Читать книгу Alles ist in mir - Manuela Müller - Страница 16

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Mein Schreibprozess

Um mein Kind besser zu verstehen, blickte ich zurück in meine eigene Zeit als Teenager. Da ich viele Dinge auch erlebt hatte, konnte ich mich sehr gut in sie hineinversetzen. Der Schmerz dieser jungen Menschen und ihr Bedürfnis, mit den eigenen Gedanken ganz allein sein zu wollen und auch ihr Drang, ganz schnell erwachsen und unabhängig zu werden, waren mir damals selbst nicht fremd. Trotz des Wissens darum suchte ich unentwegt nach Möglichkeiten, meiner Tochter so viele nützliche Hinweise und Ratschläge wie möglich mitzugeben. Doch sie lehnte meine Hilfe ab. Dabei wollte ich doch nur ihr Bestes und sah lange nicht, dass sie ihre eigenen Erfahrungen brauchte. Zu viel Schutz engt ein.

Vertrauen und Loslassen weiten den Weg. Irgendwann verstand ich das. Ich konnte ihr nicht helfen. Es war vollkommen ausreichend, dass sie wusste, dass ich immer für sie da bin. Kinder haben ein Recht darauf, ihren eigenen Weg zu gehen. Verbunden mit allen Höhen und Tiefen, Licht und Schattenseiten.

Während des Schreibens kamen immer mehr Erinnerungen jenes Mädchens in mir hoch, das sich im Laufe der Zeit etwas fremd geworden war. Und auch der alte Schmerz zeigte sich, den ich sehr tief in meiner Schatzkammer, dem Unbewussten, abgelegt hatte. Womöglich wartete da schon lange etwas in mir, was aufgespürt und zu Papier gebracht werden wollte.

~ Hatte ich projiziert? Hatte ich meine eigenen Konflikte, die ich bei mir selbst nicht sehen wollte, auf meine Tochter übertragen? Wer war hier eigentlich traurig und hatte seinen Weg verloren? War das wirklich sie oder ging es dabei um jemand ganz anderen, der nur noch nicht bereit war, es anzuerkennen? ~

Ich schrieb fleißig drauf los, ohne mein Ziel überhaupt zu kennen. Ich hatte den Kurs verändert und musste die Richtung, in die mein Buch nun führen sollte, neu bestimmen. Ich blätterte in alten Tagebuchaufzeichnungen der letzten Jahre, um meine Erinnerungen aufzufrischen, und fand darin so viel wertvolles Material, was ich unbedingt in mein Buch einfließen lassen wollte. Von dem Vorhaben, ein Buch zu schreiben, war ich bereits 2012 schon besessen. Die Ideen von damals sind meinem Buch von heute sehr ähnlich. Und das, obwohl ich meine damaligen Aufzeichnungen nicht als Vorlage genutzt hatte. Es ist faszinierend, was sich alles in unserem Unterbewusstsein ablegt. Meine Ideen blieben so lange dort gespeichert, bis ich sie verwenden durfte. Nun konnte ich alles abrufen und einige Projekte, die ich damals aufschrieb, hatte ich sogar bereits realisiert. Ich war völlig baff, dass die alten Inhalte meinem jetzigen Buch so ähneln.

» Es ist wirklich nichts umsonst, was wir jemals getan haben. «

– MANUELA MÜLLER

Um hier nur einige Inhalte zu nennen ☼

✓ Lebenswege beschreiben

✓ Meditationen, heilende Übungen und Routinen

✓ was mit Gesundheit (so steht es im Tagebuch☺)

✓ Kraftplätze

✓ Kindergeschichten schreiben

✓ ♫ Hörbücher erstellen

Das Schreiben entwickelte sich zu einem Prozess, zu einer Art Schreibtherapie. Immer wieder holte ich tief Atem und staunte, was da alles zum Vorschein kam.

