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I.02 - Ursprung der Menschlichkeit

sea1.02 ~ Eine humane Gesinnung ist jedem Menschen möglich, nicht jedoch grundsätzlich gegeben. Inmitten all der Gedanken, der psychischen Befangenheit und Ängste entfernt man sich vielmehr von ihr, als im Alltag zu verwirklichen, was schon bei der Geburt in einem angelegt ist.

Das, was man als Menschlichkeit bezeichnet, diese Haltung der Vernunft und Toleranz, von Sanftmut und Sensibilität, ist nicht das ausschließliche Privileg des Menschen, wie der Begriff vermuten lässt. Was sie ausmacht, kann durchaus von anderen Individuen im Rahmen ihrer Möglichkeiten erlangt werden, mitunter ausgeprägter als dies einem Menschen im Verlaufe seines Lebens gelingen mag, wenn sich dieser nicht mehr der wesentlichen Belange seines Daseins besinnt.

Durch die kognitiven Fähigkeiten zur Selbsterkenntnis ist es unserer Spezies willentlich möglich, eine menschenwürdige, humanitäre Haltung einzunehmen. Keine andere Lebensform auf der Erde kann diese gedankliche Einsicht so klar erlangen. Keine ist dadurch in der Lage, derart viel Förderliches und Hilfreiches zu erwirken, auf der anderen Seite aber auch derart viel Niedertracht, Schmerz, Leid und Verderben zu säen. Durch die verstandesmäßigen Vorteile, mit der die Evolution den Menschen ausgestattet hat, liegt es immer in dessen individueller Verantwortung, die rechte Einstellung zu erlangen.

Der Ursprung von Menschlichkeit liegt jedoch nicht etwa im Menschen selbst. Sie ist eine existenzielle Grundgesinnung, zu der man durch geistige Entwicklung bewusst fähig wird und die man folglich verinnerlichen soll, wie Mitgefühl oder Liebe, nicht von sich weisen, leugnen oder verachten, aufgrund von Gier, Machthunger oder anderen krankhaft egozentrischen Denk- und Verhaltensweisen.

Wenn zehn Personen über Menschlichkeit nachdenken, entstehen bald zehn unterschiedliche Ansichten und Meinungen. Wenn zehn sich aber der Menschlichkeit öffnen, werden sie in ihr vereint, vertreten unbedacht gleichen Ethos und gleiche Werte. Individuell wird man Humanität finden, durch Verbundenheit und Einigkeit wird sie spürbar.