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August 2004: Lisa, auf dem Feld hinter dem Haus

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Erdbeeren. Sie war sich sicher. Es waren Erdbeeren. Sie roch Erdbeeren.

Lisa brauchte den Kopf nur leicht zu drehen und sah sie. Ein Körbchen voller roter Erdbeeren. Beim Anblick hatte sie sofort den Geschmack von Erdbeeren auf der Zunge. In der Wärme der Sonne verbreiteten sie ihren einzigartigen Duft noch intensiver. Fast hätte sie schon zugegriffen, ohne darüber nach zu denken, woher die Erdbeeren gekommen waren, da bemerkt sie den Schatten neben sich. Bevor sie sich umdrehen konnte, sah sie eine Hand, dann einen Arm neben sich auftauchen. Die Hand griff in das Körbchen, nahm eine Erdbeere und hielt sie Lisa hin.

Sie starrte die Frucht an. Dann drehte sie sich um und sah einen Mann, der seitlich hinter ihr stand.

„Erdbeeren“, sagte sie. Und zögerte danach zu greifen.

Der Mann lächelte.

„Die magst du doch so gern“, sagte er mit dunkler Stimme. Er sprach langsam und deutlich. „Ich weiß, dass du sie magst“, fügte er hinzu.

„Ja“, sagte sie, obwohl Lisa nicht hatte antworten wollen.

Sie hatte ein merkwürdiges Gefühl im Bauch.

Mutter hatte gesagt, dass sie niemals mit Fremden sprechen sollte, und dass sie niemals etwas von Fremden annehmen sollte. Schon gar nicht von fremden Männern.

Doch das Gesicht des Mannes, der hinter ihr stand, kam ihr bekannt vor. Irgendwoher kannte sie diesen Mann. Ihr fiel nur nicht ein, woher.

„Ich mag die auch“, sagte er, lächelte und bewegte seine Hand näher zu Lisas Mund.

Sie zögerte noch immer. Seine Finger kamen näher.

„Die sind gut“, sagte er und schaute sie an als würde er nicht verstehen, dass sie noch immer zögerte. Noch immer nicht den Mund geöffnet hatte, noch immer nicht zugebissen hatte.

Lisa zögerte.

Sie drehte den Kopf weiter und sah sich um. Niemand zu sehen. Sie waren allein.

„Na gut“, seufzte der Mann, „dann eben nicht“, sagte er und steckte sich die Erdbeere in den Mund.

„Hm“, brummte er, „die sind wirklich gut.“

Sie schaute ihm beim Kauen zu.

Lisa hatte ihn nicht kommen hören und nicht gesehen, woher er gekommen war. Sie hatte erst bemerkt, dass jemand in ihrer Nähe war, als sie die Erdbeeren roch. Erst der süße, intensive und köstliche Duft der Erdbeeren hatte sie in ihrem Spiel unterbrochen.

„Wer bist du?“, fragte Lisa.

Der Mann lächelte und steckte sich eine weitere, große Erdbeere in den Mund. Er biss zu noch bevor er die Lippen schloss. Roter Saft spritzte aus dem Fruchtfleisch und lief ihm über die Lippen und das Kinn.

„Ich bin der, der Erdbeeren mag und diejenigen, die Erdbeeren mögen“, sagte er und leckte sich über die Lippen. Er wischte sich mit dem Finger übers Kinn und steckte den Finger in den Mund, um ihn genüsslich abzulecken. Er schloss dabei die Augen.

Lisa starrte ihn an. Und sah dabei, wie sich seine Lippen um den Finger schlossen und daran lutschten und saugten. Sie sah auch, wie sich die Muskeln unter der Haut seines Kiefers bewegten. Er kaute und zerkleinerte die Frucht in seinem Mund.

Sie schaute auf den Korb.

Er bemerkte ihren Blick.

Und lächelte.

„Los“, forderte er sie mit dem Augen zwinkernd auf, „bedien dich, nimm soviel wie du willst, es sind genug da. Es reicht für uns beide. Du bist doch ein liebes, braves kleines Mädchen. Nimm. Iß. Für liebe, brave kleine Mädchen haben ich immer etwas übrig.“

Lisa streckte die Hand aus und nahm eine große Erdbeere.