~ Ich erlebte sehr schöne Momente meiner Kindheit ganz neu. Zeiten mit meiner Familie, mit meinem Bruder, den ich mein ganzes Leben schon über alles liebe. Es stimmt mich glücklich und demütig, das alles in meinem Herzen gespeichert zu haben. ~

Ich sah lange nicht, was meine Familie mir alles mitgegeben hatte. Die Hektik der Zeit ließ mich vieles verdrängen, doch glücklicherweise ließ sie es mich nie vergessen!

~ Auch wenn wir denken, dass wir vergessen ~ so ist doch alles immer in uns. ~

Mir wurde bewusst, dass ich mit Lilo Maus nur einen Anstoß zu etwas viel Größerem gab, was da aus mir heraus wollte, nämlich die Worte meiner eigenen Geschichte. Ich habe einen Weg geschenkt bekommen, über den ich nun erzählen darf. Einen Weg, der mich dazu aufrief, eine andere Richtung einzuschlagen. Alle Schmerzen und Krankheiten waren letztlich nur Rufe meiner Seele, endlich zu mir zu stehen und die Liebe zu mir selbst zu lernen.

Ich danke meinem lieben Kind dafür, dass sie mir den Impuls und auch den Freiraum dazu gab, mich noch einmal ganz neu zu entdecken und alle bisher unberührten Themen in mir aufzuspüren.

~ Denn alles, was mein Kind an Gefühlen in mir auslöste, waren meine eigenen ungesehenen, nicht gefühlten Emotionen, die noch geheilt werden durften. ~

Ich weiß mittlerweile, dass der Schmerz nur eine Einladung an mein Leben war, wieder mit dem Wichtigsten in mir in Kontakt zu kommen. Mit der Quelle in mir, meinem Herzen. Das Schreiben ist sehr heilsam und erfüllend für mich. Und wenn sich manchmal noch alter Schmerz zeigt, weiß ich heute, wie ich ihm begegne.

~ Ich hatte vieles noch nicht verstanden, nicht gefühlt, nicht vergeben und nicht geheilt. ~

Mit meinen Tagebuchaufzeichnungen im Jahr 2012 legte ich bereits die ersten Samen. Sehr lange fand ich nicht die Zeit und innere Ruhe, mich aufs Schreiben einzulassen. Durch die Doppelbelastung von Job und Alltag kam ich oft an meine Grenzen, wie sollte ich da noch Zeit für ein Buchprojekt finden? Doch irgendwann hatte das Leben entschieden und ich war gefordert, meine Prioritäten zu verlagern.

~ Als mein Körper krank und in seine Ruhe gezwungen wurde, fand ich damit auch die Zeit zum Schreiben und ich nutzte sie. Endlich! ~

Den Grundstein für meine Affinität zum Schreiben legte neben Gott, der mir die wunderbare Gabe von Kreativität mitgegeben hat, mit großer Sicherheit auch meine liebe Omi Lilo. Sie nahm mich immer wieder mit in diesen Buchladen, inmitten meiner Heimatstadt Seehausen, gegenüber der schönen Laurentiuskirche.

Ich erinnere mich noch genau an diesen Laden und dem ihm innewohnenden Geruch von Papier und Bleistiften. Dort ließ es sich wunderbar stöbern und ich durfte schon damals den Erstkontakt mit Büchern herstellen. Später dann schrieb ich Tagebuch und das eine oder andere Gedicht. Und ich hatte eine Brieffreundin Tanja in Moskau, weil wir im damaligen Russischunterricht den Auftrag dazu bekamen. Auch durch das intuitive Schreiben (separates Kapitel) spürte ich vor einigen Jahren schon, was da alles in mir gesagt werden wollte.

2018 war es dann endlich soweit und ich durfte beginnen. Es gab Situationen während meiner Zeit des Schreibens, da hätte ich am liebsten aufgegeben, weil ich es nicht schaffte, all das auszudrücken und in eine Struktur zu bekommen, was mich bewegte.

