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Ein Schwangerschaftstest mit vier Beinen

Es war, man höre und staune, ein lebendiger Frosch, der vor rund 80 Jahren, als der chemische Schwangerschaftstest noch nicht erfunden war, in vielen Ländern die Aufgabe hatte herauszufinden, ob eine Frau „guter Hoffnung“ war. Damals entdeckte man, dass sich der afrikanische Krallenfrosch ganz hervorragend als „lebender Schwangerschaftstest“ einsetzen lässt.

Ihren Namen verdanken die immer etwas plump und „abgeplattet“ wirkenden Frösche, die ursprünglich lediglich in den stillen Gewässern der Regenwälder, südlich der Sahara, zu Hause waren, den drei inneren Zehen ihrer Hinterbeine. Die sind nämlich mit kräftigen schwarzen Hornkrallen versehen.

Das Prozedere beim „Schwangerschaftstest auf vier Beinen“ ist genauso simpel wie raffiniert: Man spritzt einfach einem weiblichen Krallenfrosch eine kleine Menge des Urins einer vermeintlich schwangeren Frau unter die Haut. Lösen dann innerhalb von zwei Tagen die im Urin enthaltenen Hormone beim Frosch eine Eiablage aus, ist das der unumstößliche Beweis, dass die Frau tatsächlich „guter Hoffnung ist“.

In Teilen der Dritten Welt wurde lange Zeit eine leicht abgewandelte Form des Froschtests angewandt, zu der man noch nicht einmal eine Spritze benötigte. Zum spritzenfreien Froschtest setzte man einfach ein Krallenfroschweibchen in eine Schale, die mit dem Urin einer vermutlich schwangeren Frau gefüllt war. Die derart befeuchtete Froschdame nahm dann den Urin über die Haut auf und begann im Fall einer Schwangerschaft, stimuliert durch die Schwangerschaftshormone im Urin, innerhalb der nächsten 12 bis 24 Stunden mit dem Laichvorgang.

Der Frosch-Schwangerschaftstest war übrigens durchaus nachhaltig: Man konnte einen Krallenfrosch, vorausgesetzt man gönnte dem Froschlurch nach Erledigung seines Jobs eine vierwöchige Pause zur Erholung, durchaus mehrmals hintereinander einsetzen.

Beim herrschenden Bedarf an zuverlässigen Schwangerschaftstests war es kein Wunder, dass es in den 1930er- und 1940er-Jahren zu einem schwunghaften Handel mit Krallenfröschen kam. Die begehrten Amphibien wurden zu Tausenden aus Afrika nach Europa und in die USA importiert, um den dort immer größer werdenden Bedarf zu stillen. Erst in den 1940er-Jahren gelangen erstmals erfolgreiche Nachzuchten, sodass man auf die Importe aus Afrika weitgehend verzichten konnte.

In den 1960er-Jahren, als immunologische Schwangerschaftstests, die deutlich schneller und auch einfacher zu handeln waren, auf den Markt kamen, war es schlagartig vorbei mit den „Schwangerschaftstests auf vier Beinen“. Die bisher so heiß begehrten „Apothekerfrösche“ waren mit einem Schlag arbeitslos geworden und wurden von ihren Besitzern vielerorts zu Tausenden in die freie Natur entlassen. In ihrer neuen Heimat fanden sie sich oft so gut zurecht, dass sie sich vermehrten und im Südwesten der USA, aber auch in Frankreich und in den Niederlanden zahlreiche stabile freilebende Krallenfrosch-populationen bildeten. Die quakenden Migranten passten sich zwar problemlos ihrer neuen Heimat an, schleppten jedoch leider eine tödliche Krankheit ein – und das mit schlimmen Folgen: Die Krallenfrösche waren mit den sogenannten Chytridpilzen infiziert. Pilze, die bei Fröschen und anderen Amphibien die Poren der Haut verstopfen und dadurch dafür sorgen, dass die für die Tiere so wichtige Hautatmung zum Erliegen kommt, was letztendlich zu einem qualvollen Erstickungstod führt. Den Krallenfröschen selbst kann der Pilz nichts anhaben. Sie sind zwar sogenannte „Überträger“ des Schadorganismus, gegen die Wirkung selbst, im Unterschied zu den anderen Froscharten, aber immun.

Übrigens: Zur einwandfreien Durchführung des „lebenden Schwangerschaftstests“ hätte es gar keines Exoten, wie den Krallenfrosch, bedurft. Heute weiß man, dass ein einheimischer Froschlurch, wie etwa die Erdkröte, bei entsprechender Manipulation auch zuverlässig Auskunft darüber gegeben hätte, ob eine Frau schwanger ist oder nicht.

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