Читать книгу Friedrich Wilhelm Utsch - Margarete Hachenberg - Страница 11

Оглавление

Die sonderbare Knolle


Tage nach ihrem ersten Versuch hantierten Heinrich und Ludwig wieder in der Küche. Ludwig hob die Kartoffel hoch und sah sie sich genauer an. „Die ist ja voller Dreck, Heinrich. Was machen wir nur damit?“ „Das weiß ich auch nicht. Diesem Geheimnis müssen wir auf die Spur kommen. Es ist schon Teufelswerk, dass wir das, was unter der Erde wächst, zum Essen verwenden können.“ Heinrich starrte die Knolle an. „Wisst Ihr was, Ludwig, zuerst waschen wir den Dreck einmal ab und – wer weiß – vielleicht lässt sich diese unförmige Frucht ja essen wie ein Apfel oder eine Birne. Was meint Ihr?“ „Wir versuchen es einfach. Machen wir uns an die Arbeit.“ Ludwig ging zum Brunnen und schöpfte Wasser in einen mitgebrachten Eimer und brachte ihn in die Küche seiner Hütte. Er nahm eine etwas größere Tonschale von einem hölzernen Regal und füllte sie mit dem klaren Wasser. Dann rieb er die Knolle tüchtig mit beiden Händen ab, danach an seinem Wams. Vorsichtig hob er sie an seinen Mund und biss hinein, wie Heinrich ihm vorgeschlagen hatte. Er spuckte das angebissene Stück sofort wieder aus. „So ein Dreckszeug, das ist ja hart wie ein Stein und schmeckt einfach widerlich!“ rief er aus und warf die Kartoffel in die lodernde Glut der Feuerstelle. Heinrich lief zu der Kochstelle. „Verdammt! Ludwig, die Kartoffel wird ja ganz schwarz. Seid Ihr völlig verrückt geworden, so mit einem Nahrungsmittel zu verfahren? Der Allmächtige möge Euch gnädig sein.“ Er begriff ganz und gar nicht, wie Ludwig so etwas tun konnte. Wollte sein Freund vielleicht auch so wie viele Hexen und Ketzer wegen einer solchen Sache auf dem Scheiterhaufen brennen? Würde er ihn verraten, würde genau das auf ihn warten. Als Heinrich nun noch einmal nach der Knolle sah, brannte sie sogar. „Ludwig, fischt die Kartoffel irgendwie aus dem Feuer und werft sie den Vögeln des Himmels zum Fraß hin. So etwas isst doch keine Menschenseele dieser Welt!“ Ludwig nahm einen eisernen Haken und schob die Kartoffel aus der Glut. Auf dem Küchentisch stand noch die Tonschale mit dem Schmutzwasser, das er über die Kartoffel goss. „Dem Vieh sollt Ihr sie zum Fraß hinwerfen sagte ich Euch doch soeben oder wollt Ihr dieses verkohlte Stück etwa noch essen?“ Heinrich tobte. Ludwig bückte sich und griff nach der schwarz aussehenden Kartoffel. Genau an der Stelle löste sich die schwarze Kruste und zum Vorschein kam ein weiches helles Stück. „Sieh her, Heinrich, ein Wunder ist geschehen!“ Heinrich schaute ganz ungläubig auf das, was er da erblickte. „Löst überall die Kohle und dann versuchen wir mal, ob sich das beißen lässt und wie es schmeckt.“ „Ludwig, das ist ja köstlich. Beißt auch einmal herein.“ Heinrich triumphierte. Endlich hatten sie herausgefunden und das aus einem Wutanfall Ludwigs heraus, was sie mit der neuen Kartoffel machen mussten. „Jetzt werden wir uns öfter von den Kartoffeln holen.“ Ludwig grinste. „Ab jetzt haben wir wenigstens das für unsere Familien, die Not, Heinrich, hat endlich ein Ende.“

Friedrich und Lene


„Lene, bringt dem Kurfürsten diesen Karren mit Kartoffeln zum Schloss!“ forderte Franz seine Tochter auf. „Zieht eine saubere Haube auf Euren Kopf, Ihr Gör, und streicht Euer Kleid glatt!“ kommandierte er weiter. „Ja, Vater. Ich mache mich auf den Weg.. Von der armseligen Hütte aus, vor der ein Holzfass stand, in dem sich das Regenwasser sammelte, schritt Lene auf den verschlungenen lehmigen Wegen hin zu dem herrschaftlichen Schloss. Viele Fenster mit Streben und ihren runden Bögen empfand Lene als einen begeisterten Blickfang. Noch nie zuvor hatte sie je ein solches Haus gesehen. Das rundgebaute Teil in der Mitte des Schlosses ragte als Erker stolz hervor. Lene staunte und konnte ihre Augen von dieser Pracht nicht abwenden. Langsam schritt sie weiter und schob den Karren vor sich her. Sachte klopfte sie gegen die Pforte aus Eichenholz, an der ein eiserner Ring hing. Friedrich Wilhelm Utsch öffnete und sah ein zaghaft junges Geschöpf. „Wie alt mag sie wohl sein?“ dachte er bei sich. Ihre Wangen erröteten. „Gnädiger Herr“, sagte sie, „mein Vater schickt mich, dem Fürsten diese Kartoffeln zu bringen.“ „Wer seid Ihr?“ begehrte Utsch zu wissen. „Ich bin die Tochter des Fuhrmanns und Treibers Franz, der unten im Dorf wohnt, mein Herr“, entgegnete Lene. „Richtet Eurem Vater Dank aus. Ich komme die Tage und statte ihm einen Besuch ab“, flüsterte der Förster. „Bert, räumt den Karren in den Schuppen!“ rief Utsch dem Knecht zu und schaute Lene auf ihrem Rückweg hinterher. Damit schloss er die Türe hinter sich und verschwand im Inneren des Schlosses. „Wer war das und mit welchem Begehr?“ Auffordernd blickte der Kurfürst seinen Erbförster an. „Ein Mädchen aus dem Ort unten am Soonwald brachte Euch einen Karren Kartoffeln, Eure Durchlaucht. Euer Knecht kümmert sich darum.“ Ich sah ihn um die Ecke des Hofes kommen.“ Der Förster lächelte.

Friedrich Wilhelm Utsch

Подняться наверх