Читать книгу Unerfüllte Träume einer jungen Liebe - Marie-Claire de Bergér - Страница 26
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Vorbereitungen fürs Fextal
Die Gräfin von Bellheim war nach Urs Abgang hinauf in ihr Zimmer gegangen. Die Auseinandersetzung mit den jungen Leuten hatte sie nicht mitbekommen, denn in ihrem Boudoir hatte sie etliche Telefonate mit ihrem Hotel geführt. Das Chalet im Fextal musste ja für vier Personen hergerichtet werden. Es konnte nicht alles in letzter Minute geschehen. Doch auf einmal verspürte sie Hungergefühle und bemerkte, dass sie noch nicht gefrühstückt hatte. So ging die Gräfin hinunter und sagte entschuldigend zu Mariele: „Ma chérie, ich wollte nur eine Tasse Kaffee trinken. Habe nur ein paar Telefongespräche geführt wegen des Chalets, es muss ja alles in Ordnung sein, wenn ihr mir die Ehre gebt, in diesem Hause zu wohnen, n’est-ce pas.“
„Fee, du bist und bleibst ein sanftes Lamm, nichts kann dich aus der Ruhe bringen“, lachte Mariele und hatte nichts als die Wahrheit gesagt.
„Oh mon dieu, was habe ich für eine große Freude, dass ihr mitkommt ins Chalet. Und vor allen Dingen können meine kleine Ulli und ihr Freund einen kleinen Urlaub verbringen“, sagte die Gräfin fröhlich. Uschi und Diether kamen von draußen herein.
„Also, ihr zwei Turteltauben, ihr packt eure Siebensachen zusammen, und wenn wir damit fertig sind, wird die Jagdhütte überall verriegelt. Den Schlüssel werde ich gut wegstecken. Zuerst werde ich Klaus Andermatten per Funk benachrichtigen“, sprach die Baronin.
Sie nahm das Funkgerät aus dem Schreibtisch und tippte die Codenummer von Andermatten ein: „Hier von Trostburg, wir verlassen heute die Berghütte. In ein paar Stunden reisen wir mit dem Jeep ins Fextal, doch vorher werden wir noch in Pontresina einkaufen. Wäre es möglich, dass Sie kurz zu uns herüberkommen, den Schuppenschlüssel mitnehmen und ihn an Urs weiterreichen?“
„Sehr wohl, Frau Botschaftsrätin, selbstverständlich, ich komme zu Ihnen und werde das Nötigste veranlassen. Salü!“
Es dauerte keine halbe Stunde und Urs Adjutant stand vor der Haustüre. „Klaus, wie Sie wissen, musste Leutnant Sutter zurück nach Bern. Aber die PKW von Herrn Marchart und mir stehen noch an der Talstation der Rigi Scheidegg Gondelbahn. Ist es möglich, dass die Autos mit dem Heli ins Fextal transportiert werden?“
„Natürlich kann man die Wagen mit einem Hubschrauber hierher fliegen, Frau Baronin.“
„Die Kosten übernehme ich. Bringe Sie bitte zuerst das Gefährt vom Freund meines Mündels und meines etwas später. Das Chalet heißt Paradiso und liegt im hintersten Teil des Tales. Wir markieren die Stelle, wo Uerli landen kann, ist das in Ordnung?“, entgegnete Mariele lächelnd und drückte Klaus dankbar die Hand. „Seid’s alle miteinander bereit und habt’s alles eingepackt?“, fragte die Baronin die drei.
„Wir sind fertig!“, ertönte es im Chor.
„Gut, Klaus, Sie können unser Gepäck in den Jeep einladen!“
„Selbstverständlich, Frau Baronin.“ Der Offizier nahm die Gepäckstücke und verstaute sie im hinteren Bereich des Geländewagens. Marie-Theres schloss die schwere Eichentüre ab und brachte den Schlüssel in den Schuppen, schloss dort ab und übergab den Schlüssel dann dem Adjutanten. Der salutierte zum Abschied und wünschte eine gute Fahrt.
