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Rätesystem Im „Spanischen Jahrhundert“ war Spanien eher ein Konglomerat von verschiedenen Territorien und Königreichen, die durch die Krone und den katholischen Glauben zusammengehalten wurden. Die Verwaltungsstruktur bestand in einem System von Räten, die für verschiedene Institutionen, Regierungsgeschäfte und Territorien zuständig waren. Nach Philipp II. führte der König nicht mehr in die Schlachten, sondern zog sich auf die Regierung seines Reiches mithilfe seines Sekretärs und der Räte zurück. Philipp III. und Philipp IV. überließen die Regierungsgeschäfte weitgehend den validos oder mächtigen Ministern (Philipp III. dem Herzog von Lerma und Philipp IV. dem Graf-Herzog de Olivares). Räte für Institutionen und Regierungsgeschäfte: Inquisition (1483), Ritterorden (1495), Kreuzzug (1509), Krieg (1517), Staat (1522), Finanzen (1523). Territorialräte: Kastilien (1480, 1588 als Kastilische Kammer), Aragón (1494), Westindien (1524), Italien (1555–1557), Portugal (1582), Flandern (1588). Dazu kamen die Vizekönige (Vertreter des Königs in bestimmten Territorien), die Präsidenten der Gerichtshöfe (Audiencias) und andere Verwaltungsämter. Diese Ämter waren zeitlich befristet, und nach Ablauf des Mandats mussten sich die Amtsträger einer Untersuchung (Juicio de residencia) unterziehen.

Moderner Staat

Indem sie den königlichen Machtanspruch gegenüber dem Adel, der Kirche und den Städten zur Geltung brachten, die Zentralverwaltung ausbauten und sich in der Inquisition ein für alle Teilreiche gleichermaßen zuständiges Machtinstrument von hoch einzuschätzender politischer Bedeutung schufen, ermöglichten die Katholischen Könige ihren Nachfolgern den Weg zum absolutistischen Staat. Horst Pietschmann sieht die Überlegenheit Spaniens auf der Ebene der staatlichen Organisation in „der effektiven politischen Absicherung staatlicher Gewalt“ und folgert, dass Spanien hinsichtlich seiner politischen Organisation „als erster moderner Staat der frühen Neuzeit“ bezeichnet werden muss. Im politisch-administrativen Bereich wie im Finanzbereich wird den Katholischen Königen in der Forschung „vollendete Geschicklichkeit“ bescheinigt. Ein nicht geringer Wermutstropfen ist freilich, dass diese Stärkung königlicher Gewalt eine weitgehende Ausschaltung der ständisch-korporativen Tradition des spanischen Mittelalters zugunsten des Manövrierspielraums der Krone bedeutete. Ferdinand und Isabella riefen die Cortes Kastiliens nur zwei Mal zusammen, und dies zu Beginn ihrer Herrschaft: 1476 in Madrigal de las Altas Torres und 1480 in Toledo.

Polizei- und Militärreform

(3) Polizei- und Militärreform. Zeichen von Modernität im Sinne der Stärkung der königlichen Autorität und der Zentralisierung der Staatsgewalt ist auch die Reform der Santa Hermandad. Bis dahin gab es mehrere Hermandades, die von den Kommunen finanziert wurden und die Sicherheit des offenen Landes gewährleisteten. Unter den Katholischen Königen wurde die Santa Hermandad zu einer allgemeinen ständigen Einrichtung. Zu deren Finanzierung genügte nach den Cortes von Toledo 1480 ein Beschluss des leitenden Rates, der alle drei Jahre gefasst werden musste, aber die Zustimmung der Cortes war nicht mehr nötig.

Ebenso gelang den Katholischen Königen eine nachhaltige Militärreform, von der ihre Nachfolger profitierten. Ihr Heer zwischen 1482 und 1492 entspricht noch dem mittelalterlichen Modell, konnte aber auf der Ebene der neuen Feuerwaffen (Artillerie) eine erdrückende Überlegenheit vorweisen. Mit der großen Militärreform nach 1492 legen die Katholischen Könige den Grundstein für die Tercios, d.h. für die Berufstruppen, die bis zur Schlacht von Rocroi (1643) so gut wie unbesiegt bleiben werden.

Neu ist in dieser Zeit auch der Drang nach Abschluss der territorialen Einheit Spaniens auf dem Boden der Iberischen Halbinsel. In diesem Sinne konnte es nicht bei Granada bleiben: Es musste auch verhindert werden, dass Navarra 1512 in die Hände Frankreichs fiele. Mit dessen Eingliederung durch Ferdinand den Katholischen wurde die Pyrenäengrenze geschlossen.

Die Katholischen Könige betrieben also eine Politik der Machtakkumulation, die zugleich eine Politik der Vereinigung der alten christlichen Königreiche auf spanischem Boden war. Dazu gehörte eine kluge Heiratspolitik mit der Krone Portugals.

Das Spanische Jahrhundert

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