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Mefatho

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Die Jahre vergingen wie im Flug. Niemand wusste, wo sich Kiara aufhielt. Helos sorgte für den Unterschlupf der Krieger, die sich auf die Rückkehr der Königstochter vorbereiteten, sowie für all diejenigen, die hinter ihm standen.

Im Rimosgebirge, Zweiundvierzig Tagesritte von Taros´ Burg entfernt, mit Quellen, einem Bach und einem See, Wald, Wiesen und Feldern, war ihr zu Hause.

Im großen Rimosfelsen erschufen sie den Felstempel. Kleine Schluchten führten zu dem Haupt-, Seiten- und dem Nebeneingang.

Das Tor des Haupteinganges war mit Fels überdeckt, damit man es nicht als Tor erkannte. Der Seiten- und Nebeneingang hatte Toraufschüttungen, das waren Schiebetore mit Felsgestein bedeckt.

Im Wald, innerhalb des Rimosgebirges, gab es Getreidefelder, die von den Leuten bewirtschaftet wurden, welche sich dort niederließen und Dörfer errichteten.

Auch außerhalb des Rimosfelsens gab es Dörfer, dessen Bewohner bei Gefahr in das Rimosgebirge flüchteten. Alle arbeiteten zusammen und warteten auf den großen Tag, an dem Kiara zurückkehrte, so wie es geschrieben stand.

Jaron, der kleine Junge den Resa einst sah, hatte sich zu einem stattlichen Kämpfer entwickelt. Er trainierte jeden Tag und lehrte jeden Neuankömmling die Kunst des Kampfes, so wie auch er sie gelehrt bekommen hatte, von einem großen, doch schon verstorbenen Krieger.

Dieser Krieger hieß Mefatho, er kämpfte einst gegen Mertus, einem Achtarmigen Zyklopen.

Mertus war so groß wie eine Scheune und hatte riesige, spitze Zähne. Zweimal die Woche suchte er Dörfer auf und verspeiste Schweine, Kühe und Schafe. Und zwar so viele wie er konnte.

Immer zu Vollmond verlangte er das jüngste Kind des Dorfes, welches er zuletzt aufsuchte, um in dem jungen Blut zu baden, nachdem er zunächst dessen Kopf abbiss. Dass versprach ihm ein unendliches Leben.

Mefatho stellte diesem Ungeheuer lange Zeit nach und als er wusste, aus welchem Dorf er das nächste Kind erwartete, stellte er ihm eine Falle.

Mefatho füllte den Kadaver eines frisch geschlachteten Ferkels mit Gift, welches er von den Kiada erhielt. Damit der Kadaver aussah wie ein Kleinkind, wickelte er diesen in Tücher, und ging damit in den Wald, um es Mertus zu bringen.

Mertus nahm Mefatho dieses angebliche Kleinkind ab, nachdem er Angst einflößend brüllend auf ihn zugekommen war.

Er nahm den Kadaver und biss ihm sogleich gierig den Kopf ab. Aber als er bemerkte, dass kein Blut aus dem Kadaver kam, wurde er böse und griff Mefatho an. Jedoch wirkte das Gift recht schnell, so das Mertus etwas benommen war und zu taumeln begann. Just in dem Moment schlug Mefatho zu.

Er rannte unter Mertus durch und hieb ihm dabei seine Axt und sein Schwert in die Beine, dann drehte Mefatho sich blitzschnell um und rannte erneut unter Mertus durch. Dabei zerschnitt er ihm seine Achillessehnen und Mertus ging zu Boden.

Mertus versuchte Mefatho mit seinen Fäusten zu erschlagen, doch Mefatho war flink.

Er schaffte es jeder Faust zu entkommen und sprang von einem Arm des Mertus zum anderen. Immer wieder hieb er dabei sein Schwert oder seine Axt tief in einen von Mertus´ Armen, bis schließlich eine Faust nach der anderen abgetrennt waren.

Mertus wurde, berauscht von dem Gift und durch die schweren Verletzungen, immer schwächer und verlor durch seine Wunden viel Blut. Als er zu Boden taumelte, trennte im Mefatho schließlich, mit kräftigen hieben seiner Axt, den Kopf ab.

Mertus löste ein leichtes Beben aus, als er auf den Boden prallte. Sein Kopf kullerte davon, direkt auf einen Baum zu, wo er liegen blieb.

