Читать книгу Aufstieg zur Menschlichkeit - Marc P. Wyss - Страница 8
ОглавлениеI.03 - Tierische und menschliche Natur
sea1.03 ~ Humanität steht nicht im Gegensatz zur tierischen Natur, aus der der Mensch selbst hervorgegangen ist. Vielmehr stellt sie eine Fortentwicklung dieses Zustandes dar. So kann ein Tier einzelne menschliche Züge aufweisen und der Mensch ganz natürliche noch durchaus tierische. Das Tier ist nicht in der Lage, dies zu erkennen oder willentlich zu steuern. Der Mensch hingegen besitzt durchaus die Möglichkeit, sich aus ungewollten Verhaltensmustern zu lösen und humanitäre Eigenschaften anzunehmen, wenn die diesbezügliche Einsicht und der Wille dazu vorhanden sind.
Unmenschliches, verrohtes, brutales oder gewissenloses Verhalten wird oft als tierisch bezeichnet, was nicht zutreffend ist. Tierisches Verhalten folgt vererbten, genetischen Instinkten. Eine entmenschlichte Seite hingegen basiert auf eigenen Gedanken, Absicht oder emotionaler Überreaktion. Zwischen diesen und dem tierischen Wesen liegt ein gravierender Unterschied! Das Tier agiert instinktiv, nicht logisch oder wissentlich. Seiner Handlung oder dessen Konsequenzen ist es sich im Voraus nicht bewusst. Der Mensch, im Gegensatz dazu, kann die Folgen seines Tuns abschätzen und moralisch abwägen.
Ein Tier mag gemäß seiner Genetik andere Individuen töten, um Nahrung zu gewinnen und in der freien Wildbahn zu überleben. Dies entspricht dann seinem normalen, gesunden Verhalten. Werden Tiere ihrer natürlichen Umgebung beraubt, kann sich ihr Verhalten durchaus ändern, können krankhafte, atypische Züge zum Vorschein treten.
Auch der Mensch war die meiste Zeit seiner Entwicklung in der Natur alleine auf sich gestellt, ohne eine fortschrittliche Zivilisation, die ihn beschützt und versorgt. In dieser Situation habe sich kleine Gruppen aus der Natur genommen, was sie benötigten, haben um ihr Überleben gekämpft.
In der modernen Gesellschaft aber wird gedankenlos und maßlos konsumiert. Was über Generationen gewachsen ist, entbehrungsreich, durch harte Arbeit und unter Beihilfe von unzähligen klugen Köpfen, die ihren Teil an das benötigte Wissen besteuern konnten, erscheint heute selbstverständlich, wird selten gewürdigt. Viel mehr nimmt man für den eigenen Luxus achtlos Raubbau an der Natur und am Menschen in Kauf, lässt im Maschinentakt Urwald abholzen oder Tiere schlachten.
Unbedacht lässt man für den Wohlstand töten, verdrängt das damit verbundene Leid oder will es nicht wahrhaben, nennt dies gar Fortschritt. Das eigene natürliche Verhalten aber hat man dadurch abgelegt, hat aus eigenem Willen atypische Züge angenommen, so wie Tiere dies nur unfreiwillig tut, wenn sie in einer künstlichen, artfremden Umgebung gehalten werden.
Durch Technologie und Fortschritt erschließt sich dem Menschen eine neue Verantwortung. Töten, Zerstören oder Ausrotten, maßlos, unnötigerweise oder gar zum Vergnügen, nur weil man die Macht dazu hat oder der Gier erlegen ist, ist nie ein tierisches und auch kein humanes Verhalten. Diese Züge des Egos sind einzig entmenschlicht, respektlos und grausam.