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Die schwarze Legende (La Leyenda negra) Der Begriff wurde von Julián de Juderías ab 1912 eingeführt, um die „grotesken Beschreibungen“ des Charakters der Spanier und ihrer Kultur sowie Beschuldigungen aller Art gegen Spanien aufgrund von Übertreibungen und falschen Tatsachen zu bezeichnen. Wir haben darunter die Kehrseite des spanischen Hegemonialanspruchs in der Frühen Neuzeit zu verstehen und die erste politische Propagandaschlacht seit der Erfindung des Buchdrucks. Die schwarze Legende zeigt auch anthropologische Vorurteile und quasi-rassistische Komponenten, etwa wenn Martin Luther in seinen „Tischreden“ die Spanier als ein Volk von „ungläubigen Juden und getauften Mauren“ bezeichnet, die mit ihrer orientalischen Despotie Deutschland tyrannisieren wollen. „Abscheuliche Marranen“, „Scheinchristen und Dreckskerle“ ebenso wie „brutale Feinde des Menschengeschlechts“ oder „Spanische Servitut“ werden zu geläufigen Topoi in den antispanischen Pamphleten der Frühen Neuzeit. Die Gegner der Monarchia Hispanica – Italiener, Deutsche, Niederländer, Franzosen, Engländer – waren bestrebt, die Spanier als Menschen, ihre Herrscher (vor allem Philipp II.), ihre Kultur und Institutionen (wie die Inquisition) zu diskreditieren. Das antispanische Schrifttum speiste sich aus verschiedenen Quellen: aus der Anklage der Brutalität der Konquistadoren bei der Eroberung der Neuen Welt, die Bartolomé de Las Casas drucken ließ (Brevísima relación de la destrucción de las Indias, 1552; das Werk erreichte im 16. Jahrhundert vier und im 17. Jahrhundert 25 niederländische Ausgaben, dazu kommen fünf französische, vier englische und zwei deutsche Ausgaben); aus der Anklage der Kunstgriffe der Inquisition durch einen gewissen Reginaldo González Montano (Exposición de algunas mañas de la Santa Inquisición española, 1567), hinter dem sich der aus Sevilla geflohene Protestant Casiodoro de Reina verstecken könnte; aus der Anklage der von den Spaniern begangenen Gräueltaten während der katholischen Restauration unter Maria Tudor (1553–1558) in England, die der Exulant John Foxe vornahm (Acts and Monuments, 1554); aus einem Werk von Wilhelm von Orange-Nassau (Apologie, 1580), in dem Philipp II. als Bigamist und Mörder seines eigenen Sohnes dargestellt wird; aus einer ebensolchen Anklage dieses Königs durch seinen geflohenen Sekretär Antonio Pérez (Relaciones, 1594) sowie aus anderen Quellen. Die spanischen Könige verstanden es nicht, eine wirksame Gegenpropaganda ins Leben zu rufen.

Das Spanische Jahrhundert

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