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Chaos und Ordnung

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Ich hoffe, der Zusammenhang zwischen Chaostheorie und Corona ist an dieser Stelle deutlich geworden. Es wird Zeit, sich ein wenig mehr mit ein paar einfachen Hintergründen zu beschäftigen. Fangen wir mit einfacher Mathematik an. Die Mathematik, die uns bekannt ist und die wir gut und leicht überschauen können, lässt sich in der Formel 2*16 zusammenfassen. Wir können es leicht im Kopf rechnen und befinden uns damit absolut in unserer Komfortzone 2*16= 32. Das kleine 1*1 bildet eine schöne kontinuierliche Entwicklung in einem überschaubaren Raum und endet bei 100. Etwas schwieriger ist die Frage nach dem 216. Jetzt wird es komplizierter und Kopfrechnen etwas anstrengender. Die Dynamik hingegen dürfte uns bekannt vorkommen. Wir sehen eine Kurve, dort wo wir gerne eine Gerade hätten. Die Verbreitung des COVID-19 Virus entspricht 216. Es ist eine Kurve, keine Gerade und wenn sie beginnt zu wachsen, dann steigt sie steiler und steiler 216=65.536. Damit sind wir in 16 Schritten oberhalb der aktuellen Infektionsrate in Deutschland (Stand 28.3.2020). Dennoch befinden wir uns noch immer in einem relativ stabilen Zahlenfeld.


Non-lineare Dynamiken weisen noch andere Muster auf, die meisten von uns kennen diese bereits, wir haben sie ausführlich in der Schule behandelt. Erinnern Sie sich noch an das Thema „Kurvendiskussion“? Ich möchte die mathematischen Details an dieser Stelle nicht vertiefen. Erinnern Sie sich daran, dass Sie oder vielleicht einige ihrer Mitschüler an dieser Stelle abgeschaltet haben und ausgestiegen sind? Diesen Effekt möchte ich natürlich vermeiden. In unserer Vorstellung ist Chaos mit Unordnung verbunden. Dabei ist Chaos nicht unordentlich, es ist nur nicht linear. Wechselwirkungen sind selten bestimmt durch ein oder zwei Elemente. Unser Körper ist ein komplexes dynamisches System. Er braucht Luft, Nahrung, er muss Giftstoffe ausscheiden, z. B. Viren. Dieser Körper muss sich bewegen, dafür braucht er Energie, die er zuvor aus Nahrung herausgelöst hat. So ein Zusammenwirken von Elementen wird als Synergie bezeichnet und die Strukturbildung als solche als Selbstorganisation.

Menschen sind Meister der Selbstorganisation, denn sie sind Meister des Lernens. Wir sind unglaublich anpassungsfähig und können sowohl in der Eiseskälte der Antarktis als auch in der Wüste überleben. Wir passen uns an, an Kälte, Hitze, Regen und sengende Sonne. Wir haben gelernt zu laufen, zu schwimmen und mit Hilfe von Maschinen zu fliegen. Wenn man so will, sind wir das reinste Chaos, ohne dabei automatisch in Unordnung zu geraten. Unsere Entwicklung ist gekennzeichnet von Phasenübergängen, unsere ersten Schritte, unsere ersten Worte, unsere erste Fahrt mit dem Fahrrad, unser erster Kuss, unsere erste Fahrt mit dem Auto. Betrachten wir den Prozess des Lernens. Natürlich gibt es Schritte hin zu jedem Entwicklungsübergang. Nehmen wir das Fahrradfahren als Beispiel. Sie können bereits laufen und Dreirad fahren. Ihre Eltern setzen Sie auf das Fahrrad, sie versuchen zu treten und es klappt und klappt nicht. Sie werden frustriert. Bis Sie auf einmal den Dreh raushaben und das Fahrrad setzt sich in Bewegung und sie strampeln und strampeln. Danach können Sie Fahrradfahren, es ist ein Meilenstein oder ein Phasenübergang. Es gibt dieses Sprichwort: „Fahrradfahren verlernt man nicht!“ Es kommt nicht von ungefähr, es drückt diesen Phasenübergang sehr gut aus.

Jetzt stehen wir vor einer neuen Herausforderung, einer neuen Dynamik. Wir müssen auf eine andere Art lernen Fahrrad zu fahren. Non-Linearität lässt sich nicht mit einer geraden Linie nachzeichnen. Und die Folgen der Corona-Pandemie lassen sich wahrscheinlich auch nicht mit einer gradlinigen Maßnahme bewältigen. Auf ein Chaos antwortet man am besten mit etwas Chaos. Wie? Nehmen wir ein Bild, das Bild einer Straße: In der norddeutschen Tiefebene lassen sich wunderbar gerade Straße bauen. Im Gebirge ist dies ein ganz anderes Thema. Stellen Sie sich eine schnurgerade Straße über die Alpen vor. Eine gerade Autobahn, die sagen wir von Salzburg nach Venedig führt, ohne Tunnel (versteht sich). Stellen Sie sich vor, wie Sie mit Ihrem Auto auf dieser geradlinigen Straße eine gerade Felswand hochfahren. Das geht nicht? Richtig, Sie brauchen einen non-linearen Weg, um diese Strecke zu bewältigen. Sie brauchen Kurven, um sich langsam den Berg hoch zu schlängeln und Kurven, um sich auf der anderen Seite wieder herunter zu schlängen. Sie brauchen eine Serpentinenstraße. Von oben betrachtet ein Chaos, aus der Nähe betrachtet, der beste Weg. Wir wählen zwar nicht den kürzesten, aber den schnellsten Weg von Salzburg nach Venedig.

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