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El Escorial – Symbol für Verhältnis von Staat und Kirche unter Philipp II. Das Königliche Kloster (Real Monasterio) San Lorenzo de El Escorial wurde zwischen 1563 und 1584 gebaut (an der künstlerischen Ausstattung wurde jahrzehntelang weiter gearbeitet und das königliche Pantheon konnte erst 1664 fertiggestellt werden). Es liegt etwa 50km nordwestlich von Madrid am südlichen Hang des Guadarramagebirges, in einer Höhe von 1026m. Als Königliches Kloster steht es in der Tradition ähnlicher Gründungen durch die Könige des Mittelalters oder die Katholischen Könige um 1500. Solche Klöster standen unter der Protektion der Krone, wurden besonderen königstreuen Orden mit der Aufgabe anvertraut, für die Monarchie zu beten, hatten einen (bescheidenen) Palastteil für die Könige, in dem diese von Zeit zu Zeit fast wie Mönche wohnten (einschließlich der Teilnahme am Stundengebet), und waren zumeist auch als königliche Grabstätte vorgesehen. Oft wurden sie in Erinnerung an große Siege gebaut, was auch auf El Escorial zutrifft: Es ist dem heiligen Laurentius geweiht – in Erinnerung an den Sieg Philipps II. über die Franzosen bei Saint-Quentin am 10. August 1557, zu Beginn seiner Herrschaft und am Festtag des genannten Heiligen, der sich in Spanien von alters her einer besonderen Verehrung erfreute. Beim Bau hatten die Architekten (zunächst Juan Bautista de Toledo und ab 1567 Juan de Herrera) die Vorgabe, die Anlage in Erinnerung an den Märtyrertod des Laurentius wie einen umgekehrten Rost zu planen: mit den Türmen als Beinen und den Innenhöfen als Lücken. Das Besondere sind zunächst die grandiose künstlerische Ausstattung sowie die Ausmaße: 207 x 161m, 15 Innenhöfe, 4.000 Räume usw. Philipp II. war alles andere als ein finsterer Monarch, er war vielmehr ein gebildeter Renaissancefürst mit Liebe zu den Künsten und den Wissenschaften. Davon zeugt eine prächtige Bibliothek (mit Handschriften, mit Frühdrucken oder Inkunablen und Drucken aus dem 16. Jahrhundert: die größte Privatbibliothek der Zeit!), in der gemäß dem königlichen Auftrag in der Gründungsurkunde von 1567 alle Wissenschaften, ja das Wissen der Zeit gesammelt werden sollte. Die Bibliothek liegt gegenüber der Kirche und so gut wie auf Augenhöhe des Hauptaltars – ein eindrucksvolles Zeichen für die Verbindung von Glaube und Vernunft. Auch wenn die Gruft mit den Königsgräbern direkt unter dem Hauptaltar der Kirche liegt, ist die Anlage nicht Ausdruck eines Primats des Klerus im Diesseits, sondern eher der politischen Theologie oder Reichstheologie der Monarchia Hispanica. Deutlich wird dies z.B. im Fresko ausgedrückt, mit dem Pellegrino Tibaldi in der Bibliothek die Theologie als Wissenschaft illustriert. Im oberen Teil sieht man die vier Kirchenlehrer des Westens mit einer allegorischen Darstellung des Glaubens in ihrer Mitte. Darunter findet sich eine Szene des Konzils von Nicäa mit Kaiser Konstantin in der Mitte auf dem Thron sitzend, umgeben von Bischöfen und mit dem Ketzer Arius zu seinen Füßen! Arius steht gewiss für die neuen „Ketzer“ des 16. Jahrhunderts, die beim Konzil von Trient verurteilt wurden, und Konstantin für Philipp II., der in seinem Reich die Beschlüsse des Trienter Konzils ohne Abstriche umsetzen ließ und den wahren Glauben beschützte.

Das Spanische Jahrhundert

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