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Schicksalsstunde

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Nach sechs Wochen legte der Vater ein altes Handtuch aus dem Hundekorb in eine große Ledertasche, steckte alle Welpen hinein und fuhr zum Granhotel.

In einem Nebenzimmer des Empfangsraums wartete schon ein Vertreter des Englischen Zuchtverbandes mit einem Dutzend Kauf-Anwärtern. Er begutachtete die Ahnentafeln und die Impfzeugnisse und untersuchte die Welpen. Wer die Prüfung bestanden hatte, wurde auf den Boden gesetzt. Einer nach dem andern tappten die aufgeweckten Hündchen nun zwischen den Beinen der Engländer herum, beschnupperten sie und eroberten die Herzen der Gäste im Sturm. Schnell fanden sie neue Besitzer, denn reinrassige Hunde sind in England viel teurer!

Als letzten holte der Züchter den kleinen Santo heraus. Der Gutachter runzelte die Stirn.

„Der ist etwas kleiner, dafür was Besonderes“, pries ihn der Spanier an, „meine Tochter hat ihn so ins Herz geschlossen, dass sie ihn in der Kirche von San Francisco taufen ließ.“

Der Gutachter lächelte gönnerhaft, betrachtete Körperbau und Pfoten, schaute dem Hündchen ins Maul und meinte amüsiert: „Dieser hübsche Kerl ist ein Mischling.“

Der Spanier lief rot an vor Zorn: „Was erlauben Sie sich! Diese Hunde sind alle aus demselben Wurf! Das kann ich beschwören!“

„Beruhigen Sie sich“, erwiderte der Fachmann, „das glaube ich Ihnen gern – aber dieser Welpe hat einen andren Vater. So was kommt vor - eine heimliche Hundeliebe.“ Der spanische Züchter erblasste: „Verdammt – die Hündin liegt im Sommer doch meist im Haus, weil ihr die Sonne nicht bekommt. Nur nachts geht sie in den Garten.“

„Dann hat sie dort wohl Besuch bekommen“, mutmaßte der Engländer – tut mir leid, wir sind ein Zuchtverband und nehmen nur reinrassige Hunde.“

Der Spanier saß da wie vor den Kopf gestoßen. Damit hatte er nicht gerechnet. Eine freundliche alte Lady ging auf ihn zu: „Das ist doch keine Tragödie, Senior, Ihre kleine Tochter liebt diesen Hund. Sie wird sich freuen, wenn Sie ihn nach Hause zurück bringen. Und für die andern sechs bekommen Sie doch einen guten Preis.“

Wie versteinert steckte der Züchter die Geldscheine ein, ,wünschte gute Heimreise, steckte den missratenen in die Reisetasche und verließ das Hotel.

Der heilige Hund

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