Читать книгу Pfiffikus als Naturdoktor - Marion Wolf - Страница 7
Jahrmarkt
ОглавлениеAm Vormittag durchforsteten die Hausfrauen den Markt und erstanden frisches Sauerkraut, gelbe Rüben, Erbsen, Bohnen, Kohlrabi und neue Kartoffeln von den Bauern. Auch Äpfel, Birnen und Zwetschgen wurden feilgeboten.
Bauernkinder hatten im heimischen Garten Himbeeren und Johannisbeeren gepflückt und priesen sie laut an, denn sie durften ein Teil des Erlöses behalten.
Holterdipolder mischte sich als Griseldas Base unters Volk und verkaufte frische Brombeeren, Heidelbeeren, Preiselbeermarmelade, Spitzwegerich-Sirup und Kräuter.
Ein Händler von weither bot exotische Gewürze an und ein andrer führte neue Küchengeräte vor. Die Männer probierten an den Ständen Obstschnäpse und ließen sich welche in Tonkrüge abfüllen.
Pfiffikus erschien weit nach dem Mittagsläuten mit der Kasperl-Kiste und verbeugte sich nach allen Seiten:
„Guten Morgen, liebe Leute, seid ihr alle fröhlich heute? Die Sonne steht schon hoch — da sollte ich wohl lieber Mahlzeit sagen, oder haben wir schon Nachmittag?“
Als die Menschen um ihn herum nickten, fuhr er fort:
„Wirklich? Na, sowas. — Kinder, wie die Zeit vergeht! — Egal was die Glocke geschlagen hat, Hauptsache ist doch: Alle sind gesund und munter.“
Da pflichtete ihm jeder bei und er baute fröhlich sein Kasperle-Theater auf. Als alles bereitlag, rief er:
„Herbei ihr Kinder groß und klein,
jetzt wollen wir recht lustig sein!“
Während das kleine Volk herbei trudelte, kam Balduin Birkenbogen des Wegs und sprach ihn an:
„Gott zum Gruße, Pfiffikus, hast Du eine neue Berufung entdeckt?“
Der nickte lachend und meinte: „Nein, Berta hilft im Haushalt von Nepomuks Base, weil die im Kindbett liegt und Griselda braucht mich gerade nicht — da mach ich heut ein bisserl Kasperle-Theater. Hat der Herr Bürgermeister ein besonderes Anliegen? Oder versteht er keinen Spaß?“
Balduin lachte: „Wenn Du ’s nicht zu weit treibst, habe ich stets Humor, das weißt Du doch.“ Beim Weitergehen wandte er sich nochmal um: „Was ich Dich fragen wollte: Wie schaffst Du es nur, dass alle Leute Dich mögen?“
„Ach“, meinte Pfiffikus, „das ist ein altbewährtes Rezept aus Großmutters Klamottenkiste:
Immer gute Laune haben, allen helfen, nie verzagen.
Das kann ich auch allen Politikern empfehlen, den großen und den kleinen, den dicken und dünnen, den Roten und Schwarzen, den Gelben und Grünen.“
Herr Birkenbogen lachte: „Da hast Du wohl recht, aber Politik ist halt kein Kasperle-Theater.“
Pfiffikus grinste: „Nicht? Wie ich hörte, geht ’s im Stadtrat oft genauso zu.“
Der Bürgermeister räusperte sich: „Darüber möchte ich mich hier nicht auslassen. Hauptsache ist, die Kinder von Glückshausen haben Freude an Deinen Späßen.“
Pfiffikus nickte und fügte hinzu: „Die Landkinder lassen sich am Markttag von mir auch gern was vorspaßetteln.“
Balduin nickte: „Die Königskinder hätten bestimmt auch ihre Freude an Dir, Pfiffikus.“
Der Spaßmacher staunte: „Der König hat Kinder?“
„Jaja“, erzählte Balduin, „die haben sogar Spitznamen: Prinzessin Pudernase und Prinz Plappermaul.“
„Das sind ja seltsame Vögel“, ulkte Pfiffikus, „wie sehen die denn aus?“
„Auf dem Stadtturm steht ein neues Fernrohr“, sagte der Bürgermeister, „wenn Du Glück hast, entdeckst Du sie damit im Schlosspark.“
Pfiffikus staunte: „Da bin ich aber gespannt. Nichts wie hin! Äh, ein bisserl später, jetzt muss ich Späße machen.“
Birkenbogen nickte und mahnte: „Aber weck’ nachher den Nachtwächter nicht auf — der braucht seinen Schlaf!“
„Keine Sorge“, erwiderte Pfiffikus, „ich schwebe die Treppenstufen hoch,wie das Gespenst vom Düsterwald. Und im Turmstübchen schweige ich, wie ein Grab.“
Der Bürgermeister nickte zufrieden, Pfiffikus verkroch sich in sein Kasperle-Theater, zog den Vorhang auf und rief: „Kinder, seid ihr alle da?“
Und als aus vielen kleinen Mündern ein lautes „Jaaa“ dröhnte, konnte das Stück beginnen.
Während der Kasper unter dem aufgeregten Beifall der kleinen Zuschauer das Krokodil verdrosch, weil es dem Seppel das Wurstbrot weggeschnappt hatte, begann am Königshof ein anderes Drama...