Читать книгу Monster - Manuel Blötz - Страница 7
ОглавлениеEs waren nur noch 4 Tage, bis sein Opa ihn abholen wollte und er hatte ein bisschen Angst davor. Er war noch nie lange von zu Hause weg gewesen und er hatte auch noch nie in einem Flugzeug gesessen. Hin und wieder flog mal eines über sein Haus hinweg, aber er hatte noch keines von ganz nah gesehen. »Machst du dir Sorgen?« Seine Mutter war die Leiter hochgeklettert und ihr Kopf lugte über den Rand des Daches. Verdammt, dachte er sich. Wie konnte sie sich so anschleichen? Er hatte es nicht mitbekommen. Ein toller Tiger bist du.
»Nein Mama. Du weißt doch, dass ein Tiger keine Angst hat.«
»Es ist aber keine Schande Angst zu haben. Auch Raubtiere fürchten sich hin und wieder vor Dingen. Weißt du, das muss so sein, denn Angst kann auch etwas Gutes sein.«
»Ja? Wieso ist es gut, wenn man Angst hat?«
»Weil sie dich davor bewahren kann, etwas Dummes zu tun.« Nico nickte und sie lächelte ihn müde an. Er war ihr kleiner Sonnenschein.
Antonia und Lemalian hatten lange Zeit versucht, ein Baby zu bekommen, aber es hatte nicht funktioniert. Sie ließen sich auf alles testen, aber es gab keinen Grund dafür, dass sie nicht schwanger wurde. Irgendwann fassten sie den Entschluss, in eine Klinik zu gehen und sich künstlich befruchten zu lassen. Den Preis dafür, konnten sie jedoch nicht aufbringen. Antonia weinte sich jeden Abend in den Schlaf, sie sehnte sich so sehr nach einem Baby. Lemalian wollte ihr dieses Glück schenken, aber er wusste nicht wie.
Eines Abends lagen sie gemeinsam im Bett und schauten sich eine Dokumentation über Namibia an. Sie verfolgten aufmerksam, wie der Reporter sich mit einem Zelt durch die Wüste schlug und dabei erklärte, wie man den Gefahren der Savanne in die Augen sehen musste.
»Vermisst du es?«, fragte Antonia mit leiser Stimme.
»Was vermissen?«
»Deine Heimat. Vermisst du es, dort zu sein?«
»Natürlich. Aber ich würde dich viel mehr vermissen.«
»Das ist lieb von dir, dass du das sagst.« Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und streichelte ihn sanft mit dem Zeigefinger. »Was vermisst du am meisten?«
»Das ist nicht so einfach zu erklären.« Er atmete tief ein. »Das Gefühl dort zu sein, ist ein anderes als hier. Hier geht es nur um Geld und um Besitz. In Namibia geht es um Gemeinschaft, zumindest da, wo ich herkomme.«
»Was hältst du davon, wenn wir da hinfahren?«
»Wir sparen für unser Glück, mein Schatz. Wir haben kein Geld dafür.«
»Es ist mir egal. Wir müssen auf andere Gedanken kommen, hier gehen wir kaputt.« Sie sprang auf und das erste mal seit Langem war das Lächeln wieder in ihr Gesicht zurückgekehrt.