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Nachreformatorischer Protestantismus

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In der Zwischenzeit entwickelt sich die protestantische Sexualethik des 20. Jahrhunderts noch dramatischer als die römisch-katholische. Nach der Reformation machen protestantische Theologen und Kirchenführer weiterhin geltend, dass die heterosexuelle Ehe der einzig akzeptable Kontext für sexuelle Aktivität sei. Von den Unterschieden in Bezug auf den Zölibat und die Scheidung abgesehen, ähneln die sexuellen Normen der protestantischen Kirchen denen der katholischen Tradition sehr; der Protestantismus des 19. Jahrhunderts hat erheblichen Anteil am kulturellen Druck des Viktorianismus. Im 20. Jahrhundert wird das protestantische Denken dann allerdings durch biblische und historische Untersuchungen, welche die Grundlagen der christlichen Sexualethik hinterfragen, durch Er kenntnisfortschritte in der Psychologie und durch die offen angesprochenen Erfahrungen von Mitgliedern der Kirche stark beeinflusst. Wichtige protestantische Theologen wie Paul Tillich, Karl Barth und Helmut Thielicke beschäftigen sich mit Fragen in Bezug auf Sexualität und Geschlecht und verändern die kirchliche Wahrnehmung erheblich.73

Es ist schwierig, hier eine klare Linie nachzuzeichnen oder auch nur eine so klare Dialektik zu finden wie im Katholizismus. Die Tatsache, dass im Protestantismus von Beginn an die Fortpflanzungsethik keine so prominente Rolle gespielt hat, erlaubt ihm letzten Endes, die Empfängnisverhütung als Mittel verantwortlicher Elternschaft fast einstimmig zu akzeptieren. Im Großen und Ganzen hat die protestantische Sexualethik aber eine Theologie der Ehe und der menschlichen Person entwickelt, die sexuelles Begehren nicht mehr als egozentrisch und gefährlich missbilligt. Auch beschäftigt sie sich nun mit Fragen der geschlechtsspezifischen Hierarchie in Familien und mit den häufig sogenannten »alternativen Lebensstilen« wie dem Zusammenleben unverheirateter Heterosexueller und sexuellen Partnerschaften von Schwulen und Lesben. Größtenteils wird die heterosexuelle Ehe immer noch als idealer Kontext für den Geschlechtsakt angesehen, aber viele Theologen akzeptieren vorehelichen Sex und homosexuelle Partnerschaften, auch die Schwulenehe. Alle wichtigen protestantischen Kirchen haben seit den 1990er-Jahren Arbeitsgruppen, die sich besonders mit Fragen der Homosexualität, der beruflichen Sexualethik (die Geistlichen eingeschlossen) und Sexualerziehung befassen.

Verdammter Sex

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