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Vorwort

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Schule ist wie Fußball: Alle wissen Bescheid. Ich schreibe also über ein prominentes Thema. Das ist schwierig, denn die Meinungen sind gemacht. Während jedoch beim Fußball die Exegeten sich noch auf die letzte Live-Übertragung beziehen, infolgedessen klarstellen, warum eine Niederlage unnötig, ein Sieg verdient gewesen sei, ist die Referenzgrundlage bei der Schule die eigene, nicht selten diffuse Erinnerung – und das, was man sich in der Zeit danach in dieser Sache zusammengereimt hat, aus der Not oder für den Bedarfsfall. Einigen bleibt nur die Wehmut, die beste Zeit ihres Lebens schon hinter sich zu haben. Wiederum andere sahen sich von Anfang an benachteiligt, finden in der Schulkarriere die Ursachen für ihr Versagen, und ja, mit dem richtigen Lehrer zur rechten Zeit wären sie durchgestartet. Selbstredend greife auch ich immer wieder auf meine Erfahrungen als Schüler zurück.

Ich glaube, dass die Aufgabe des Lehrers heilig ist; sich dieser Aufgabe zu stellen, verlangt nach unerschütterlicher Zuversicht. Sie ist kein Beruf, sie bedingt ein Ethos. Sie ist also auch zeitlos, in vielen Belangen gänzlich unabhängig von Moden und Trends, von einer gegenwärtigen Politik oder gar Ideologie. Diejenige, die zeigend, darlegend Horizonte eröffnet, derjenige, der mit Empathie Widerstand leistet, mitgeht und sich zuweilen auch geschlagen gibt, das ist die Lehrerin, das ist der Lehrer. Der Heroismus erschöpft sich im Antihelden. Christoph Türcke schreibt in Lehrerdämmerung (2016) zum Profil des Lehrers: «Er muss die Rolle der Identifikationsfigur annehmen, zulassen, dass die Kinder sich im wörtlichen wie übertragenen Sinn an ihn anlehnen – und zugleich auf ihre Selbständigkeit hinarbeiten. Er ist dann ein guter Lehrer, wenn er sie mit vollem Einsatz seiner Person dahin bringt, dass sie ihn nicht mehr brauchen.»

Wenn ich nun doch ausführlicher werde, dann zum einen, weil es vielleicht nötig ist, zu wiederholen und also darzulegen, was eine Lehrperson ist; zum andern geht es mir darum, die Diskrepanzen aufzuzeigen, die meiner Erfahrung nach zwischen dem Anspruch an die Aufgabe und den Möglichkeiten ihrer Erfüllung bestehen. Viele der scheinbaren Hindernisse, so meine ich, lassen sich überwinden oder dann umgehen.

Rahmenbedingungen, Schülerperspektive und Haltung der Lehrperson lassen sich nie zur Gänze isoliert behandeln. Weil Lehren, Prüfen und Bestehen an einer Schule nun einmal zusammengehören, lassen sich diese Bereiche nur bedingt isoliert voneinander betrachten. Dennoch scheint mir die Dreiteilung angebracht, weil auf diese Weise einzelne Aspekte gezielt in den Fokus genommen werden können. Vielleicht entspricht dieser Aufbau letztlich der Situation des Unterrichtens ganz gut: Denn es gilt, das Ganze nie aus dem Blick zu verlieren. Selbstverständlich schreibe ich hier auch als Leser; manches von dem, was ich zu Wort bringe, hat so oder so ähnlich schon jemand vor mir geäußert und entsprechend schriftlich dargelegt. Insbesondere, wenn es um die Berufung zur Lehre geht, dieser eigentümlichen Mischung von Intimität und Distanz, dürfte das auf der Hand liegen, denn diese Aufgabe ist in ihren Grundzügen schon in der Antike dieselbe gewesen.

Auskunft geben möchte ich als einer, der selbst viele Jahre als Lehrer tätig ist, insgesamt dürften es über zehntausend Lektionen sein, die ich bislang unterrichtet habe. Ich bilde mir also ein, zumindest in Teilen zu wissen, wovon ich rede.

Die Aufgabe (E-Book)

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