Читать книгу Mao und das Vermächtnis von Atlantis - Mario Klotz - Страница 22
Die Reise
ОглавлениеMao schlief so gut und erholsam, wie schon seit längerer Zeit nicht mehr, bis ihn seine Albträume in der Morgendämmerung wieder einholten und er wenig später schweißgebadet aufwachte.
Es war hell und die Sonne schien vom wolkenlosen, hellblauen Himmel ins Zimmer.
Wieder liefen die Bilder vor seinem geistigen Auge ab, doch er konnte sie nicht genau erkennen. Es geschah zu schnell und es wirkte, als wären seine Erinnerungen verschwommen. Es dauerte bis dem Jungen klar wurde, wo er sich befand.
Verschlafen blickte er zu Bäns Schlafstelle. Verwundert stellte er fest, dass sein Freund schon auf war. ‚Das gibt es nicht! Bän ist vor mir wach? Es geschehen tatsächlich noch Wunder!‘, dachte Mao kopfschüttelnd und musste schmunzeln.
Er hörte Bän fröhlich vor sich hin pfeifen, bevor Ros ihn anfuhr, dass er mit diesem falschen Gepfeife aufhören sollte. Darauf mischte sich Jak auch noch unter die beiden Streithähne. Die Stimmen drangen aus der Küche. Mao schlüpfte in seine Klamotten und gesellte sich zu den anderen.
„Hattešt du wieder dieše Albträume? Hab erkannt, wie unruhig du gešchlafen hašt, wollt dich aber nicht wecken.“, sprach Bän ihn an. Morgens ist sein Lispeln noch schlimmer, dachte sich Jak, dem der Junge leid tat.
„Ist schon in Ordnung! Mich würde nur interessieren, woher diese Träume kommen!?!“, seufzte Mao.
Während sie sich das Frühstück, das Jak für sie vorbereitet hatte, schmecken ließen, fragte der Schmid: „Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan und darüber nachgedacht, wo wir diesen Lee finden könnten, doch mir ist nichts eingefallen. Hat von euch jemand eine Idee?“
„Ich habe mir auch noch eine Zeitlang den Kopf darüber zerbrochen, doch ich hab auch keinen blassen Schimmer!“, antwortete ihm Mao.
„Leider weiß ich auch nicht weiter!“, mischte sich Bän ein und auch Ros schüttelte nur mit vollem Mund den Kopf.
„Schade!“, brummte der Hausherr entmutigt: „Aber wie sollen wir weiter vorgehen?“
„Warum wir? Willst du uns begleiten?“, hakte Mao nach. „Natürlich! Ori hat mich gebeten auf dich aufzupassen und das kann ich ihm nicht abschlagen, auch wenn er nicht mehr unter uns weilt. Ich werde euch begleiten!“, bekräftigte Jak.
„Kannst du deine Schmiede einfach so schließen?“, wollte Ros erfahren.
„Zurzeit ist es sehr ruhig und ich arbeite ohnehin nur, wenn mir danach ist! Also, wie packen wir es an?“, wollte Jak erfahren.
Mao freute sich, dass Jak sie begleiten würde. Dabei blickte er auf dessen Handgelenk und bemerkte, dass er sein Lederarmband noch nicht angelegt hatte.
„Was ist mit der Bucht der Zombiemeerjungfrau? Du als Seefahrer müsstest doch wissen wo sie liegt?“
Der alte Mann sah den Junge verdutzt an und meinte: „Wie kommst du auf den Gedanken, dass ich ein Seefahrer war?“
„Na, wegen der Tätowierung auf deinem Handgelenk! Ori hat mir ein Bild von einem Pirat gezeigt und dieser besaß ebenfalls solche Zeichen auf dem Arm. Ori hat mit erklärt, dass die Farbe mit einem speziellen Kamm unter die Haut gebracht wird und dass dieses Ritual hauptsächlich von Seefahrern durchgeführt wird. Deshalb habe ich daraus geschlossen, dass du einmal ein Seefahrer warst!“
Mao wollte die Buchstaben genauer betrachten, doch der Schmid streifte schnell seinen Lederriemen über seine Hand und äußerte verlegen: „Das stimmt, aber ich besitze diese Buchstaben wegen einer verflossenen Liebe! Ich war niemals ein Seefahrer, aber du bringst mich auf eine Idee. Vielleicht erhalten wir eine Antwort, wenn wir uns in einem großen Hafen umhören. Vielleicht erfahren wir dort mehr über diese Bucht!“
„Ich könnte meine Tante fragen, sie wohnt in der Stadt und ihre größte Leidenschaft gilt den Schiffen. Vielleicht kennt sie auch diesen Ort, oder einen erfahrenen Seefahrer.“, erklärte Ros stolz.
„Gut, das ist unsere einzige Hoffnung mehr über diese Bucht zu erfahren.“, antwortete Jak.
