Читать книгу #2 MondZauber: VERSUCHUNG - Mari März - Страница 17

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Wahrheiten

Wütend stapfte Lyra den Weg allein bis zum Gästehaus zurück. Was denkt dieser Scheißkerl sich eigentlich? Erst zaubert er mir dieses Knistern in den Bauch und dann serviert er mich mit dieser blöden Antwort einfach so ab.

Resigniert warf sie ihren Zopf auf den Rücken und überlegte, ob sie sich noch einmal verwandeln sollte. Als Luchs spürte sie wenigstens nicht all diese menschlichen Gefühle und musste sich nicht den Kopf über Prophezeiungen, die Zukunft und diesen Typen zerbrechen. Ian, der sie einfach nicht küssen wollte. Warum musste das Leben eigentlich so verflucht kompliziert sein?

»Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?« Miranda lümmelte in einem Schaukelstuhl, der auf der Veranda des Gästehauses stand. Sie hatte ihre Lederklamotten gegen einen Bikini getauscht und brutzelte nun scheinbar genüsslich in der Spätnachmittagssonne. Auf einem Tisch neben ihr standen allerlei Utensilien und ein Glas, in dem sich nach und nach die Eiswürfel auflösten. Offenbar hatte sich ihre Tante vor lauter Langeweile die Nägel lackiert und gönnte sich nebenbei einen Drink.

»Na, dir geht’s wohl gut hier?« Ohne eine Antwort abzuwarten, marschierte Lyra ins Haus und suchte im Kühlschrank nach dem Gin.

»Ganz oben im Froster. Da findest du auch die Eiswürfel. Mach dir einen Drink, setz dich zu mir und erzähl mir dein Leid, Kätzchen!«

Miranda war wirklich nicht von dieser Welt. Erleichtert stellte Lyra fest, dass ihr die Einstellung ihrer Tante gefiel und die unkomplizierte Herangehensweise etwas hatte, das sie beruhigte. Also holte sie ein Glas aus dem Küchenschrank und mixte sich ihren Gin Tonic. Eigentlich war die Volljährigkeit doch ganz cool, man musste niemanden mehr um Erlaubnis bitten.

Langsam legte sich der Zorn. Im Kühlschrank fand Lyra eine Plastikdose mit geschnittenen Zitronenscheiben. Sie warf sich eine davon in die sprudelnde Flüssigkeit und lief zurück auf die Veranda.

Miranda hatte sich ein luftiges Shirt übergeworfen und räumte gerade die Nagellackfläschchen in eine kleine Tasche. »Na, Kätzchen? Was ist schiefgelaufen am Strand?«

Seufzend knallte Lyra ihr Glas auf den Tisch. »Weiß hier eigentlich jeder über alles Bescheid?« Schnaubend ließ sie sich auf den zweiten Schaukelstuhl fallen und schaute trotzig in die Sonne, welche sich gerade hinter einer orangefarbenen Wolke versteckte.

»Ja, klar. Du bist hier in Irland.«

»Ich weiß. Lass stecken! Hab ich gerade von einem waschechten Iren alles haarklein erklärt bekommen.«

»Lief wohl nicht so, wie du es dir erhofft hast?«

»Ich habe mir gar nichts erhofft.«

»Ach, nein? Ich hätte schwören können, dass du scharf bist auf diesen unglaublich gutaussehenden Wolf. Aber lass mal, das klappt sowieso nicht.«

»Warum?« Entgeistert starrte Lyra ihre Tante an. Diese grinste und wickelte sich eine rote Haarsträhne um den Finger.

»Wie soll das gehen? Er ist ein Wolf und du bist eine Katze. Hast du schon mal daran gedacht, wie eure Kinder aussehen werden?«

Lyra zog beide Augenbrauen nach oben. »Miranda, ich habe an Knutschen gedacht, vielleicht sogar an heißen Sex am Strand, aber sicherlich nicht an Heiraten und Kinderkriegen. Was ist denn mit dir nicht in Ordnung? Ich dachte, du wärst der Vamp in der Familie, der die Männer nur als Lustobjekte betrachtet?«

