Читать книгу Ich bin ich - Wer sonst! - Maria Färber-Singer - Страница 11

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DER NEUE VERSTAND


Du hast deinen Verstand zum Chef über dein Leben gemacht. So ist eine Zentrale entstanden, der du vertraust und die sehr mächtig ist. Wie bei einem Computer wurden alle deine Erfahrungen auf einer Festplatte gespeichert und stehen dir zur Lebensgestaltung zur Verfügung. Diese Funktion des Verstandes ist abhängig davon, was du erlebt hast. Du nutzt dieses Wissen zum Beispiel, wenn du denkst: „Wenn ich darauf höre, was mir andere sagen, kann mir nichts Schlimmes passieren.“ Oder „Wenn ich mich so verhalte wie in einer ähnlichen Situation zuvor, dann habe ich die Situation im Griff“. Diese Funktion ist wunderbar, aber sie ist nicht kreativ. Sie verwaltet und kombiniert das Erfahrene immer wieder neu und ist als solche konditioniert, also erlernt. Schöpfst du bei der Gestaltung deines Lebens nur aus deinem „konditionierten Verstand“, dann schöpfst du immer wieder aus dem, wie du bis jetzt die Welt wahrgenommen hast. Also abhängig von deinem Geschlecht, deiner Herkunftsfamilie, der Zeit und der Kultur, in der du aufgewachsen bist und lebst, und dergleichen mehr.

Viele Geschichten über diese (deine) Welt sind so entstanden und sie begleiten dich. Indem du sie dir und anderen immer wieder erzählst, lässt du sie dein Leben steuern und gibst dir damit einen bestimmten Platz in dieser Welt. Zum Beispiel: „Immer, wenn es in meiner Umgebung hektisch wird, macht mich das nervös.“ „In meinem Leben habe ich oft mit Menschen zu tun, die mich abwerten und klein machen.“ „Im Grunde bin ich ein herzensguter Mensch. Wenn mich jedoch jemand provoziert, kann ich für nichts garantieren.“

Ein so trainierter Verstand ist die Basis aller Hindernisse. Jedes unangenehme Gefühl hängt mit einem Gedanken zusammen und lässt freudvolle Impulse erst gar nicht hochkommen. Ich nenne diese Art von Gefühlen „Emotionen“, um einen Unterschied herzustellen zu den tiefen Wohlgefühlen, die wir uns alle sehnsüchtig wünschen. Emotionen wie Angst, Wut, Trauer und dergleichen sind meist mit Erfahrungen verbunden, die du einmal gemacht hast. Irgendwann in deinem Leben ist etwas passiert und du hast diese Begebenheit mit einem bestimmten Gefühl in dir abgespeichert. Wann auch immer du dann Ähnliches erlebst, knüpft dein Verstand an diese alten Erinnerungen an, bewertet sie entsprechend und in dir entsteht dieselbe Emotion wie damals.

Das bedeutet zum Beispiel, dass Trauer in dir hochkommt, wenn du bei einer Party den Eindruck bekommst, dass sich alle köstlich unterhalten, nur du nicht. Gehst du der Trauer nach, landest du bei Gedanken, die ungefähr so lauten könnten: „Ach ja, für mich interessiert sich wieder niemand. Ich bin zu langweilig. Ich bin zu dick. Ich bin zu dünn. Ich bin nicht witzig. Ich bin nicht gescheit.“ So oder so ähnlich erklärst du dir deine Beobachtungen und es tut immer wieder weh, vor allem auch, weil du das „eh schon kennst und es sich wohl nie ändern wird“. Mit diesem Drama kannst du dich und andere stundenlang, manchmal sogar tage- und wochenlang beschäftigen.

Du fühlst, was du denkst, und du denkst, dass du bist, was du denkst. Dein Leben aus dieser Perspektive zu betrachten und zu erleben ist dir schon so zur Gewohnheit geworden, dass es dir „ganz normal“ vorkommt. Wäre da nicht diese Sehnsucht nach dem – scheinbar – Unerreichbaren. Nach Freude, Freiheit, Frieden. Und dann, irgendwann, bist du so weit und du willst aussteigen aus diesem vertrauten Hamsterrad. Nur wie? Wie geht das?

Mit großer Wahrscheinlichkeit versuchst du es zuerst durch Erlangen von neuem Wissen. Das funktioniert auch eine Zeitlang, doch irgendwann kommst du wieder an eine Grenze. Es wird dir bewusst, dass du mit Hilfe deiner Gedanken einen neuen Käfig erbaut hast, aus Gold zwar diesmal und viel größer und schöner als der erste, aber immer noch ein Käfig. Woran bist du gescheitert? Du hast wieder deinem alten Verstand die Leitung übergeben. Und der hat gemacht, was er kann: Er hat dir die Erkenntnisse aus seinen neuen Lernerfahrungen zur Verfügung gestellt. Alles im Rahmen seiner Möglichkeiten. Das macht er wunderbar. Nur: Mehr kann er nicht. Er kann nicht von alleine über sich selbst hinausgehen.

