Читать книгу Klausurenkurs im Strafprozessrecht - Marco Mansdörfer - Страница 13
a) Komplexität der Strafprozessordnung und Methodik der Fallbearbeitung
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Das Strafprozessrecht stellt sich dem Studierenden der Grundvorlesung in Bezug auf die gutachterliche Fallbearbeitung gegenüber den anderen prozessualen Rechtsgebieten der juristischen Ausbildung wie das sprichwörtliche „Buch mit sieben Siegeln“ dar. Das Strafverfahren weist aufgrund seiner Grundstruktur als reformierter Inquisitionsprozess und seiner Unterteilung in Ermittlungs-, Zwischen- und Hauptverfahren eine Fülle unterschiedlicher rechtsgutachterlich untersuchbarer Fragestellungen auf. Diese können entweder isoliert, kontextual zu gleich- oder übergeordneten Fragestellungen der einzelnen Verfahrensstadien oder innerhalb von Rechtsbehelfen untersucht werden. Daneben wirken sich einige strafverfahrensrechtliche Fragenstellungen auch auf das materielle Strafrecht aus. Eine Systematisierung rechtlicher Fragestellungen zu bestimmten Klausurtypen ist im Gegensatz zum Zivilprozessrecht oder öffentlichen Gerichtsverfahrensrecht nur bedingt möglich. Materiell-rechtliche Fragestellung der bloßen Strafbarkeit treten bei strafprozessualen Fragen im Gegensatz zu verfahrensrechtlichen Klausuren anderer Rechtsgebiete eher in den Hintergrund, da das Strafverfahrensrecht nicht auf die bloße Durchsetzung der materiellen Rechtslage ausgerichtet ist, sondern in seiner Gesamtordnung auf die Wahrung und den Ausgleich unterschiedlicher rechtsstaatlich gewährter Interessen gerichtet ist. All dies fordert vom Rechtsanwender bei der Bearbeitung rechtlichen Fragestellungen ein hohes Maß an Verständnis für die normative Systematik der Strafprozessordnung, um die rechtlichen Auswirkungen der einzelnen Regelungen auf den Verfahrensablauf und Verfahrensabschluss erkennen zu können. Freilich gibt es trotz dieser Komplexität auch im Strafverfahrensrecht bestimmte Typen von Aufgabenstellungen, wie etwa die Revisionsklausur. Die Fallsammlung geht in den einzelnen Fällen auf verschiedene rechtliche Fragestellungen ein, um dem Leser die inneren Zusammenhänge der Regelungen der Strafprozessordnung aufzuzeigen und eine Hilfestellung bei ihrer weiteren Erschließung zu bieten. Auf dieser Grundlage soll die Fähigkeit entwickelt werden, eigenständig auch unbekannte Aufgabenstellungen gutachterlich zu lösen. Eine Überfrachtung der Inhalte mit Informationen und die damit verbundene Überforderung des Lesers soll grundsätzlich vermieden werden. Ziel der Fallsammlung ist nicht die erschöpfende Vermittlung des gesamten Strafverfahrensrechts; vielmehr steht die Veranschaulichung der methodischen Arbeit am Fall im Vordergrund, um dem Leser das weitere verständige und anwendungsorientierte Erarbeiten der Materie zu erleichtern. Der Umfang der in der Falllösung angegebenen Fundstellen wurde auf ein didaktisch sinnvoll erscheinendes Maß begrenzt, sodass der Leser beim Durcharbeiten der Lösung auf entsprechende Lernmaterialien hingewiesen wird. Zur Vertiefung finden sich – wo geboten – weitere Hinweise im Anschluss an den Lösungsvorschlag; hierbei handelt es sich um eine Zusammenstellung vertiefender methodischer Darstellungen, die weitergehende systematische Zusammenhänge aufzeigen.