Читать книгу Lenzendorfs Komfortzone - Marc Rosenberg - Страница 12
Einladung
ОглавлениеKonnte man mit so was eigentlich bei „Wetten, dass ...?“ auftreten?, fragte er sich. Wetten, dass ich eine Person am Geräusch ihrer Schuhe erkenne, das sie machen, wenn sie hinter mir hergeht?
„Herr Lenzendorf“, hörte er Frau Michelbach hinter sich rufen. „Warten Sie.“ Sie wollte nicht rufen, dass hörte er, aber sie wollte auch, dass er sie auf jeden Fall hörte.
Er grinste in sich hinein und drehte sich um. Schaute sie an.
„Wird das jetzt öfter passieren?“, fragte er.
„Äh, was?“
„Dass Sie hinter mir herlaufen?“
„Nein, äh, doch, anscheinend.“ Sie lachte verlegen.
„Und?“
Sie schaute ihn fragend an.
„Was gibt’s diesmal?“
„Was, äh, ach so, ja richtig“, sie schüttelte verwirrt den Kopf. „Sie haben recht“, sagte sie, als sie sich wieder gefasst hatte.
„Aber?“ Er wusste, dass er Recht hatte.
Sie schaute ihn an.
Sie war nervös. Und verlegen ... und ein wenig erhitzt.
Lenzendorf schwieg. Und wartete. Lächelte sie an.
„Was würden Sie tun?“, fragte sie.
„Was meinen Sie?“
„Wegen Jörg! Jörg Eichbaum.“
Er seufzte.
„Ich kann nicht damit einverstanden sein, einen Jungen, der sich wehrt, zu verurteilen und zu bestrafen, während andere ungeschoren davonkommen. Das geht einfach nicht. Das ist die falsche Botschaft an die anderen Schüler.“
„Gut, dann ziehen wir am selben Strang.“
Lenzendorf schaute sie an.
„Was haben Sie vor?“, fragte er und war doch etwas überrascht ... oder vielleicht doch nicht. Sie suchte nach einem Grund ..., dachte er.
„Ich bin noch nicht sicher, was man tun könnte, aber ich weiß, dass Jörg ein guter Junge ist und dass er nicht bestraft werden darf ... vielleicht können wir das ... also, vielleicht können wir das zusammen noch einmal besprechen ... und ... uns überlegen, wie wir ihm helfen können.“ Sie schaute Lenzendorf an.
Herausfordernd und zugleich devot. Das schafft nicht jede, dachte er und lächelte.
Und er wusste, dass es ihr nicht nur oder eigentlich gar nicht um Jörg Eichbaum ging.
„Gut“, sagte er und er war überrascht über sich selbst. Aber hinten, hinten in seinem Kopf fielen Teile eines Puzzles und ergaben langsam und allmählich ein Bild.
Gut, dachte er, dann soll es so sein.
Er lächelte.
So einfach, dachte er, es ist so einfach.
„Ja, schön, äh, gut.“
Dann soll es so sein, dachte Lenzendorf.
Lenzendorf schaute sie wieder ernst an.
„Bei Ihnen oder bei mir?“, fragte er und lächelte sie dann an, ließ seinen Blick langsam über ihren Hals hinunter zu ihrem Dekolleté wandern. Dort wartete sein Blick. Und er sah, wie ihr Atem ging, noch immer oder wieder viel zu schnell. Sie war aufgeregt. Er stand dicht vor ihr. Er konnte sie riechen. Er sah rote Flecken auf ihrer Haut, die größer wurden.
Bist du erregt?, fragte er sich.
„Äh“, sagte sie und wurde rot. „Wann hätten Sie denn Zeit?“, fragte sie.
Ja, dachte er, du bist erregt. Dein Höschen wird gerade feucht, hab ich recht?
„Am Freitag?!“ Er schaute sie wieder an.
„Aber ... am Freitag? Da haben Sie doch Geburtstag?“
„Ja, richtig, aber Sie haben doch gefragt, ob ich etwas Besonderes vorhabe.“ Er lächelte sie an. „Ja. Jetzt habe ich etwas Besonderes vor.“ Er legte den Kopf schief und schaute sie an.
„Oh“, sagte sie und wich seinem Blick aus.
„Oder etwa nicht?“, fragte er und lächelte.
Sie schaffte es, ihn wieder anzusehen.
„Wir haben doch etwas Besonderes vor, oder etwa nicht?“
„Doch, ja, sicher. Aber ...“
„Oder müssen Sie erst Ihren Mann um Erlaubnis fragen oder sich erst ein Ausrede für ihren Mann ausdenken, bevor Sie mir Bescheid geben können? Dass Sie zum ... Essen ... kommen.“ Er grinste.
„Äh, nein“, beeilte sie sich zu sagen, „dem brauche ich nicht Bescheid zu sagen.“
„Warum?“, fragte Lenzendorf.