Die Baronin steuerte den Landrover sicher den breiten Forstweg hinunter zur Talstation der Diavolezza-Seilbahn. Dann fuhr sie über den Berninapass herab nach Pontresina. In der Stadt angekommen lenkte Mariele den Wagen auf den Parkplatz eines Kaufhauses, um für die drei Wochen Lebensmittel einzukaufen. „Wollt ihr mitkommen, Ursula und Diether?“
„Ja, liebe Patentante, wir kommen mit, aber wir wissen, dass wir ja nur zum Tragen der Einkaufstaschen mitgenommen werden, oder?“, lachten beide verschmitzt. Diether grinste sich eins. „Du, Fee, bleibst im Wagen und rauchst eine, das verkürzt dir die Zeit ein wenig, meine Liebe. Salü!“
Die drei verschwanden ins Innere des Kaufhauses. Die Baronin hatte sich einen Zettel mitgenommen, auf dem sie alles notiert hatte, um nichts zu vergessen.
Ulli und Diether halfen beim Suchen. „So, nun haben wir alles“, erklärte Marie-Theres und ging mit den zweien zur Kasse. Alles wurde gut in den Einkaufstaschen verstaut. Fröhlich kehrten sie zum Jeep zurück.
„Oh je, Mariele, du hast das Fleisch und den Aufschnitt vergessen“, meinte Ulli.
„Nein, Ullikind, Fee besorgt uns die Wurst und das Wild vom Förster. Felicitas hat auch noch einige Wildstücke, die du und Urs bei der letzten Jagd geschossen habt.“
„Das Fleisch ist auch viel gesünder, weil es mehr Eiweiß hat, weniger Kohlehydrate und kaum Fett“, dozierte Uschi lächelnd. Dann verstauten sie alle Taschen im Wagen. Sie stiegen ein und die Patentante fragte Diether, was er für ein Lieblingsgericht hätte.
„Och, ich esse gerne Nudeln jeglicher Art, überbacken mit Haschee. Oder Kartoffelgratin mit Wildgulasch und Blaukraut. Zu Weihnachten gibt’s Rehbraten oder Ente orange, Herzogin-Kartoffeln und Feldsalat sowie Birnen mit Preiselbeeren. Ostern gibt es dann Lammkoteletts mit Feldsalat und Kroketten.“ Da fing Mariele an zu lachen, Uschi und Fee stimmten mit ein. Marie-Theres startete den Landrover, sie lachten immer noch. Nur Diether wusste nicht, warum. Er sollte es aber bald erfahren.
„Das gibt es nicht.“ Die Baronin prustete immer wieder los. „Habt ihr den gleichen Aszendenten im Sternbild oder seid ihr vielleicht zweieiige Zwillinge? Sie haben gerade die Spezialitäten aufgezählt, die Ursula am liebsten isst.“
„Jetzt wundert mich gar nichts mehr, wir mussten uns kennenlernen, das war so gewollt, Uschilein“, antwortete Diether fröhlich.
„Du sagst es, Bub, das war meine Rede, oder nicht?“, lachte Ulli erneut.
„Welches Gemüsegericht möchtet ihr gerne zur nächsten Mahlzeit haben?“
„Wir essen gerne Brokkoli oder Blumenkohl!“, riefen beide gleichzeitig.
„Ihr seid mir die richtigen Schmecklecker“, rief die Baronin schmunzelnd aus.
„Was ist denn das für eine komische Wort?“, fragte Fee lachend.
„Tja, das sind Spezialausdrücke in der Schweiz, ma chère Fee, die kann man nicht übersetzen. Das heißt so viel wie: Den zweien schmeckt es immer! Hast du das verstanden?“, meinte Mariele verschmitzt.
„Ja, so ungefähr“, erwiderte die Gräfin und musste wieder lachen.
