waren hier genauso wie im Wohnzimmer, nur dass es hier kein Panoramafenster gab. Dafür war es ein großes Fenster, unter dem die Spüle und der Herd standen.
Der Esstisch stand mittig und es fanden sechs Stühle ihren Platz um ihn. Unter den zwei kleineren Fenstern zur Straße zu, standen Unterschränke, in denen Töpfe, Pfannen und weitere Küchenhelfer ihren Platz fanden. Der Kühlschrank mit seinem großen Gefrierschrank stand rechts neben der Tür.
Tim erkundigte sich am nächsten Tag in der Arbeit, ob es eine Anzeige über ein vermisstes Kind gab, mit einem negativen Ergebnis. Auch benachrichtigte er das Jugendamt, die sich der Sache erst einmal annahmen. Aber da kein Kind vermisst wurde, und auch das Jugendamt sich nicht erklären konnte, wo es herkam, waren die Behörden damit einverstanden, dass Kiara bei den beiden blieb.
Die zwei waren überglücklich, auch wenn sie sich das
ganze noch immer nicht recht erklären konnten.
So kam Kiara in ihre neue Familie und hieß von nun an Kiara Brave.