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Kapitel 2

Begegnung

Der Business-Jet N123 war soeben vom KennedyAirport in New York gestartet. Das Flugzeug, eine Bombardier Global Express XRS mit mehr als 11‘000 km Reichweite, wurde in der höchstmöglichen Luxusausführung ausgebaut. Normalerweise hat dieser Flugzeugtyp bis zu 19 Sitzplätze. Die N123 war jedoch ein luxuriöses Appartement mit lediglich sieben Sitzplätzen. Dafür gab es zwei Duschen, eine gemütliche Bar und ein „Schlafzimmer“ mit einem Doppelbett.

Im Cockpit sassen zwei erfahrene Berufspiloten. Freddy Moor, der Kapitän, war ein ehemaliger Kampfpilot der US-Army. Der andere, Michael Daniel West, brachte langjährige Erfahrung als Linienpilot bei „AA“, der US-Amerikanischen Fluggesellschaft, mit.

Sie waren mit einem Spitzengehalt bei der Eigentümerin des Jets – einer der grössten Privat-Banken in New York – angestellt. An Bord waren auch zwei charmante Stewardessen. Beide trugen den schwarzen Gurt im Judo.

Thomas Archibald Teyler, von dem wir später noch einiges erfahren werden, war der Besitzer der Bank, der das Flugzeug gehörte. Von seinen Freunden wurde er Tom genannt. Er, sein langjähriger PrivatSekretär, John Meyer und seine beiden Leibwächter, Ralf Mosimann und Antony McKee sassen im luxuriös eingerichteten Salon der Maschine. Sie waren die einzigen Passagiere auf dem Flug New York – Paris.

Tom war der Sohn des Bankiers, Mister Henry P. Teyler. Dieser feierte vor wenigen Wochen seinen 95. Geburtstag. Er hatte sich im Alter von 90 Jahren von allen Geschäften zurückgezogen.

Tom hatte schon vor einiger Zeit Schritt für Schritt die komplexen Geschäfte seines Vaters übernommen. Nun verbrachte er viele Tage des Jahres in seinem Business-Jet.

Er war unverheiratet. „Keine Zeit für ein Eheleben“, pflegte er zu sagen. Sein Alter sah man ihm nicht an. Man hätte ihn auf Ende 50 geschätzt, obwohl er tatsächlich bereits auf die 70 zuging. Als angesehener Banker und einer der reichsten Junggesellen der Welt war er trotz – oder vielleicht auch gerade wegen seines Alters – immer noch Schwarm und Hoffnung für viele junge und ältere Damen.

Tom war ein gutaussehender Mann. Er hatte einen gebräunten Teint. Die Haare waren schwarzbraun mit grauen Stellen an den Schläfen. Eine sympathische Erscheinung. Er war etwa 1.80 m gross, breitschultrig und schlank. Eine sportliche Erscheinung.

Wenn immer eine Möglichkeit dazu bestand, trainierte er jeden Tag mit einem speziell für ihn entwickelten Fitnessprogramm.

„Ich trainiere, um mich körperlich und geistig fit zu halten – und um im Notfall auch mit Entführern kämpfen zu können“, liess er seine Freunde oder Geschäftspartner wissen, die ihn auf seine sportliche Figur ansprachen.

Wenn er hin und wieder zu Hause war, begnügte er sich mit seiner luxuriös eingerichteten 7-Zimmer Penthouse-Wohnung in Battery Park City, im 25. Stock, an bester Lage in New York. Seine Suite befand sich in einem der modernen Gebäude, das der Bank seines Vaters gehörte. Von da aus genoss er eine wunderbare Aussicht über die Stadt und die weite Bay.

Um den Haushalt kümmerte sich Esmeralda, eine ältere und zuverlässige Dame aus Portugal. Als Stellvertreterin entschied sich Tom für ihre Tochter. Sie war etwas über 40 Jahre alt. Und sie war genau so zuverlässig wie ihre Mutter. Tom schätzte die beiden Frauen auch wegen ihres bescheidenen Auftretens und ihrer absoluten Diskretion. Jedes Jahr verwöhnte er die beiden, indem er ihnen einen Linienflug nach Portugal schenkte.

Wenn Tom privat Gäste einlud, war Roberto verantwortlich für die Küche. Er war gebürtiger Italiener und ein bei Feinschmeckern bekannter Sternekoch. Sein kleines, aber exklusives Restaurant führte er mitten in New York. Doch sein Etablissement war nur für ausgewählte Gäste geöffnet. Roberto wurde von seinen illustren Gästen auch wegen seiner Diskretion geschätzt. Deshalb wurde er von seiner Kundschaft immer wieder beauftragt, in deren Villen oder auf ihren Yachten für die Bewirtung zu sorgen.