Sie senkte den Blick.
„Na ja,“ setzte sie an, „wir, also ...“
„Sie müssen es mir nicht sagen, es geht mich nichts an.“
„Ja.“ Sagte sie.
Und er sah, dass sie brannte es ihm doch zu sagen. Sie wollte es ihn wissen lassen. Auch wenn er es nicht wissen wollte. Sie wollte, dass er es wusste.
„Ich bin meinem Mann gegenüber keine Rechenschaft darüber schuldig, was ich wann wo mit wem und warum mache, schon gar nicht am Wochenende.“
„Aber wir wollten doch nur über Jörg Eichbaum sprechen?“
„Äh, was? Ja, natürlich, Jörg Eichbaum, sicher.“
„Oder etwa nicht?“, fragte Lenzendorf.
„Doch, doch, aber was mein Mann weiß und was er nicht weiß, dass hat damit nichts zu tun.“
„Damit? Was meinen Sie damit? Womit?“
„Also, dass wir uns treffen, um etwas Besonderes zu besprechen.“ Sie lachte verlegen und aufgeregt.
Ihr Hals bestand nur noch aus roten Flecken, die sich mittlerweile auch über ihr Dekolleté erstreckten.
„Ach? Gut. Okay, gut.“
„Ja. Wir haben gewisse ... äh, gewisse Dinge geklärt und unsere Absprachen getroffen.“
„Schön, wenn man sich einig ist. Das sieht man nicht so oft. Meistens ist einer der Dumme.“
„Ja. Nicht immer einfach, aber durchaus angemessen. Jeder führt sein Leben.“
„Gut!“
„Ja, gut.“
„Okay. Also am Freitag“, sagte Lenzendorf.
„Ja, gut, am Freitag.“ Sie lächelte.
Und er sah, wie sehr sie sich freute. Er sah die Schweißperlen auf ihrer Oberlippe. Und ihr Hals war mittlerweile gut durch, so sah er jedenfalls aus. Rot wie ein Hummer.
Wenn sie bei allem so heftig ... so sinnlich und körperlich reagierte ... dachte Lenzendorf und stellte es sich vor, wie sie reagieren würde, wenn er ... wenn er ... mit ihr ... spielte ... wie sie reagieren würde, wenn er erst einmal mit ihr ... spielen würde, spielen ...
„Ich lade Sie ein“, sagte er, „Sie kommen zu mir.“
„Ja, okay, gern.“
„Und dann machen wir etwas Besonderes.“
„Das hört sich gut an.“
„Um zwanzig Uhr?“, fragte er.
„Ja, sicher, gern. Soll ich was mitbringen?“
„Nein, nein, ich habe alles da, was wir brauchen“, er lächelte. „Alles. Bringen Sie nur sich mit und Lust, also, ich meine Appetit auf was Besonderes“, er grinste, „und sagen Sie den Kollegen nichts von unserem, äh, konspirativen Treffen. Das bringt die nur auf komische Gedanken. Sie wissen ja, wie Kollegen so sind.“
„Ja, klar.“
„Sie wissen, wo ich wohne?“
„Ja, sicher.“
„Gut, sehr gut.“
„Das finde ich. Ich werde mit dem Fahrrad kommen. Ist doch eine schöne Strecke.“
„Ja, das stimmt“, sagte er und überlegte. „Kennen Sie die Strecke?“
„Äh, ja“, sagte sie vorsichtig.
„Ach?!“, machte er.
„Ja, sicher“, sagte sie und schaffte es doch tatsächlich noch ein Stück röter zu werden. „Im Wald dort und am See kann man schön spazieren gehen. Ich bin da öfter ... allein unterwegs ... und genieße die Ruhe und die Stille und die Einsamkeit.“
„Ach, ja. Schön.“
„Ja.“
Er lächelte sie an und hob die Augenbrauen.
„Also, bis Freitag dann.“
„Ja, gut.“
Er drehte sich um und ging.
Etwas Besonderes, dachte er. Ja, es wird ein besonderes Geschenk. Er dachte an ihre vollen Lippen, an ihre weiche Haut und ihre straffen Beine ..., er dachte daran und stellte sich vor, wie sie erst erwartungsvoll seufzte und dann lustvoll und überrascht stöhnte und dann vollkommen unbeherrscht und außer sich ... schrie ... und schrie ... panisch ... schrie und gar nicht mehr aufhören konnte zu schreien ... vollkommen außer sich und fassungslos ...
Der Rest des Vormittages in der Schule verlief reibungslos und schnell.
Er war mit den Vorbereitungen für Freitag beschäftigt. Das erleichterte ihm den Unterricht.
Und dann dachte er an Mae-Ying.
Ein Blick auf sein Smartphone zeigte ihm, was er wusste, sie war in der Küche.
Er lächelte.