Читать книгу Radfahren im Triathlon und Einzelzeitfahren - Marcus Baranski - Страница 14
ОглавлениеJe nach Leistungsniveau gilt das mit dem Aero-Benefit interessanterweise auch beim Klettern. Du fährst die Berge mit sagen wir mal 18 bis 20 km/h hoch? Auch da lohnt es sich schon, auf die Aerodynamik zu achten, etwa bei den Laufrädern, der Bekleidung und der Oberkörperhaltung. Eine Ecke weiter und konsequent zu Ende gedacht wird so was dann auch interessant für solche Wettbewerbe wie Gravel- und Mountainbike-Marathons, die zwar im Gelände ausgetragen werden, bei denen sich die Teilnehmer an der Spitze aber auch in solchen Geschwindigkeiten bewegen. Und wenn man da mal auf die Topleute guckt, wird man sehen, dass dort schon lange kein Trikot mehr flattert und sich die Sitzposition auf Highspeed-Abschnitten schon in Richtung einer kleinen Stirnfläche bewegt.
Das mit dem Gewicht geht interessanterweise auch beim Fahrer weiter, wenn man den Faktor Aerodynamik mitberücksichtigt. So kann es nämlich vorkommen, dass ein um 20 Kilogramm leichterer Fahrer, wenn er nicht optimal sitzt, satte 20 Watt mehr aufbringen muss als der schwerere Fahrer, der von Haus aus mehr Leistung wird aufbringen können. Am Berg wäre groß und schwer klein und leicht gnadenlos unterlegen, weil es gegen die Schwerkraft anginge. Hier, getestet im Windkanal oder im Flachen, schlägt Aerodynamik aber alles.
DIE RICHTIGE POSITION IST UNTEN!
Wie sehr sich Veränderungen an der Position auswirken, wird unter anderem bei Tests auf der Bahn oder im Windkanal untersucht. Ein Beispiel aus meiner Testpraxis verdeutlicht hier die Welten, die sich auftun: Statt energieeffizient auf dem Aero-Lenker zu liegen, auf den breiteren Basebar auszuweichen, macht bei 45 Stundenkilometern satte 100 Watt aus. Der Unterschied zwischen einem 40 und einem 60 Millimeter hohen Laufrad vorn, das dich auf jeden Fall länger auf dem Aero-Lenker liegen lässt, sind hingegen (wenn es hochkommt) zwei bis drei Watt bei sonst identischer Konstruktion. Du merkst, worauf es hinausläuft.
Für ein grundlegendes Verständnis sind Online-Kalkulatoren wie dieser hier hilfreich: http://bikecalculator.com/. Selbst wenn man hier noch mit jeder Menge Toleranzen rechnet, wird schnell deutlich, dass es immer sinnig ist, so aerodynamisch wie möglich zu sitzen. Und dass es sich immer lohnt, alles an Speed-Killern abzustellen. Denn egal, wie gut man in Form ist, dieses »Bremsen« wird man irgendwann einfach nicht mehr durch mehr Watt wegdrücken können. Wer sich also einerseits mit Feinheiten wie leicht laufenden Reifen oder Leichtbau befasst, der sollte sich schon vorher mal Gedanken um seine Aerodynamik machen, weil damit nämlich so richtig was rauszuholen ist. Ansonsten sind Titanachsen oder der Sattel mit Carbonstrebe eher die sprichwörtlichen Perlen vor die Säue.
Tipp
Wenn du eh auf eine Kurve zufährst, bei der du bremsen musst, dann kannst du das also auch durch das rechtzeitige Außengreifen und Aufrichten tun, statt bis zum letzten Moment liegen zu bleiben und dann die Bremsen zu benutzen.
ALLER ANFANG IST LEICHT
Gerade für Einsteiger ist die Tatsache erfreulich, dass viele der Tipps, die anfangs richtig viel bringen, wenig bis gar nichts kosten. Ein Beispiel: Die Arme und den Oberkörper aerodynamisch besser in den bereits verbauten Aero-Lenker zu »verpacken« bringt ein Vielfaches vom Custom-Cockpit, das via 3D-Scan an den Profisportler angepasst wurde, vierstellige Beträge kostet und dann nur noch für ihn und diese eine Position überhaupt passt. Andererseits kostet aber auch dich ein zwar verbauter, aber dann nicht genutzter Aero-Lenker von der Stange neben Zeit auch Geld – schließlich hast du ihn ja mal bezahlt. Und ein sauberer Antrieb, also Kette samt Ritzeln, Kettenblättern, Schaltwerk und Umwerfer ist viel schneller, kostengünstiger und bringt in Summe viel mehr, als die Schaltröllchen am Schaltwerk oder die Lagerung im Tretlager auf Keramikkugeln umzurüsten.
Andererseits: Das teuerste Rad mit allen Aero-Optimierungen, die man für viel Geld kaufen kann, bringt nur dann etwas, wenn man die Aero-Position auch dauerhaft fahren kann und nicht nach einer halben Stunde wieder am Basislenker greifen muss, weil es an Beweglichkeit oder Rumpfkraft fehlt. Ich weiß, dass solche Dinge wie Rumpfstabi-Übungen, eine Faszienrolle oder die gute alte Turnmatte nicht so sexy sind wie Hochprofilfelgen oder der 500-Euro-Einteiler, aber mehr bringen und weniger kosten werden solche »Trockenübungen« auf jeden Fall.