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Zu Hause

Mitten in meiner Pubertät stellte sich eine völlige Orientierungslosigkeit ein. Da waren plötzlich so viele neue Gefühle von Einsamkeit und Fremde. Die kannte ich bisher nicht. Sie machten mir Angst!

Ein einschneidendes Erlebnis war die ostdeutsche Wendezeit nach 1989. Meine Freunde verteilten sich auf das große Land, das nun entstanden war, und meine Familie arbeitete daran, sich selbst zurechtzufinden in dieser neuen Welt.

Wir wohnten in einem Neunhundert-Seelen-Dorf und jeder kannte jeden. Ich lebte seit meinem sechsten Lebensjahr dort und ich lebte dort gern. Wir hatten als Kinder alles, was wir brauchten.

Im Dorfkonsum kauften wir von unserem Taschengeld Süßigkeiten, im Park bauten wir Baumhütten und dann gab es da noch das Schloss, indem ich später wohnte, was uns Kinder stets zu spannenden Erkundungstouren einlud. Doch vor allem hatten wir Kinder was ganz Wesentliches, wir hatten uns.

Mein Tagesrhythmus war fast immer der gleiche, geregelt, aber nie monoton. Nach der Schule und den Hortnachmittagen hatte ich zu Hause kleine Pflichten zu erledigen und danach Freizeit bis zum gemeinsamen Abendessen mit der Familie. Manchmal musste ich auch meinen heiß geliebten acht Jahre jüngeren Bruder mitnehmen, aber meine Freunde liebten die kleine Nervensäge (grins) genauso wie ich. Rückblickend betrachtet taten mir diese Routinen sehr gut. Sie gaben mir eine Basis, eine Richtschnur, an der ich mich orientieren konnte. Ich musste mir keine Sorgen machen und fühlte mich geborgen. Ich hatte den Kopf frei für meine schulische Entwicklung, meine Hobbys und für meine Freunde. Ich war nicht immer mit allem einverstanden, aber das sind Teenager wohl nie.

~ Dieses Aufbegehren der Kinder finde ich wichtig. Wenn Kinder sich in der Familie nicht reiben können, wo sollen sie es sonst lernen, auf gleicher Augenhöhe zu diskutieren und konstruktiv so zu streiten, dass dem Ziel, wieder zusammenzufinden, nichts entgegensteht? ~

Wir trafen uns fast täglich am Nachmittag mit der Clique. Wir redeten, hörten Musik und schütteten uns gegenseitig unser Herz aus. Wir wussten alles voneinander. Wir waren wie eine Familie. Die Nähe und Geborgenheit meiner Familie und Freunde und der sichere Hafen zu Hause gaben mir den Freiraum, mich während meiner Kindheit optimal zu entfalten. Diese vertraute Gemeinschaft, die meine Kinder- und Jugendzeit so begleitet und gestützt hatte, sollte sich in den nächsten Jahren umkehren.


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