Tom Teyler schätzte gutes Essen. Ebenso schätzte er erlesene, edle Weine. Und er mochte die entspannenden Stunden am Kaminfeuer in seinem Appartement mit einer Handvoll ausgewählter Freunde. Mit diesen konnte er offen über Gott und die Welt philosophieren – nicht nur über Geld. Allerdings kam das nur selten vor. Sein Vater hatte Tom schon früh beigebracht, wie man im Leben erfolgreich wird und das Geld vermehrt. Dabei verstand er unter dem Begriff „Erfolg“, möglichst viel Geld als persönliches Eigentum zu scheffeln – ohne dabei Rücksicht auf Menschen oder die Natur zu nehmen!

Seinen Reichtum hatte er mit Immobilien-, Kredit-, Börsen- und Goldgeschäften, aber indirekt auch im Waffenhandel und anderen nicht ganz durchsichtigen Geschäften erschaffen. Wie man hinter vorgehaltener Hand erzählte, soll er auch regelmässig in dubiose Geschäfte mit der Mafia und der Vatikanbank verwickelt gewesen sein.

Das hatte ihm nicht nur Freunde gebracht.

Sein Sohn, Tom, hingegen bemühte sich zwar stets darum, das Milliarden-Vermögen seines Vaters und dessen Freunden zu vermehren, dabei aber immer die seit 2014 geltenden neuen gesetzlichen Bestimmungen des internationalen Finanzwesens „einigermassen“ einzuhalten. In der Branche galt er als integer und glaubwürdig.

Als „Ein Mann von Wort“. Stets korrekt, zuverlässig, respektvoll im Umgang mit seinesgleichen, aber auch mit den einfachen Leuten wie zum Beispiel mit seinen Angestellten und Bediensteten. Darum wurde er wohl mehr geschätzt als sein Vater.

Wahrscheinlich deshalb war man sich im Syndikat einig geworden, dass er als Vertreter der internationalen Finanzwelt in Paris der Zukunfts-Konferenz beiwohnen sollte.

Thomas Archibald (Tom) Teyler sollte also im Auftrag des „Gross-Kapitals“ bei dieser Konferenz dem Finanzbereich den gebührenden Respekt verschaffen.

Aber er hatte noch einen anderen Auftrag: Vor allem sollte er Informationen über „aktuelle und zukünftige Trends“ zurückbringen, damit die kleine Gruppe der „Finanz-Top-Elite“ besser verstehen könnte, mit welchen dieser Trends man in Zukunft noch mehr Geld verdienen könnte.

Tom Archibald Teyler war Mitglied in mehreren exklusiven Clubs und Organisationen. Neben dem „Lions-Club“, einem internationalen Service-Club, war er auch Mitglied der „Mont Pèlerin Society (MPS)“. Das ist ein 1947 von Friedrich von Hayek gegründeter Zusammenschluss von Akademikern, Geschäftsleuten und Journalisten, der das Ziel verfolgt, zukünftige Generationen von wirtschaftsliberalen Ideen zu überzeugen.

Sie fungiert als zentraler Knotenpunkt neoliberaler Netzwerke.

Ausserdem war Tom auch ein gern gesehener Gast und Freund der „Bilderberger-Familie“. Die BilderbergKonferenzen sind informelle Treffen von einflussreichen Personen aus Wirtschaft, Politik, Militär, Medien, Hochschulen, Hochadel und Geheimdiensten, bei denen Gedanken über aktuelle politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen ausgetauscht werden. Wie man vermutete, war er auch Mitglied einer Freimaurerloge.

Der Business-Jet landete nach knapp sieben Stunden Flugzeit auf dem Flughafen in Paris-Le Bourget. Tom und seine Entourage wurden von einer schwarzen Limousine direkt am Flugzeug abgeholt. Dann fuhren sie zum Hotel Four Seasons George V Paris. Tom war dort ein bekannter und willkommener Gast.

Das luxuriöse Hotel befindet sich an der Avenue George V im 8th Arrondissement von Paris. Hier wurden die sie bereits erwartet. Als sie aus der Limousine stiegen, wurde Tom vom Hoteldirektor, Monsieur Alex Corman, herzlich begrüsst. Die beiden waren schon lange gute Freunde. Tom liebte es, stets alles unter Kontrolle zu haben und war ein Meister im Vorbereiten von Begegnungen mit wichtigen Persönlichkeiten.

Alex Corman hatte seinem besonderen Gast dabei schon oft „kleinere Dienste“ erwiesen, die Tom sehr zu schätzen wusste.

Doch manchmal kommt es anders, als man denkt.

Was Tom Archibald Teyler nämlich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte, war seine bevorstehende Begegnung mit einer jungen, hoch intelligenten und sehr attraktiven Frau aus Italien. Er würde sie später, hier in Paris bei der Zukunfts-Konferenz, treffen.

Aber diese junge Italienerin hatte eine gänzlich andere Vorstellung von „Zukunft“ als er selbst. Wird diese Begegnung sein Leben grundlegend verändern? Und vielleicht auch unsere Welt?

Der letzte Dollar

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