„Štadt išt gut! Fallš deine šchlaue Tante nichtš weiß, können wir noch jemand anderen fragen.“, giftete Bän das Mädchen von der Seite an.
„Außerdem könnten wir in einer der Bibliotheken recherchieren. Es könnte sein, dass wir dort einen Hinweis finden!“, fand Jak einen weiteren Grund um in die Stadt aufzubrechen.
„So soll es sein, wir brechen also nach dem Frühstück in die Stadt auf!“, beschloss Mao. Bän und er freuten sich sehr darüber, da sie noch nie in der Stadt Ringdon waren.
Als auch Ros ihren Bauch gefüllt hatte, kramten sie ihre Habseligkeiten zusammen und brachen erfreut auf.
Dabei schritten sie durch das Untergeschoss. Mao und Bän bewunderten die Schmiede, da sie Tagsüber weit mehr erkennen konnten, als in der Nacht zuvor. Das Feuer in der Esse glühte nur noch schwach vor sich hin. Metall und andere Materialien standen bereit. Fertige Waffen und angefangene Werkzeuge lagen auf einem steinernen Tisch. Die beiden Jungs bestaunten einen schweren Hammer, den Jak zum Schmieden benötigte. Nun wussten sie, woher der alte Mann seine Bärenkräfte besaß, auch wenn er eher schmächtig wirkte.
Jak nahm ein Schwert und steckte sie in die Scheide, die sich an seinem Gürtel befand. Schnell führte er seine Gäste aus dem Haus und um die Schmiede zu einer Scheune, in der die Pferde untergebracht waren.
„Wie weit ist es von hier bis zur Stadt der neunundneunzig Schlangen?“, erkundigte sich Ros, als sie ihre Pferde bestiegen.
„Es ist nicht weit.“, erklärte der ältere Mann und Bän grinste freudig, als er das hörte, da er nicht mehr reiten wollte. Doch er hätte Jak ausreden lassen sollen: „Es sind höchstens zwei Tage, bis wir ankommen!“
„Zwei Tage!“, rief Bän laut: „Ihr wollt mich wohl auf den Arm nehmen? Šo lange!“
„Nein, wieso? Zwei Tage sind nicht viel. Meine längste Reise dauerte einmal zweiundzwanzig Tage, das war lang!“, erzählte Jak einen Schwank aus seinem Leben.
Keiner von ihnen bemerkte den heimlichen Verfolger, der sich in einem größeren Abstand hinter ihnen befand. Jak war ein guter Reiter und sein Pferd schnell. In einem wilden Galopp eilte er durch das Dorf. Ros und Mao folgten ihm. Bän kam jedoch nicht nach und fiel ein großes Stück zurück. Als er am anderen Ende des Dorfes ankam, grüßte ihn der freundliche Mann vom Vortag. „Habt ihr Jak gefunden?“, rief er neugierig.
„Ja, er išt gerade mit meinen Freunden hier vorbei geritten. Haben Sie ihn nicht bemerkt?“, fragte der Junge.
„Nein, ich muss ihn übersehen haben. Ich habe zwar einige Reiter vorbei galoppieren gesehen und auch das Mädchen von gestern erkannt, aber Jak habe ich nicht bemerkt. Wollte ohnehin nur wissen, wo er solange gewesen ist.“, sprach der Mann.
„Tut mir leid, daš kann ich ihnen leider auch nicht šagen. Er hat nichtš erwähnt.“, entschuldigte sich Bän.
„Schon gut, kein Problem! Es geht mich auch eigentlich nichts an. Reine Neugier!“, gab der Mann zurück und wünschte ihm noch einen schönen Tag.
Der Junge erwiderte den Gruß und befahl dem Pferd schneller zu werden. Verärgert ritt er seinen Freunden nach. Sie warteten auf ihn an der Stelle, wo sie am Vortag auf die Engel gestoßen waren.
„Danke dašš ihr auf mich gewartet habt!“, rief er genervt.
Bevor Ros etwas sagen konnte, mischte sich Jak dazwischen: „Es tut mir leid, das war meine Schuld. Ich bin es nicht gewohnt in einer Gruppe zu reisen. Wir werden das Tempo verringern!“, versprach er und fragte: „Wir werden an einem Gasthaus vorbeikommen. Was haltet ihr davon, wenn wir dort übernachten? Das Essen schmeckt hervorragend und es ist sehr preiswert.“
„Hört sich gut an. Aber wir haben nicht mehr viele Münzen.“, erwähnte Ros besorgt.
„Ich lade euch ein!“, meinte Jak großzügig.
„Danke, daš nehmen wir gerne an!“, bedankte sich Bän und ritt los.