Schon auf dem Weg zum Mund roch sie den Duft der Erdbeere. Ihre Zunge wusste bereits, wie es schmecken würde. Sie schloss die Augen als sie zubiss und die Erdbeere auf der Zunge schmeckte.

Sie öffnete aber schnell wieder die Augen, weil sie sehen wollte, ob noch genug Erdbeeren da waren. Wenn Mutter Erdbeeren kaufte, blieben für jeden immer nur ein paar. Ihr wurde ganz schwindlig bei dem Gedanken an die vielen Erdbeeren, die sie noch essen würde. Ganz schwindlig.

Erdbeeren. So viele, für sie, für sie allein.

Er schaute ihr dabei zu, wie sie eine Erdbeere nach der anderen in ihren Mund schob und die Früchte genüsslich zerbiss und auf dem Fruchtfleisch herum kaute.

Er sah die Gier in ihren Augen, das Verlangen.

Und spürte sein eigenes.

„Ich bin gierig“, flüsterte er. „so gierig.“

Sie hob den Kopf.

„Hm?“

„Hm?“, machte er und lächelte.

Er schaute sich um. Sie waren allein. Wie so oft. Es war kein Glück, sondern Geduld. Er musste nur beobachten und warten, geduldig sein. Dann bekam er, was er wollte.

„So leicht“, seufzte er, „es ist so einfach, so leicht. Ein Kinderspiel. So erschreckend leicht.“

Er schaute sich noch einmal um. Und lächelte.

„Weißt du was?“, fragte er freundlich. „Ich habe noch mehr davon.“ Er beugte sich zu ihr hinunter. „Ich habe einen Garten, in dem die Erdbeeren wachsen. Soll ich sie dir mal zeigen?“ Er überlegte. „Wenn du weißt, wo der Garten ist, kannst du hingehen, wann immer du willst. Ja?!“ Er schien begeistert.

Sie hielt inne und schaute zu ihm hoch. Der Saft der Erdbeere in ihrem Mund entfaltete sein ganzes Aroma. Und die Lust auf mehr, mehr Erdbeeren.

„Wenn du weißt, wo der Garten ist, dann kannst du allein da hingehen und dir die Erdbeeren selber pflücken“, wiederholte er. Ganz in Gedanken versunken.

Er schaute sie an. Sie blinzelte. Ihr Herz klopfte etwas schneller, vor Aufregung.

„Was hältst du davon? Ein ganzes Beet voller Erdbeeren. Nur für dich. Und natürlich für mich.“ Er lachte. „Ich esse die ja auch gern. Aber ich teile gern. Mit dir. Mit dir teile ich meine Erdbeeren gern.“

Sie schaute ihn an.

„Wo ist der Garten?“, fragte sie. Und schluckte.

„Nicht weit, wenn du willst, kann ich ihn dir zeigen, jetzt gleich, wenn du magst. Aber wenn du nicht willst ...“ Er wollte nach dem Korb greifen ...

Lisa schaute sich um. Im Garten war niemand. Mutter war bestimmt einkaufen. Sie hatte etwas zu ihr gesagt, als sie in den Garten gelaufen war. Aber sie hatte nicht richtig zugehört. Sie war dann ja auch gleich durch das Tor im Garten hinten raus über das Feld gelaufen. Sie hatte die Krähen aufgescheucht. Und gelacht. Dann hatte sie sich auf einen der Baumstämme gesetzt, die auf dem Feldweg in der Nähe des Waldrandes lagen.

„Komm!“, sagte er und lächelte. Und streckte ihr freundlich und auffordernd die Hand entgegen. „Und nimm die Erdbeeren mit. Für den Weg. Und dann kannst du dir noch ein paar pflücken. Für nachher, für zuhause.“

Lisa erhob sich, nahm das Körbchen und reichte dem Mann die Hand. Er hatte große, warme Hände. Er umschloss ihre kleine Hand fast vollständig.

„Wir müssen hier durch den Wald, hier gibt es keinen Weg, also pass auf. Ich halte dich gut fest.“

Er zog sie hinter sich her. Seine Hand umklammerte ihre Hand und hielt sie fest. Er schaute sich mehrmals um. Bis sie im Wald verschwunden waren.

„Komm“, sagte er, „ich will dir was zeigen, das wird dir gefallen, bestimmt, bestimmt wird es dir gefallen.“

Seine Stimme hatte sich verändert.