Inzwischen fuhr Marie-Theres am Silvaplaner-See entlang und bog dann an der Kreuzung bei Baselgia nach Sils-Maria ein. Noch ein kurzes Stück auf der Hauptstraße und die Waldstraße entlang, und sie wären beim Hotel Splendid der Gräfin gewesen, wenn Mariele nicht plötzlich gebremst hätte. „Felicitas, was ist das für eine schwarze Limousine bei dir am Hotel?“
„Aber Marie-Theres, du kennst das Auto deines Chefs nicht?“
„Was tut der in deinem Hotel?“
„Nun beruhige dich, der kommt nur zum Angeln her!“, erklärte die Gräfin belustigt. „Komm Mariele, du fährst jetzt auf den Parkplatz hinter dem Hotel, nun fahr los, zack, zack!“ Die Botschaftsrätin ließ den Wagen auf den Hotelparkplatz ausrollen, die Gräfin stieg als Erste aus, Mariele gab Diether einen Wink und der verließ ebenso den Landrover, um der Gräfin beim Gepäck zu helfen. Die winkte bereits dem Pagen, der nahm die Koffer und trug sie ins Haus. Sie zog Diether näher zu sich heran und flüsterte ihm zu: „In einer Stunde bin ich ebenfalls im Chalet, es ist dort alles hergerichtet. Ihr beiden habt die nebeneinanderliegenden Suiten auf der linken Seite des Flures und Mariele die auf der rechten. Sie hat auch den Schlüssel. Noch etwas, Diether, mon chèr, ich möchte für Sie und Ulli einen Abschiedsabend organisieren und Sie als Pianist gewinnen. Uschi soll für Sie singen. Aber nicht im Chalet, sondern in meine Hotel, oui, im großen Ballsaal.“
„Frau Gräfin, es ist für uns eine Ehre, wir werden ein tolles Programm aufsetzen!“, freute sich Diether, dabei küsste er der Gräfin die Hand. Ja, er wusste sich zu benehmen, der junge Mann aus Wien. Die Gräfin sah es mit Wohlwollen. Sie verabschiedete sich von ihm, winkte den andern zu und ging durch die Pendeltür in ihr Hotel hinein. Diether kehrte zum Auto zurück. „Ich soll Ihnen Folgendes berichten …“ Und er berichtete, was ihm aufgetragen worden war.
„Hast du eigentlich eine Ahnung, was sie mit dem großen Saal gemeint hat, Diether?“, fragte Mariele.
„Nein, Näheres hat sie nicht verraten.“
„Dieser Musiksaal ist fast so groß wie der Spiegelsaal des Schlosses Herrenchiemsee. Dorthin lädt sie, um den Gästen ihres Hotels eine Freude zu machen, Künstler und Stars ein. Möchtest du vor so vielen Fremden einen Abschiedsabend gestalten?“
„Um Himmels willen, nein!“, rief Diether hastig aus und zur Baronin hingewandt: „Marie-Theres, das müssen wir verhindern, tun Sie etwas für uns, ja? Wenn es nicht anders geht, nun, die Hausgäste kann ich noch verschmerzen, aber nicht dieses ganze Tamtam!“
„Ich mache das schon, versprechen kann ich nichts, aber jetzt fahren wir erst einmal los.“ Mariele startete Urs Wagen, aber es passierte nichts. Diether stieg aus und schaute nach. Vorsichtig öffnete er die Motorhaube und befestigte sie. Was er da sah, ließ ihn erblassen. Er winkte den beiden Frauen zu, damit sie ausstiegen.
Die Damen schauten ihn ganz verwundert an, denn Diether war alle Farbe aus dem Gesicht gewichen. Er konnte kaum sprechen und stotterte: „Ei…eine Bombe ist unter der Haube!“ Dann kam Leben in ihn und er schnappte sich Ulli, fasste sie um die Taille und die Baronin ebenso und lief mit ihnen in den Hoteleingang hinein, hinter die Glastüre. Da knallte es auch schon und eine Stichflamme schoss in die Luft. Geistesgegenwärtig riss der Page den Feuerlöscher im Flur von der Wand und lief damit zum Jeep. Blitzschnell drückte er aufs Ventil und richtete die Schaumspritze auf den Brand.
Vorsichtig näherte sich der junge Mann der geöffneten Haube, aus der die Flammen loderten, aber die Spritze mit dem Schaum löschte das Feuer aus. Die Bombe hatte zum Glück nicht gezündet, trotz der Flammen. Wahrscheinlich sollte sie eine Warnung sein? Die letzte? Marie-Theres zitterte am ganzen Körper. Sie ließ sich im Foyer des Hotels in einen Sessel sinken. Die Baronin war schreckensbleich und die Tränen liefen ihr übers Gesicht. Aufgeregt kam Fee angelaufen und fragte besorgt: „Seid ihr verletzt?“
„Nein, Liebes. Fee, ich muss Urs benachrichtigen!“ Die Gräfin nahm ihre Freundin, deren Mündel und Ullis Freund mit an die Rezeption und meldete ein Gespräch zur Deutschen Botschaft nach Bern an. Uschi und ihr Freund Diether waren ebenfalls blass.
„Uschilein, ist das mit deiner Familie immer so aufregend oder hat das dieses Mal etwas mit Urs zu tun?“
„Ich glaube, ja! Oh mein Gott, meine Beine zittern. Diether, halte mich nur fest!“
Es verging ungefähr eine Viertelstunde, dann kam Mariele zu ihnen und teilte den beiden mit: „Der Heli ist in fünfundzwanzig Minuten hier und bringt uns ins Fextal.“