Sie kamen gut voran und unterhielten sich während der Reise miteinander. Eigentlich war es nur Ros, die sprach. Mao und Jak gelang es nur hin und wieder eine Zwischenfrage zu stellen. Das Mädchen erzählte von Hug. Dies war ihre Tante und sie freute sich bereits sie wieder zu sehen, und schwärmte von der Rosenvilla, wie sie das Gebäude nannte, in dem die Tante wohnte. Die Villa gehörte einst einer Hexe und einem Druiden, die mit Hilfe ihrer magischen Fähigkeiten ihren Besitz in etwas Märchenhaftes verwandelt haben. Ros schilderte von den Einzelheiten, die ihr besonders beliebten, doch die beiden Männer glaubten ihr kein Wort. So etwas konnte es nicht geben!
Doch sie kamen nicht zum Reden, da Ros ihre spöttischen Blicke ignorierte und es aus ihr sprudelte: „Es ist so, dass ich selbst schon einmal vor dem goldenen Schrein stand. Er befindet sich am Ende eines langen Ganges und verdeckt eine magische Pforte, das Portal von Elixium.
Aber der Schrein öffnet sich nur, wenn man einen druidischen Spruch aufsagt. Wenn er sich jedoch geöffnet hat, erkennt man das Tor, in dem sich eine schwarze Fläche befindet, die wie ein dunkler Spiegel wirkt. Allerdings schlägt diese bei jedem noch so kleinem Windhauch Wellen und beginnt hell zu wabern. Obwohl ein großes Interesse herrscht wohin man gelangt, wenn man durch die Pforte schreitet, hat es noch niemand gewagt einen Schritt durch das Tor zu machen.
Außerdem wollte ich euch noch von dem Irrgarten Merrinda erzählen. Dieses Labyrinth befindet sich im Garten. Diese Wege haben es in sich. Wer sich nicht auskennt, findet nie wieder heraus. Allerdings kommt demjenigen, der nichts Böses im Sinn hat, eines von den Glühwürmchen zu Hilfe und zeigt einem den Weg ins Freie. Meine Tante sagt, dass dieses Labyrinth angelegt wurde, um den Weg in die Höhle Londarum zu verbergen. Dort befinden sich schaurige Kreaturen, die so groß wie Häuser sind und fliegen können. Angeblich sind sie sogar dazu im Stande, Feuer zu spuken. Doch an diese Tiere glaube nicht einmal ich. Es handelt sich sicher nur um ein Märchen.“
Das Mädchen war nicht mehr zu bremsen. Es redete und redete und ihre Begleiter taten so, als ob sie interessiert zuhören würden.
Die Sonne stand noch hoch am Himmel, als sich vor ihnen das achteckige, weißstrahlende Domizil erstreckte. Es sah atemberaubend aus und befand sich einsam auf einer Anhöhe. Von dort führten viele Wege in alle Himmelsrichtungen weg.
„Sollen wir einkehren, oder wollt ihr noch weiter? Die Sonne steht noch sehr hoch?“, erkundigte sich Jak.
„Mein ganzer Körper šchmerzt! Ich will bleiben.“, jammerte Bän.
„Das haben wir von dir auch nicht anders erwartet.“, schnauzte Ros den Jungen verächtlich an.
„Du willst dich doch nur vor deiner Einladung drücken!“, scherzte Mao, um keinen Streit aufkommen zu lassen und lachte verschmitzt in Jaks Richtung.
„Du hast mich ertappt!“, spielte der Schmied mit und schmunzelte: „Also folgt mir!“
Jak ritt vor und zeigte ihnen den Weg. Er umkreiste das große Gebäude, das die drei eher an eine Festung erinnerte. Sie konnten keine Türen finden, nur vergitterte Fenster, die blau umrandet waren. An der Rückseite des Gebäudes befand sich ein großes, offenesTor. Durch dieses gelangten sie in einen Innenhof.
Noch bevor Mao durch das Tor ritt, spürte er wieder diese Stiche in seinem Rücken, so, als ob er beobachtet werden würde. Hastig drehte er sich um, da er den Unbekannten erwischen wollte, doch es befand sich niemand in der Nähe der ihn beobachten hätte können. ‚Woher stammt nur das Gefühl, als würde ich beobachtet werden?‘, wunderte sich der Junge und hatte keinen blassen Schimmer. Das ärgerte ihn besonders! Was war nur los mit ihm?
So wunderbar das Gebäude auch von außen war, der Innenhof war noch hundertmal schöner. In der Mitte befand sich ein plätschernder Springbrunnen, an dem sie die Pferde festbanden.
Links von ihnen führten mehrere Türen weg, hinter denen sich die Zimmer befanden, in die man sich für eine Nacht einmieten konnte.
Rechts war ein Wirtshaus, über dessen Eingang in goldgelben Lettern Zur Goldenen Schnecke stand. Da die mächtigen Flügeltüren geöffnet waren, konnte man das laute Gebrüll aus dem Inneren wahrnehmen. Es rührte von zwei Männern, die sich kräftig schubsten und laut anschrien. Ein Kampf lag in der Luft!