Die Dorfbewohner huschten herum als sie das Beben wahr nahmen. Der Boden schwankte leicht unter ihren Füßen. Sie spürten, dass Mefatho Mertus erlegt haben musste und rannten voller Erwartungen zur Lichtung im Wald. Dort sahen sie den Kopflosen Mertus liegen. Ein Ältester wollte Mertus´ Kopf, der am Baum liegen geblieben war, in die Luft reißen und triumphieren, aber er schaffte es nicht. Der Kopf war zu schwer und zu groß, dass drei weitere Männer ihm helfen mussten. Mefatho wurde umjubelt und es wurde ein Fest zu seinen Ehren gefeiert. Mertus´ leblosen Körper, sowie alles was zu ihm gehörte, verbrannten die Dorfbewohner und sangen und tanzten dabei. Zu diesem Zeitpunkt kam Helos in das Dorf.

Er war schon seit längerem auf der Suche nach Jaron.

Helos fragte die Dorfbewohner, was sie denn feierten und diese erzählten Helos alles und luden ihn ein am Fest teil zu nehmen. Dort lernte Helos Mefatho kennen. Die beiden kamen ins Gespräch über viele Dinge. Unter anderem erzählte Helos von seiner Suche und dass Jaron einst ein großer Krieger sein solle, und dass er für seine Ausbildung einen großen Kämpfer wie Mefatho brauche. Mefatho war ein großer Anhänger des gefallenen Königs Eron und beschloss mit den Worten >Auch ich werde irgendwann im Feuer liegen, so wie der Mertus jetzt.<, dass er gerne dieser Ausbilder sei und sein Wissen zur Rettung des Landes gerne weiter geben wollte.

Zusammen machten sich die zwei auf den Weg Jaron zu finden und wurden über die Zeit sehr enge Freunde.

Nach ungefähr einem halben Jahr kamen die beiden in eine kleine Stadt in der Nähe der Lilne, in der noch alles in Ordnung zu sein schien, was wohl daran lag, dass der Wald der Arkwede, der sich auch in der Nähe befand, einen besonderen Schutz für die Stadt darstellte. Zumindest noch! Sie liefen die gepflasterte Straße entlang, die sich zwischen Ziegel- und Lehmhäusern entlang schlängelte, Richtung Stadtzentrum. Hier gab es einen typischen kleinen Markt. Händler boten in kleinen Buden oder mit ihren beladenen Karren ihre Waren an. Kleidung, Waffen, Töpfe und Pfannen, Fleisch, Obst und Gemüse. Kinder tobten herum und spielten mit einem alten, ausgefransten Lederball.

Musiker spielten auf ihren Instrumenten und einige Kinder tanzten dazu.

Andere bewunderten die Gaukler und Feuerspucker. Und wieder andere rannten, mit ein paar Talern in der Hand, zum Bäcker, welcher am hinteren Ende des Marktes, Richtung Stadt auswärts, seinen Bäckerstand hatte. Es duftete nach frisch gebackenem sowie den hier traditionell gebackenen Buluna-Honig-Brot. Ein Weißbrot, welches mit ein wenig Buluna-Honig zubereitet war. Das gab ihm den einzigartigen und vollmundigen, leicht süß-herben Geschmack.

Die Bulunas waren dreimal so groß wie normale Bienen und hatten eine hell glänzende, gelbe Behaarung. Sie hatten keine Stacheln, dafür riesige Beißzangen, mit denen sie Nüsse und Zapfen öffnen konnten, um an die innen liegenden Samen zu gelangen, die sie zu Honig verarbeiteten. Normalerweise lebten die friedlichen Bulunas wie Vögel auf den Bäumen im Wald vor der Stadt.

Nur zweimal im Jahr zogen sie sich in ihre Erdhöhlen zurück um ihre Jungen zu bekommen.

Dafür wurde die Erdhöhle mit Honig gefüllt, als erste Speise des Nachwuchses. War der Nachwuchs ausgeflogen, so standen die Erdhöhlen bis zur nächsten Einkehr leer und der Honig würde vertrocknet und zu Staub zerfallen sein.

Also ernteten die Bewohner den Honig und verarbeiteten ihn weiter. Da der Honig jedoch nicht lange hielt, wurde er für das Backen von Brot und Lebkuchen verwendet. Diese Backwaren waren dann sehr lange haltbar und schmeckten einzigartig.

Mefatho und Helos gingen zum Bäckerstand, auch sie wollten welches von diesem unglaublichen Brot mit auf ihre Reise nehmen. Da fiel Helos ein Junge auf.

Er sah genauso aus wie der Junge, den er in seiner Vision sah, als Resa ihren Zauber aussprach. Ein kleiner, schmächtiger Junge mit alten verdreckten Lumpen. Barfuß stand er in einer Pfütze und beobachtete den Bäckerstand. Als die Bäckerin zum Ofen ging, lief der Junge flink hinüber zum Stand und versteckte sich auf der rechten Seite.

