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Translatio imperii unter den Katholischen Königen

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Wie Bernard Vincent betont hat, haben die Katholischen Könige das Thema des Kreuzzugs, das seit der Eroberung Konstantinopels 1453 überall im Okzident präsent war, aber niemand ernsthaft aufgriff, „zu ihrem eigenen Ruhm genützt“, d.h. ihrem Staatskonzept unterstellt. Sie verstanden die Vorteile, die sie innen- wie außenpolitisch aus ihrer Rolle als „Vorreiter der Christenheit“ ziehen konnten. Ihr Unternehmen visierte nicht nur die Eroberung Granadas, sondern auch die Einnahme Jerusalems an – jedenfalls in der Reichspropaganda. Die Massenbekehrung von Juden trug dazu bei, dass um 1500 der Gedanke eines messianischen Charakters der spanischen Könige sowie die Ausdehnung der Geistesfreiheit eines Christenmenschen auf den politischen und sozialen Bereich „das zentrale Motiv des spanischen Lebens“ war, vor allem in Kastilien. Das spanische Lebensgefühl dieser Zeit kennzeichnet Américo Castro folglich als eine „messianische Spannung“ oder ein „latentes Warten auf irgendeinen Messias“. Erst dies erklärt für ihn „das wunderbare Ereignis eines Weltreiches wie des spanischen“.

Das Jahr 1492

Die schicksalhafte Entdeckung der Neuen Welt im Jahre 1492, das mit der Eroberung Granadas angefangen hatte, verstärkte das spanische Gefühl, das auserwählte Volk der Renaissance zu sein. Es ist kein Zufall, dass Christoph Kolumbus seine Entdeckung mit der Bestimmung der spanischen Könige zur messianischen Aufgabe der Rückeroberung Jerusalems in Verbindung brachte. Der Bezug zur Weltreichelehre aus dem Danielbuch ist auch vorhanden: Im Jahre 1499 schrieb z.B. Antonio de Lebrija, auch Nebrija genannt, Autor der ersten Grammatik einer modernen Sprache (1492), Humanist und Reichschronist Ferdinands, dass gemäß der Himmelsbewegung alle Reiche und Monarchien im Osten begannen und über Indien und die Assyrer, Griechenland und Italien nach Westen wanderten, „wo sie zum Stillstand kamen“. Nebrija zitierte das nicht von ungefähr, sondern um die Führungsrolle in der Christenheit für die Katholischen Könige Spaniens zu reklamieren, deren wunderbares Reich etwas Neues, noch nie Dagewesenes sei. Im Windschatten der Kreuzzugsexpedition von 1509 zur Eroberung Orans betonte er: Obwohl der Kaisertitel in deutschen Händen liege, sei die imperiale Macht de facto in den Händen der spanischen Könige, die nun, nachdem sie bereits Herren weiter Teile Italiens und der Mittelmeerinseln geworden seien, sich anschickten, den Krieg nach Afrika zu tragen und, indem sie ihre Flotten gegen Westen gemäß der Himmelsbewegung segeln ließen, bereits die an Indien angrenzenden Inseln, also die sogenannte Neue Welt, erreicht hätten. Die Translatio imperii von Osten nach Westen hatte also nun Spanien erreicht, und die Führung sollte für immer in Spanien bleiben.

Das Spanische Jahrhundert

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