~ Ich wollte es perfekt haben. ~

Da haftete eine alte Überzeugung an mir, meinem Vorhaben nicht gerecht zu werden. Ich erzählte mir immer wieder die gleiche Geschichte davon, dass mein Buch nicht gut genug sei, und legte mir damit selbst eine Menge Steine in den Weg (ich kam also gar nicht daran vorbei, diese Überzeugung näher zu beleuchten).

Mich erschreckte, dass da plötzlich noch weitere Themen in mir hochkamen, von denen ich längst glaubte, sie losgelassen zu haben. War nun alles durcheinandergeraten?

Ich hoffte auf ein Wunder und machte erst einmal eine längere Schreibpause. Mit meiner Absicht, ein Buch zu schreiben, hatte ich meine alten Ängste erneut auf den Plan gerufen. Nun verstand ich gar nichts mehr. Ich wollte das so nicht und ging damit erst mal ganz massiv in Widerstand bis zu dem Tag, als ganz neue Fragen in mir aufstiegen.

~ Erhielt ich mit dem Schreiben vielleicht die Chance, noch nachhaltiger an mir zu arbeiten? Sollte ich einfach weiterschreiben und alles andere dem Schreibprozess überlassen? War das vielleicht genau meine Aufgabe, mit dem Schreiben alle alten Themen aufzuarbeiten? Will ich mein Projekt aufschieben, nur weil mir mein Hang zur Perfektion im Weg steht? Kann ich meine Perfektion vielleicht auch positiv nutzen? ~

Meine eigenen Antworten auf die Fragen gaben mir eine neue Sicht auf die Dinge, denn ich befand mich nun nicht mehr im Drama. Ich erkannte neue Chancen, übernahm die volle Verantwortung für mein Tun und änderte meine Denkweise.

~ Ich traf eine neue Entscheidung, nämlich die, mich langsam und liebevoll um alle Themen, die sich mit dem Schreiben zeigten, zu kümmern und die Erkenntnisse mit in mein Buch zu nehmen. ~

Und damit führte mich das Schreiben auf eine spannende Reise, verbunden mit vielen Höhen und Tiefen.

Sich das eigene Scheitern und seine persönlichen Schwächen einzugestehen ist kein einfacher, dafür sehr lohnenswerter Weg. Das Schreiben führte mich näher an das heran, von dem ich mich in den letzten Jahren zunehmend mehr entfernt hatte, zu mir selbst. Das Schreiben half mir, meine inneren Turbulenzen wieder in Balance zu bringen. Und ja, es strengte mich oft sehr an.

~ Innere Arbeit ist nicht bequem! ~

Doch diesmal verausgabte ich mich nur für mich selbst. Das war bereits ein erster Fortschritt, den ich verzeichnen konnte.

~ Ich tat da etwas nur für mich. ~

Das Schreiben tat mir gut, es zeigte fast therapeutische Wirkung.

Stück für Stück versöhnte ich mich mit dem Thema Perfektion.

Ich hatte verstanden, dass sie immer ein Teil von mir sein wird und dass ich sie für meine Projekte durchaus konstruktiv nutzen kann.

Ich habe auch gelernt, dass sich die Dinge, solange ich mit ihnen im Widerstand bin, nicht verändern. Das tun sie nämlich erst, wenn ich sie akzeptiere und annehme, so wie sie im Moment gerade sind.

Mit dieser Erkenntnis lösten sich viele innere Blockaden wie von selbst.

Heute erlebe ich mich ruhiger, sanfter und mitfühlender als früher. Ich dringe immer mehr zu meinem inneren Kern vor und ähnlich einer Zwiebel löst sich Schale für Schale von diesem Kern.