Sie hatte Schwierigkeiten nicht zu stolpern. Er ging schnell.

„Gleich“, sagte er, „gleich sind wir da.“

Sie folgte ihm. Immer weiter.

Sie drehte sich um. Sie waren tief im Wald, sie konnte das Feld und den Weg nicht mehr sehen. Die Bäume standen hier sehr dicht zusammen. Der Waldboden war weich. Sie konnte ihre Schritte nicht hören. Nur seine Stimme. Er atmete schwer. Und hustete.

„Siehst du“, keuchte er. „Da, da ist es.“

Er blieb plötzlich stehen. Und zerrte sie neben sich. Er schaute sie an. Lächelte. Er schwitzte im Gesicht. Und schaute wieder hoch. Reckte das Kinn nach vorn.

Sie schaute in die Richtung, in die er nickte.

Eine Hütte. Dort stand eine Hütte im Wald. Kein Garten. Keine Erdbeeren. Sie sah ihn an.

Er lächelte. Seine Hand hielt ihre fest umschlossen. Seine Hand war warm und feucht. Und groß.

„Komm“, flüsterte er, „komm.“ Seine Stimme zitterte.

Sie stolperten vorwärts.

In der Hütte war es dunkel. Ihre Augen brauchten etwas, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Er schloss die Tür hinter sich. Es war wieder dunkel. Er kam näher. Sie hörte ihn atmen. Sie hörte etwas, das klang wie ein Reißverschluss. Er kam näher. Sie hörte seinen Atem.

„Sei lieb“, röchelte er. „Sei lieb.“ Er stöhnte.

Sie wusste, dass sie keine Erdbeeren bekommen würde. Sie ließ den Korb aus der Hand gleiten, hörte das Geräusch der aufschlagenden Früchte, den Korb, der auf den Boden fiel.

„Ich hab was, das ist viel besser als Erdbeeren. Ich zeig´ s dir.“

Er stand direkt vor ihr. Atmete schnell. Seine Augen funkelten. Dann packte er sie.

„Nein“, stieß sie mühsam hervor.

„Keine Angst“, sagte er, „du brauchst keine Angst zu haben, ich tue dir nicht weh, wenn du lieb bist, tue ich dir nicht weh. Ja? Keine Angst. Du brauchst nicht zu schreien. Hier hört dich keiner.“ Sein Atem ging immer schneller. „Niemand. Ja?“

Er stieß sie zurück, sie stolperte und fiel. Nicht auf den Boden, sie fiel auf etwas Weiches.

Und dann war er über ihr. Und zerrte an ihrer Hose.

Sie wollte schreien, aber seine Hand war bereis über ihrem Mund. Sie drückte gegen ihre Lippen, drückte ihren Kopf auf den Boden. Sie versuchte den Kopf hin und her zu bewegen, aber sie konnte ihn nicht bewegen. Nicht mehr. Der Mann war stark, er war einfach zu stark und ihre Angst zu groß. Er lag schwer auf ihr. Sein Gewicht presste die Luft aus ihrem Körper.

„Still“, stöhnte er, „ganz still. Keine Angst. Ich bin ganz lieb.“

Sie zappelte unter ihm mit den Armen und Beinen. Noch.

„Nicht wehren, du brauchst dich nicht wehren.“ Sagte er leise und sanft. Fast zärtlich. Aber sein Atem ging schnell.

Ihr Zappeln wurde schwächer. Sie wehrte sich nicht mehr.

Seine Hand presste ihre Lippen noch fester zusammen und hielt ihre Nase zu. Sie bekam kaum Luft. Sie bekam immer weniger Luft. Noch weniger. Keine Luft mehr. Sie zappelte noch einmal unter ihm, strampelte kurz mit den Beinen. Und bekam keine Luft mehr. Keine Luft zum Atmen. Dann. Hörte sie auf zu zappeln, hörte auf zu atmen. Bewegte sich nicht mehr. Die Augen weit aufgerissen. Ihr Mund stand offen. Hatte sie aufgehört zu atmen.

„So ist gut“, seufzte er, „ganz ruhig, es wird nicht wehtun. Es wird dir gefallen.“

Er küsste sie zärtlich auf die Lippen.

„So weich“, stöhnte er und weinte, „so weich.“

Und er griff nach ihrer Hose.

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