Ein kleines Mädchen, das gerade mal über den Tresen schauen konnte, reichte dem Bäcker einen Taler.

Der dicke Bauch des Bäckers wackelte, wie ein Fass das auf einem Karren hin und her rollte, als er zum lachen anfing, weil das kleine Mädchen, voller Gier, sofort nach dem heißen Lebkuchen griff und ihn mit einem jauchzenden >Aua< wieder weg warf.

Die Bäckerin stellte das gerade aus dem Ofen geholte Blech ab, drehte sich um, haute ihrem Mann leicht auf den Kopf und blickte ihn böse an.

Ihr gefiel wohl nicht, dass der Bäcker über das kleine Mädchen lachte. Diese Situation nutzte der kleine Junge aus.

Er griff über die Theke, nahm sich ein frisches Buluna-Honig-Brot und rannte rechts um den Bäckerstand. Helos lief schnell links um den Bäckerstand und schnappte Jaron gerade noch am Ohr. Gesicht verzerrend rief Jaron: >>He, was soll das? Ich habe doch gar nichts getan.<<

>>So so, Brot stehlen ist also gar nichts?<<, fragte Helos und schleifte Jaron mit sich zurück zum Stand, wo Mefatho gerade ein paar Brote kaufte.

Helos nahm Jaron das Brot ab, legte es auf den Tresen und sagte zu Mefatho: >>Hier, zahle bitte eines mehr.<<

>>Hat der Bengel etwa gestohlen?<<, wollte die Bäckerin wissen.

>>Nein gute Bäckerin, er vergaß nur sein Geld mit zu nehmen. Deswegen legen wir es ihm aus. Und wir kaufen noch ein paar von Ihren köstlichen Lebkuchen. Wenn es keine Umstände macht.<<

Die Bäckerin war von Helos´ freundlichen Art gerührt: >>Na, wenn das so ist. Aber das mir dieser Junge ja nicht wieder unter die Augen kommt!<<

Helos lächelte und nahm die Lebkuchen die ihm der Bäcker gab, dann zahlten sie und gingen ihres Weges, Jaron immer noch am Ohr ziehend.

>>Nun lassen sie mich doch bitte los.<<, bat Jaron als sie die Stadt verlassen hatten. >>Nur wenn du versprichst, nicht weg zu laufen.<<, sprach Mefatho scharf. Jaron musterte ihn. Er betrachtete sein Schwert und sein strenges Gesicht, welches einen Schnauzer hatte, der genauso grau war wie seine Haare.

Jaron überlegte kurz. Er dachte, dass die Männer ihm sicher nichts böses wollten, da sie ihm halfen und ihn nicht verpetzten. So willigte er ein: >>Ja. Ich laufe nicht weg. Aber was wollt ihr von mir?<<

Die Männer stellten sich vor und baten Jaron an mit ihnen zu gehen, da er allein war und keine Familie hatte. Sie gaben ihm Brot und Wasser und sprachen mit ihm über Taros und Resa, Eron und Chena.

Der Junge hatte schon vieles gehört, von Reisenden und von Kriegern die sich auf dem Marktplatz unterhielten. Er selber hatte seine Eltern verloren, als Taros´ Männer sein Dorf angriffen. Da ist er weggelaufen.

Hier in der Stadt fand noch kein Überfall statt, aber Jaron hatte auf seinem Weg zur Stadt gesehen, wie sich die Landschaft verändert hatte, in der Taros schon eingefallen war. Er kannte die Wälder, Wiesen und Felder, durch die der Quais fließt, und wusste was das vergiftete Wasser angerichtet hatte. Jaron war jung, aber gewiss nicht dumm. Daher beschloss er mit den Männern zu gehen. Immerhin hatte er nichts zu verlieren. Von Helos lernte er Lesen, Schreiben, Rechnen und vieles mehr. Mefatho lehrte Jaron zu kämpfen, wie es sonst keiner konnte. Im Laufe der Zeit, schlossen sich immer mehr Menschen den Dreien an, die ständig unterwegs waren und Gefolgsleute um sich sammelten.

Irgendwann gelangten sie zum Rimosgebirge, welches von Wald umschlossen war, und beschlossen sich hier nieder zu lassen.

Nachdem sie alles durchdacht und geplant hatten, begannen sie mit dem Ausbau des Rimosfelsens und schufen für sich und all ihre Anhänger einen Ort, an dem sie sich sicher fühlen konnten.

Das Sagenland

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