Читать книгу Salvatore - Ein Mafioso sucht das Glück - Mariana Boscaiolo - Страница 11
ОглавлениеEnzo
„Ciao Enzo, ich bin’s, Salvatore, hast du gerade Zeit?“ „Was ist denn mit dir los? Du hörst dich fertig an!“, antwortet Enzo prompt.
„Enzo, du bist doch Schönheitschirurg, ich dachte, also, ich meinte, kurz: Könntest du mir nicht eine andere Identität verpassen?”
„Ich bin eher auf Bauch, Beine, Po spezialisiert. Willst du ein Arschgesicht? Wäre doch zu schade, Salvi. Du siehst doch gut aus. Wo hakt es denn?“
„Ich will verschwinden! Südamerika, Antarktis, Sibirien, Deutschland wenn’s sein muss. Egal, ich kann nicht mehr!”
Enzo wird hellhörig.
„Komm einfach gleich in die Praxis, da können wir in Ruhe reden“, schlägt er vor.
Salvatore nickt und sieht auf seine lange Liste mit den Adressen, die er eigentlich abklappern sollte. Gianni und Sergio müssen einfach helfen. Er wird es sonst niemals schaffen. Und was das heißt, will er sich gar nicht vorstellen. Er tippt eine Nachricht an Gianni und Sergio in sein Handy:
„Habe Brechdurchfall! Bitte um Hilfe, bitte die restlichen Adressen anfahren. Bis übermorgen. Grazie. Salvi.“
Postwendend kommt die Antwort von Giorgio: „Versager!“
Und von Sergio: „Mamma wartet schon mit Schleimsuppe!“
Das wäre erledigt, die werden es schon machen, redet sich Salvatore gut zu und fährt los zu Enzos Praxis.
*
Die Praxis befindet sich im Erdgeschoss einer Villa inmitten eines weitläufigen Parks, umgeben von Zitronenbäumen. Alles ist schneeweiß und auf Beauty getrimmt. In Enzos Sprechzimmer hängen Bilder italienischer und amerikanischer Filmstars.
„Komm rein, Salvi. Was ist los? Wo drückt der Schuh?“
Mit diesen Worten begrüßt Enzo seinen Freund. Er trägt wie immer seine Standardkluft. Weiße Hose, weißes T-Shirt und weiße Turnschuhe zum graumelierten Haar.
„Ich bin gar nicht Salvi“, antwortet dieser und fasst unbewusst an sein Halskettchen.
„Hey, was erzählst du denn da? Du siehst eigentlich aus wie immer.“
„Mamma hat verraten, dass sie mich gefunden haben, damals, und ich kam ihnen grade recht. Sie konnte irgendwie lange keine Kinder bekommen.“
„Interessant. Dann mach doch einen DNA-Test. Mit etwas Glück erfährst du dann etwas über deinen Stammbaum.“
„Die haben in meiner Familie anscheinend damals schon versucht, etwas herauszufinden. Wenn ich weiter nachforsche und das auffliegt, bin ich ein toter Mann. Schwöre, dass du niemand davon erzählst! Du weißt doch, dass wir keine normale Familie sind.“
„Keine Sorge. Ärztliche Schweigepflicht. Und was willst du jetzt machen?“
„Naja eben, eine neue Identität!“
„Salvi, dann brauchst du einen neuen Pass, neue Zähne, neue Fingerabdrücke und psychologische Behandlung. Das ist nicht ohne. Und wie willst du denn aussehen?”
Enzo legt ein paar Bilder auf den blitzsauberen Schreibtisch aus Glas.
„So könnte es werden. Oder so …“
Fotos von missratenen Operationen stapeln sich übereinander.
„Daher mache ich fast nur noch Bauch, Beine, Po, verstehst du? Also überlege dir das nochmal gründlich. Vielleicht fällt uns noch etwas anderes ein.”
Er begleitet Salvatore zur Tür und tröstet ihn.
„Es ist spät, wir reden ein andermal weiter, ja?“
„Enzo, du kannst mich doch jetzt nicht hängen lassen!“, ruft Salvatore.
Verzweifelt stemmt er sich gegen seinen Freund, der ihn energisch Richtung Ausgang schiebt.
„So etwas muss gut überlegt sein, überschlafe das nochmal“, sagt Enzo eindringlich.
Mit hängendem Kopf schlurft Salvatore zum Auto und schmeißt eine Zitrone auf den Ferrari.
„Echt jetzt, ich pfeif auf die Cosa Nostra und alle Schönheitschirurgen!“, ruft er wütend.
In seiner Aufregung hatte Salvatore nicht bemerkt, dass Enzo ihm beim Hinausgehen ein kleines, welliges Haar von der Schulter gezupft hatte. Es könnte ja noch für einen Test nützlich sein …