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I.04 - Entartetes Verhalten

sea1.04 ~ Sobald sich ein Tier nicht mehr verhalten mag, wie man es von ihm erwartet, nennt man sein Verhalten entartet. Wenn jedoch der Mensch sich kaum menschlich verhält, wird dies gesellschaftlich akzeptiert, wenn es den allgemeinen Erwartungen entspricht. Manchmal wird ein solches Verhalten gar gefordert oder gefördert. Im Besonderen trifft dies zu, wenn diesbezügliche Aspekte im System höheres Ansehen genießen als die humane Seite.

So wird in einem stark materialistisch ausgerichteten System die Habsucht, der Neid oder die Gier unbedacht und leichtfertig gebilligt und so bald überhandnehmen. Das Gedeihen von Menschlichkeit wird dadurch unterdrückt. In einem totalitären Staat wiederum bilden Unterwerfung, blinder Gehorsam und systematische Angst ständige Hinderungsgründe. In einem reaktionären System treten Achtlosigkeit, Gleichgültigkeit und Feindseligkeit an deren Stelle. So simpel solche Verallgemeinerungen erst klingen, sind sie aus bewusster Betrachtung heraus doch weit verbreitet und überaus real.

Tiere sollen sich an klare Verhaltensmuster halten, welche ihrer tierischen Natur entsprechen, ansonsten bezeichnet man sie als krank und entartet. Wenn aber der Mensch sämtliche Menschlichkeit vermissen lässt, sich vergeht an der eigenen Gesundheit, an seinen Mitmenschen, an Tier oder Natur, schweigt man still und nimmt es als eine wohl notwendige Gegebenheit hin.

Ein Tier kann sein Verhalten nicht oder nur in geringem Maß reflektieren. Der Mensch jedoch ist in der Lage, sich bewusstzumachen, was Menschlichkeit bedeutet, was sie ausmacht, wie hilfreich sie im Zusammenleben und für die eigene Entwicklung ist. Mit dieser Einsicht besitzt er die Verantwortung, die viel zu oft hinter den Interessen und Machenschaften des Egos zurückstehen muss. Im Verstand wird man sich dessen durchaus gewahr. Die Vernunft aber setzt sich viel zu selten durch.

Obwohl man über die Gabe der Humanität verfügt, nützt man sie nicht. Im Gegenteil findet man es wichtiger und klüger, den törichten, aufgesetzten Verlangen zu folgen. Dies ist eine verschenkte Möglichkeit, ein verweigertes Geschenk. Beinahe gleichgültig gibt man dadurch eine wertvolle Tugend verloren.

Die Fortentwicklung vom tierischen Ursprung, die sich im Menschen zugetragen hat, wird auf diese Weise nicht sinnbringend genutzt. Man hat viel Wissen erlangt, kann damit in der Natur entartetes Verhalten feststellen, besitzt aber nicht die Klarheit, dies bei sich selbst in Bezug auf Menschlichkeit zu tun. Gegen jede Tendenz und jeden Trend soll man damit für sich beginnen, sich wahrer Werte und wesentlicher Belange besinnen.


Aufstieg zur Menschlichkeit

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