Mirandas Grinsen wurde breiter. »Das ist mein Mädchen! Wenn du diese Einstellung zumindest vorerst beibehältst, wirst du es im Leben leichter haben. Vertrau mir! Aber jetzt mal im Ernst. Ian ist ein attraktiver und liebenswerter Bursche, dass er dir gefällt, ist nicht zu übersehen. Und doch solltest du dir genau überlegen, mit wem du dich einlässt. Was du jetzt am wenigsten brauchst, sind komplizierte Liebesgeschichten. Ich denke, du hast schon genug Ärger am Hacken.«

»Wie meinst du das?«

Auch wenn es wehtat, gab die pragmatische Seite in Lyra ihrer Tante sogar recht. Aber welchen Ärger meinte sie denn jetzt konkret?

»Kätzchen, du wohnst in einem Dorf mit Wölfen und hast gerade erst erfahren, dass du dich in einen Luchs verwandeln kannst. Hinzu kommt diese vermaledeite Geschichte, dass du diese eigenartigen Biester da unten in der Grotte gesehen hast und die Beanna davon überzeugt ist, dass Böses in dir steckt. Obwohl ich nicht finde, dass man darum nun gleich solch einen Rummel veranstalten muss. Schließlich steckt in uns allen eine dunkle …«

»Hast du etwa gelauscht?«

»… Seite. Klar habe ich gelauscht. Denkst du denn, ich lasse mich einfach so wegschicken, setze mich dann brav an meinen Stickrahmen und warte auf die Entscheidung des großen Anführers? Ich bin kein Mitglied des Rudels und muss mich hier nicht unterordnen.«

»Was hast du gehört? Was weißt du? Und warum unterordnen?«

Miranda trank ihr Glas leer, lutschte nun genüsslich an ihrer Zitronenscheibe und ließ sich Zeit mit ihrer Antwort. Als sie merkte, dass Lyra schon wieder anfing, vor Wut zu kochen, warf sie die Zitrone zurück ins Glas und sagte: »Als Erstes solltest du unbedingt mehr über dein Umfeld in Erfahrung bringen. Heute Abend gibt es einen Geschichtenabend am Lagerfeuer. Hier kannst du einiges lernen und solltest dir deshalb diesen Event nicht entgehen lassen. Zweitens wäre es nicht verkehrt, dir im Internet einige Informationen zu Wölfen und auch Luchsen zusammenzusuchen. Da gibt es interessante Parallelen. Wusstest du zum Beispiel, dass Luchse …?«

»Miranda, lenk nicht ab! Was hast du gehört und was weißt du?«

Das Gesicht ihrer Tante wurde ernst. »Lyra, das gesamte Rudel setzt auf deine Hilfe. Wenn der Bruder des Alphas zurückkommt, und das wird er eines Tages, dann sind hier alle ziemlich am Arsch!«

»Was meinst du? Wo ist dieser Typ überhaupt hin und warum haben alle solche Angst vor ihm? Ich meine, er ist ein Wolf. Was sollte er gegen ein ganzes Rudel ausrichten können?«

»Er war kein Wolf mehr, Lyra. Jetzt ist er etwas, das weitaus blutrünstiger und gefährlicher ist, und er ist nicht allein.«

Lyra verstand kein Wort. Was sollte es um Himmels Willen noch geben, das blutrünstiger als ein Rudel Werwölfe war?

»Könntest du endlich mal Tacheles reden? Du bist schon wie Mama. Was ist dieser Cathán? Es hieß doch, alle dachten, er wäre tot. Und nun ist er wieder da oder was?«

»Lyra, der Bruder des Alphas ist ein Vampir.«

Ein hysterisches Lachen bahnte sich durch Lyras Kehle. »Ach, hör doch auf! Hexen und Gestaltwandler, okay. Damit muss ich mich wohl abfinden. Aber jetzt auch noch Vampire? So wie bei Twilight oder eher The Originals

»Kätzchen, wir sind hier nicht im Kino. Vergiss alles, was du aus Filmen und Büchern weißt. Wir haben es hier mit einer Kreatur zu tun, die all deine Vorstellungen sprengt. Kein Glitzer, kein Sex, kein … Im richtigen Leben, also wenn man es so bezeichnen möchte, sind Vampire untote Gestaltwandler.«

#2 MondZauber: VERSUCHUNG

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