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Kapitel 2: Schmetterlinge im System

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„Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?“vi Eine absurd klingende Frage und dennoch ist es der Titel eines wissenschaftlichen Vortrags, welcher unsere Vorstellung über Zusammenhänge und Logik ordentlich durcheinander rüttelt. Beginnen wir die Geschichte am Anfang. Der Name des Schmetterlingseffekts geht auf den Meteorologen Edward Lorenz zurück. Ziel war es, ein möglichst präzises Computermodell zur Wettervorhersage zu entwickeln. Er nahm eine Vielzahl von Faktoren auf, um möglichst präzise vorhersagen zu können, ob Sie morgen besser einen Schirm oder die Sonnencreme mit auf den Spaziergang nehmen sollten. Das Ergebnis war: Absolutes Chaos. Das Wetter machte im Modell einfach was es wollte. Kleinste Abweichungen führten zu großen Veränderungen. Seinem Modell zur Folge konnte ein Flügelschlag in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen.

Wir denken an eine Kettenreaktion. Wir bauen eine Reihe von Dominosteinen auf und durch das Anschubsen eines Steines fallen auch alle anderen Steine. Jedoch ist uns beim Aufbau der Dominosteine bereits bewusst, was wir dort aufbauen. Auch ein Schneeballsystem, wie es gerade auf wirtschaftlicher Ebene allerorts zusammenbricht, ist darauf ausgelegt zusammenzubrechen. Der Schmetterling selbst jedoch hat nicht die Absicht einen Tornado auszulösen. Er hat gar keine Absicht. Er fliegt einfach. Der Effekt jedoch ist, dass ein Tornado über Texas hinwegzieht. Der wahre Kern des Schmetterlingseffekts steckt in der Unvorhersehbarkeit bestimmter Phänomene, die als deterministisch chaotisches Verhalten bezeichnet werden.vii Deterministisch, also einer bestimmten Regel folgend, und Chaos, ist das nicht ein Widerspruch in sich? Mathematisch auf keinen Fall und auch verschiedene Beispiele aus der Meteorologie, unserem Planetensystem und der Kommunikation zeigen ähnlich deterministisch chaotische Muster. So war es kein Zufall, dass ich im Rahmen meines Psychologiestudiums unter anderem bei Jürgen Kriz, intensiv in Kontakt mit der Chaosforschung kam. Der Schmetterling war seit dieser Zeit die Vorlage für eine Vielzahl von Filmen, wissenschaftlichen Artikeln, psychotherapeutischen Schulen, politscher Beiträge und Studien.viii Er wurde ausreichend gewürdigt und doch blieb er lange das, was Modelle so an sich haben: Sehr abstrakt! Theoretisch war es vorstellbar, dass irgendein Schmetterling gerade für die Windbewegungen vor meinem Fenster verantwortlich ist. Es war ein gängiger Scherz bei meinem Kommilitonen und mir, wann immer unsere Seminararbeiten nicht fertig werden wollten oder wir zu spät zur Vorlesung kamen. Immer dann hatte ein Schmetterling den Windhauch ausgelöst, der dem baufälligen Haus, in dem ich lebte, den Rest gegeben hatte und es zum Einstürzen brachte. Einem Pferdeschweifschlag ist es zu verdanken, dass ich mich aber gerade noch retten konnte. Für meine Seminararbeit kam jedoch jede Rettung zu spät. Machen wir uns nichts vor, der Schmetterlingseffekt wurde gerne bemüht, aber solche Freakphänomene treten nur in der Matrix oder in Berechnungen auf. Es kam uns doch arg weit hergeholt vor. Bis ein kleiner Virus sich über die Welt verbreitet hat.

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