Читать книгу Die Villen vom Traunsee - Marie-Theres Arnbom - Страница 10
3 »In unserem Hause war die Frau Gebieterin.« Marie Lang zwischen Gmunden und Altmünster Gmunden, Schiffnerstraße 20
ОглавлениеWie kommt ein Mädchen aus gutem, wenngleich ziemlich unkonventionellem und kunstbeflissenen Hause zur Frauenbewegung? »Menschenrechte, für die ich entbrennen konnte, wenn mein Vater, ein echter 1848er und Liberaler, halbe Nächte lang von Freiheit schwärmte und mein junges Herz dafür entflammte, die gingen doch die ganze Menschheit an.« So wächst das Mädchen heran. »Von meinem Vater bin ich ganz englisch oder freiheitlich erzogen worden, dessen höchster Wunsch es war, seine beiden Töchter zu gesunden und selbständig denkenden Menschen heranzubilden. Unabhängigkeit und eigenes Verantwortungsgefühl hat er außerordentlich in mir entwickelt.« Ein Freigeist also, zu dem Marie erzogen wird. »Auch der Begriff der unterdrückten Frau war niemals in meinem Leben aufgetaucht. In unserem Hause war die Frau Gebieterin. Meine Mutter war Herrin in ihrem Reich, der gehuldigt wurde. Ich kannte keine unterdrückten Frauen – unglückliche ja.«13
Marie verbringt ihre Sommerfrische in einer beeindruckenden Villa in Gmunden: 1858, im Jahr ihrer Geburt, lässt sich ihr Vater, der »Zimmermeister« Carl Wisgrill, von Heinrich von Ferstel eine Villa entwerfen, 1861 wird sie fertiggestellt. Ihre Mutter, »die liebenswürdige ehemalige Hofschauspielerin Scholz, vereh. Wisgrill, residierte in der schönsten Sommerfrische Gmundens, in einem Prachtbau, der 200 000 fl. gekostet haben soll.«14
Heinrich von Ferstel äußert sich auch selbst zur Planung dieses Anwesens: »Die sich hier darbietende Fernsicht war für die Lage und Stellung des Gebäudes maßgebend und es wurde die Anordnung in der Art getroffen, daß der Salon nach dem See und dem Höllengebirge gerichtet ist, daß aber die schönste Fernsicht an der nordwestlichen Ecke der Villa genossen wird, wo man ein umfassendes Panorama über den See, das Gebirge und die Stadt Gmunden erblickt.«15