Читать книгу Friedrich Wilhelm Utsch - Margarete Hachenberg - Страница 8
Der Erbförster
ОглавлениеDer Weidmann ritt in dieser Nacht zu seinem Forsthaus Entenpfuhl.Im Morgengrauen würde er mit seinen Helfern zur Jagd losreiten. Kunstvoll geschnitzt stand sein Bett an der langen Wand, in das er sich legte und sofort schlief. Blitz und Donner erhellten die Nacht, es regnete in Strömen. Bereits sehr früh nahmen die Jäger und die Gehilfen Aufstellung auf ihren braunen Rössern. Links und rechts erstreckte sich der Wald, in der Mitte erhob sich das hohe Bergmassiv. Außerhalb des Lustgartens fegte der Wind über den Hunsrück, das sich die Bäume bogen. Utsch ahnte, dass das Wild abends aus dem Dickicht kam und auf Wiesen und Feldern gemächlich äste. „Gestern noch war ein heißer Tag, Schwüle durchzog die Luft. Abends und morgens halten sich die Rothirsche an solch heißen Tagen an diesem Salzlecken auf. Utsch zeigte auf den Stein, den er selbst dort aufgestellt hatte. „Oder das Wild kühlt sich im Suhl ab. Dort stellen wir uns mit den Schweißhunden am Riemen auf.“ Die Gehilfen trugen eine Armbrust, die Jäger selbst hatten Flinten um ihre Schulter gespannt. Nun preschten die Reiter in ihren edlen Roben los. Sie wollten nach den Rothirschen Ausschau halten. Die Hunde hetzten mit dem Galopp der Pferde. Die Hufen huschten über das dicke Laub des Waldes, das in diesen Tagen auf die Erde fiel und zwischen den Nadel- und Laubbäumen vorbei. Dicke Wolken türmten sich am Himmelszelt, Regen prasselte hernieder. An der zugewiesenen Stelle stellten sie sich auf. Es dauerte eine Weile, da raschelten Blätter. Ganz langsam hoben die Jäger ihre Flinten, die Gehilfen ihre Armbrust und zielten. „Trefft das Blatt!“ sagte Utsch noch. Schüsse krachten durch die Luft und trafen den Hirsch, der vor einem Busch zusammenbrach. In Jagdequipagen folgten Edeldamen und Wagen mit köstlichen Speisen, Bier und Wein, um bei der Jagd auch eine Rast einlegen zu können. „Das Tier ist getroffen!“ rief einer der Jäger. Friedrich Wilhelm Utsch eilte hoch zu Ross herbei und gab dem Hirsch mit seinem Hirschfänger den Todesstoß. Dann ritt die Jagdgesellschaft aus dem Wald hinaus auf den kahlen Platz. Über die mit Birken übersäte Allee ratterten Kutschen aus Darmstadt kommend, aus Worms und Bingen oder auch aus Frankfurt ein. Der ganz in grün gekleidete Herold saß auf seinem hohen Ross und blies die Fanfare, an der das Wappen des Fürsten flatterte. Die Zuschauer strömten herbei, sie setzten sich auf leere Karren oder sie fanden einen Platz auf einem der Gerüste. Eine große Leinwand spannte sich von einem Baum quer über den Platz zum nächsten Baum, eine Falle für das Wild. Maler mit ihren Pinseln malten Schlösser auf diese Leinwand, Brücken und Terrassen. Ein einziges Spektakel! „Öffnet die Pforte!“ rief der Förster und schon sprangen und plumpsten Hasen, Rehe, Schweine, Dachse und Füchse aus den Bergen, aus denen sich eine Tür öffnete. Das Wild kam auf Brettern zu stehen und der Boden schien zu beben. Die Jäger, aber auch die Zuschauer nahmen ihre Waffen und legten an. Die Jagdhelfer spannten ihre Armbrüste mittels Haken. Pfeile aus Holz legten die Männer an und spannten die Sehne. Die Köpfe hoben sich und die Augen nahmen ihr lebendiges Ziel ins Auge. Dann schossen sie ihre Pfeile ab. Die Jäger und auch der Förster hoben ihre Schrotflinten. Der Lauf dieser Feuerwaffe zeichnete sich durch einen glatten Lauf aus. Auch sie orteten ihr Ziel. Nicht zu weit durften sie von ihren Opfern entfernt stehen. Den Finger am Abzug schossen sie und viele Tiere ließen ihr Leben. „Nun jagen wir noch den Rest des Wildes!“ kommandierte Utsch. Die Jäger nahmen Aufstellung rund um den kahlen Platz. Ein großes Netz legten sie bereits vor Tagen aus. Eingerollt lag es da und die Männer nahmen je ein Stück dieses Netzes in ihre Hände und rollten es aus. Sie hoben es in die Höhe. Hasen, Rehe und selbst Marder zappelten in diesem Netz. Der Förster und seine Helfer erlegten es und warfen die Tiere in bereit gestellte Karren. „Jetzt müssen wir das alles nur noch dem Kurfürsten bringen. Mal sehen, was er uns davon als Belohnung gibt. Auf! Machen wir uns auf den Weg!“ rief Utsch freudestrahlend.