Читать книгу Salvatore - Ein Mafioso sucht das Glück - Mariana Boscaiolo - Страница 6
ОглавлениеProlog
Ihr Schulranzen stand günstig. Wenn er geschickt war, konnte er den Brief schnell hineinschmuggeln. Tagelang hatte Salvatore an ihm gefeilt. In verschiedenen Farben, mit verschiedenen Stiften. Vollgekritzelte Blätter lagen im Papierkorb und überall verstreut auf dem Boden.
„Ti voglio bene, Nina. Willst Du meine Freundin werden?“, hatte er geschrieben.
Mal war das Blatt halb leer, dann die Schrift zu groß oder ein Schreibfehler hatte sich eingeschlichen.
Irgendwann aber war der Brief perfekt und er vernichtete alle Entwürfe.
Er schrieb noch „Dein Salvatore (Salvi), 11 Jahre“ darunter.
Jeden Buchstaben sorgfältig in einer anderen Farbe. Fast wollte er noch ein Herz dazu malen, aber dann ließ er es sein. Zu kitschig.
Es war ein sonniger Donnerstag im Mai.
Die 5. Klasse und auch Nina hatten den Schulraum verlassen. Sein großer Moment war gekommen. Er ließ den quadratischen, blauen Umschlag in ihren Ranzen gleiten und lief mit klopfendem Herzen auf den Pausenhof zu den anderen Schülern.
Später beobachtete er, wie Nina nach Hause ging, die bunte Schultasche auf dem schmalen Rücken. Ihre langen, braunen Haare fielen locker darüber.
Danach war es Salvatore den ganzen Nachmittag lang übel. Wenn nun Ninas Mutter den Ranzen öffnete oder Nina „nein“ sagen würde, wie peinlich! Er legte sich ins Bett und fieberte alle Möglichkeiten durch. Mit diesem ständigen Herzklopfen konnte er nun wirklich keine Hausaufgaben machen.
Seine Mamma machte sich bereits Sorgen und sagte:
„Salvi, wenn das so weiter geht, muss ich den Dottore rufen.“
Er winkte ab und würgte die kalten Butterspaghetti, die auf dem Nachttisch standen, hinunter.
Am nächsten Morgen, gleich vor der ersten Stunde, gab ihm das Schicksal den entscheidenden Wink.
Auf seinem Platz, ein winziger hellgrüner Aufkleber. Die Antwort, das grüne Licht!
Auf dem Sticker standen nur zwei Worte:
Si! Nina.
Salvatores Herz flatterte aufgeregt wie das eines bunten Kolibris und schwebte Richtung Himmel.
Was Jahre später passieren sollte, konnte er ja nicht ahnen …