~ Diesem Weg werde ich so lange folgen, bis nur noch die wahre Essenz dessen bleibt, was ich wirklich bin. ~

LIEBE

Unser Weg ist nie zu Ende. Immer wieder werden wir an Wegstrecken geraten, an denen wir uns sorgen, zweifeln oder selbst infrage stellen. Doch die gewonnene Erfahrung aus unserem bisherigen Weg lässt uns jederzeit die Kraft und Stärke finden, weiterzugehen. Diese Erkenntnis schenkt mir den tiefen Glauben, dass alles gut ist, so wie es im Moment gerade ist.

Dieses Buch ist für mich zu einer heiligen Schrift geworden, die mich ein Leben lang begleiten darf. Ich schätze jedes einzelne Wort, das ich zu Papier brachte, denn alles floss aus mir selbst und bedeutet pure Heilung für mich. Durch das Schreiben kam ich sehr stark mit meinem Innenleben in Verbindung, viel stärker als je zuvor. Unglaubliche Selbstzweifel und Gefühle brachen hervor und haben mich viele Tränen weinen lassen. Doch Tränen tun nicht weh. Sie befreien uns von altem Schmerz und waschen unsere Wunden sauber. Ich habe viel geweint, besonders als ich die Zeit mit meiner Tochter während ihrer Pubertät reflektierte. Es gab einiges zu ordnen und zu vergeben tief in mir. Ich stieß auf innere Widerstände und musste sie allesamt durchfühlen.

~ Nur durch das Fühlen konnte ich meinen Schmerz sichtbar machen und letztlich heilen. ~

Doch ich sah auch sehr viele glückliche Bilder vor meinem geistigen Auge. Da gab es Momente, bei denen ich gleichzeitig lachen und weinen musste und nicht einordnen konnte, welches Gefühl da gerade in mir präsent war. Ich übte mich in meinem Lernthema Geduld. Denn es dauerte über zweieinhalb Jahre, bis ich das vollenden durfte, was ich mit diesem Buch weitergeben darf. Doch auch Pausen und Umwege haben im Leben ihren Sinn.

Wenn du eine Gabe, ein Talent oder eine Leidenschaft für etwas hast, dann erschaffe es. Das ist neben der Liebe eines der größten Geschenke, die du in dir selbst finden kannst. Schreib deine Geschichte, wie auch immer du dich auszudrücken vermagst, ob in einem Gedicht, einem Song oder durch ein selbst gemaltes Bild.

Es ist völlig egal, nur bring es ans Licht.

Stell dir vor, du liest in dem erfolgreichsten Bestseller, den du je zuvor gelesen hast. Du liest in deinem Meisterwerk des Lebens. Wie fühlt sich das an?

Leg los, denn alles ist möglich, wenn du nur an dich glaubst.

~ Mit dem Schreiben kannst du loslassen, schreiben kann jeder und schreiben kannst du an jedem Ort der Welt! Das Schreiben heilt Wunden und bereichert dein Sein. ~

Meine kreativsten Phasen hatte ich morgens, draußen in der Natur oder abends bei einem guten Glas Primitivo. Da ich gern und viel draußen bin, ist die Natur für mich jederzeit ein Ort des Schreibens. Ich kaufte mir Campingmöbel und verlagerte mein Schreibbüro im Sommer in den Park. Das fühlte sich sehr kraftvoll an, inmitten von prachtvollen Farben, Gerüchen und Klängen zu sein.

~ Diese wundervolle Energie durfte in mein Buch fließen. ~

» Zögere nicht etwas zu tun, sondern tu es! Denn nur dadurch findest du heraus, was zu dir passt und was dir guttut. Begegne Menschen, die ihr Leben selbstbestimmt, optimistisch und eigenverantwortlich leben. Nur diese Personen bringen dich weiter. Sei wachsam, mit wem du deine Einfälle teilst, und hüte dich vor Selbstzweiflern und Besserwissern, die dir nur deine positive Energie rauben! Sei wach, präsent und im Hier und Jetzt! Du kannst alles aus dir heraus erschaffen, was du dir wünschst. Wenn du es nur wirklich willst! «

– MANUELA MÜLLER

Alles ist in mir

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