Читать книгу Das Phantom vom Pfaffenteich - Marc Kayser - Страница 13

Оглавление

11 Nächster Tag, um die Mittagszeit

Über die Jahre rutschen Gerichtsakten nach und nach immer tiefer in die Archive der Staatsanwaltschaft oder eines Landgerichts. Auch wenn den Akten über Sexualstraftaten eine gesonderte Priori­tät zukommt, so liegen sie doch nicht griffbereit in einer Schublade des beteiligten Staatsanwalts oder gar des verantwortlichen Richters. Und so verging ein Tag, bis die Ermittlungsakten im Falle der Verurteilung eines Schweriner Sexualstraftäters im Jahr 2009 auf Lauras Schreibtisch landeten. Ein eher schmaler Ordner, in dem Polizeirecherchen, Zeugenaussagen, Einlassungen des Täters und die seines Rechtsanwalts sowie die Bewertung durch die Justiz zusammengetragen waren.

Die Sachlage war damals eindeutig gewesen, der Täter geständig, das Opfer minderjährig.

»Hast du es schon gelesen?«, fragte Eva Lindenthal ihre Assistentin.

»Nur die Klageschrift der Staatsanwaltschaft. Das Gericht war ihr weitestgehend gefolgt.«

»Gibt es denn Hinweise darauf, dass es sich um ein und denselben Täter handeln könnte, der auch Mathilda auf dem Gewissen hat?«

Laura zögerte für einen Moment. »Vielleicht solltest du dir selbst ein Bild machen. Ich habe nicht den Eindruck, als sei es tatsächlich die gleiche oder ähnliche Handschrift. Unser gesuchter Täter ging bei Mathilda sehr viel brutaler vor als dieser Kerl hier. Zwar war das Opfer ebenfalls vierzehn, aber kennengelernt hatten sie sich in einem Chat. Darin machte ihm das Mädchen nach Ansicht der Staatsanwaltschaft und des Gerichts sexuelle Avancen, die sich später strafmildernd auf das Urteil auswirkten.«

»Aber erst, nachdem der Täteranwalt in Berufung gegangen war, richtig?«

»Ja, so steht’s in den Akten.«

Die Kommissarin stützte ihren Kopf in beide Hände und sah auf den kleinen Bilderrahmen vor sich. Sie hatte ihn sich heute Morgen auf den Schreibtisch gestellt. Auf dem Foto waren zwei Kinder zu sehen, die sich an den Händen hielten, im Hintergrund eine Weide mit Kühen, darüber der Himmel mit ein paar weißen Wolken. In der rechten unteren Ecke des Fotos waren die Buchstaben E und T in Blau und zwischen ihnen ein rotes Herzchen hineingemalt.

»Wir sollten ihn besuchen«, sagte Eva Lindenthal, »und von ihm selbst hören, was er in den letzten Jahren getrieben hat. Wurde er nochmals auffällig …?«

Mitten hinein in ihren Satz schellte Lauras Handy. Die Kommissarin runzelte die Stirn.

»Derwall?« Laura lauschte eine Weile. »Wirklich? Das ändert einiges«, sagte sie dann. Sie lauschte erneut. »Aber kein kinderpornographisches Material?«, fragte sie nach. Sie schwieg wieder. »Ja, gut, ich gebe es gleich weiter. Danke, Frau Staatsanwältin.«

Das Gesicht der Kommissarin stand auf Spannung.

»Unser Mann aus den Akten wurde zwischen 2009 und heute insgesamt viermal wegen sexueller Übergriffe angezeigt, aber nie verurteilt. Zweimal wegen der Entblößung seines Geschlechtsteils vor Minderjährigen in der Öffentlichkeit. Einmal wegen mehrfachen unsittlichen Berührens einer Zwölfjährigen im Schwimmbad unter Wasser und nochmals wegen des Versuchs der sexuellen Nötigung auf einem Campingplatz in der Nähe von Wismar.«

Das Phantom vom Pfaffenteich

Подняться наверх