Ganz auszusteigen, um aus deinen Sehnsüchten und tiefen Wünschen heraus dein Leben zu gestalten, setzt einen „neuen“ Verstand voraus, einen, der vertrauensvoll dein schöpferisches Potential wirken lässt und ihm dankbar und staunend assistiert. Deinen konditionierten Verstand dafür zu gewinnen, das ist die Kunst. Dass es eine Kunst ist, bemerkst du vorrangig daran, dass du kraftvolle Gedanken nicht durch Gedanken tilgen kannst, denn der konditionierte Verstand kann sich nicht durch sich selbst auflösen. Sogenannte „Trends“ sind ein gutes Beispiel dafür. Nimm zum Beispiel das Thema „Heilung“. Vieles wurde schon erfunden und in die Welt gebracht und vieles davon war ein Segen für die Menschheit. Und die Entwicklung geht immer weiter, stößt an neue Grenzen und findet immer wieder neue Mittel und Wege. Parallel zur wissenschaftlichen Entwicklung tauchen Hypothesen auf, wonach der Mensch selbst bestimmt, ob eine „Behandlung“ wirksam ist oder nicht. Heilsbotschaften entstehen und eine neue ersetzt immer wieder die vorhergehende. Eine Diät löst die nächste ab, eine Theorie wird von einer anderen wieder in Frage gestellt. Der Berg an guten Ideen wird immer höher, und „das Richtige“ zu finden erscheint dem Einzelnen immer schwieriger.

Willst du aussteigen aus dieser „Welt“, mach dir bewusst, dass du nicht nur das bist, was du denkst. Lass alle Vorstellungen, die du bis dahin über dich gesammelt hast, los und stell dir vor, dass du diese Erde noch einmal ganz neu betrittst. Wie die Bühne in einem Improvisationstheater. Kein erlernter Text. Keine Vorgaben. Nur freies Spiel.

Ganz neu zu sein bedeutet, dass du in einer gewissen Weise die alte Person, die sich mit den alten Vorstellungen identifiziert hat, „sterben lässt“. Denn erst wenn der alte Verstand still ist, kannst du ganz aus deinem Zentrum heraus leben. Und dann begrüßt du freudig deinen „neuen“ Verstand, der Hand in Hand mit deinem Herzen Entscheidungen trifft und dir bei deinen Kreationen hilfreich zur Seite steht. Ist in deinem Kopf Stille eingekehrt, kann sich auch dein Körper immer wieder regenerieren und seine Zellen in Ruhe erneuern. Es ist gut, wenn du ihn für seine Arbeit wertschätzt und ihm dafür Zeit und Raum gibst.

Bist du entschieden, ist es im Grunde ganz einfach: Kannst du aus tiefstem Herzen und mit Freude „ja“ zu etwas sagen, dann hat dieses Etwas immer mit DIR zu tun, mit dem, wer du wirklich bist. Was auch immer aus diesem Ja hervorgeht, ist gut für dich – völlig unabhängig davon, wie es sich zeigt. Bewerte es nicht. Vertraue. Willst du etwas tun, dann tue es. Wenn nicht, dann nicht. Hast du zum Beispiel Zahnschmerzen: Nimm sie zur Kenntnis und bewerte nicht. Mach dir vielmehr bewusst, was dir helfen wird: eine Tablette?, der Zahnarzt?, die Vorstellung eines gesunden Zahnes? Jeder Gedanke, der deine Wünsche ignoriert, führt dich von DIR weg direkt ins Drama, wie zum Beispiel: „Jetzt ist es schon das dritte Mal in diesem Jahr, dass mir ein Zahn weh tut. Was bedeutet das? Verliere ich alle Zähne? Wenn ich zum Zahnarzt gehe, bekomme ich sicher wieder eine Spritze. Außerdem ist mir die neue Assistentin so unsympathisch. Soll ich mir jemand anderen suchen?“

Hast du einige Erfahrungen damit gemacht, dass deine Entscheidungen „aus dem Bauch“ letztlich für alle Beteiligten das Beste gebracht haben, dann wirst du immer sicherer. Diese Sicherheit ist nachhaltig, weil sie aus dir kommt und weil du unmittelbar mit ihr verbunden bist. Du erlebst dich ganz, mit beiden Beinen auf der Erde und leicht, weil es dir Freude bereitet, aus deiner Kreativität zu schöpfen. Und dein neuer Verstand begleitet dich hochkompetent und punktgenau durch dein neues Leben.

Ich bin ich - Wer sonst!

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