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Alte Weisheiten Der Taoismus
ОглавлениеIn diesen Weisheitssegmenten zwischen den Kapiteln schauen wir uns verschiedene Texte und Traditionen an, in denen Einsichten wiedergegeben werden, wie der Geschlechtsverkehr auf eine tiefere Vereinigung der Partner ausgerichtet werden kann, anstatt der Fortpflanzung zu dienen. Die Auszüge sind vor allem interessant, weil es sie überhaupt gibt – nicht weil sie irgendein Mainstream-Dogma verkünden. Wer hätte gedacht, dass es so viel überliefertes Wissen zum Potential gibt, das in intimen Beziehungen versteckt liegt?
Einer meiner liebsten Berichte zum Thema bindungsstärkender Sexualität ist in einer kaum bekannten Sammlung von Lehren enthalten, die von dem taoistischen Meister Laotse aus China mündlich weitergegeben worden sein sollen. Im Hua-Hu Ching 22 warnt Laotse:
„Obwohl die meisten Menschen ihr gesamtes Leben damit verbringen, ihrem biologischen Impuls zu folgen, ist dies nur ein winziger Teil unseres Wesens. Wenn wir von Samen und Eiern besessen bleiben, sind wir zwar mit dem fruchtbaren Tal der Fortpflanzung der Mysteriösen Mutter verbunden, doch nicht mit ihrem unermesslichen Herzen und allwissenden Geist.“ 23
Und:
„Wenn wir uns mit ihrem Herzen und Geist vereinigen wollen, müssen wir Yin und Yang in uns selbst integrieren und ihr Feuer nach oben lenken. Dann haben wir die Macht, mit dem gesamten Wesen der Mysteriösen Mutter zu verschmelzen. Das bedeutet wahre Evolution.“ 24
Er erläutert weiter:
„Die erste Integration von Yin und Yang ist die Verbindung des Samens mit dem Ei im Leib. Die zweite Integration von Yin und Yang ist die sexuelle Verbindung des reifen Mannes mit der reifen Frau. Beide haben mit Fleisch und Blut zu tun, und alles, was in diesem Reich empfangen wird, muss sich eines Tages wieder auflösen und vergehen.“ 25
Bis dahin ist es uns noch vertraut, doch dann sagt Laotse, dass uns eine ganz andere Erfahrung durch Vereinigung offen steht.
„Erst die dritte Integration bringt etwas Unsterbliches hervor … Das neue Leben, das von dieser letzten Integration erschaffen wird, ist sich seiner selbst bewusst, doch ohne Ego, es ist fähig, in einem Körper zu leben, doch ohne anzuhaften, und wird von Weisheit anstatt von Emotionen geleitet. Es ist vollständig und tugendhaft und kann niemals sterben.“ 26
Laotse weist darauf hin, dass diese mystische Einheit zwischen Yin und Yang durch den Geschlechtsverkehr erlangt werden kann.
„Weil immer höhere Vereinigungen von Yin und Yang für die Empfängnis immer höheren Lebens notwendig sind, können einige Lernende in der Kunst der zweifachen Kultivierung unterwiesen werden, in der Yin und Yang unmittelbar in das Tai Chi [die disziplinierte Übung] des Geschlechtsverkehrs integriert werden … Wenn wahre Tugend und wahre Meisterschaft zusammen kommen, … kann die Übung zu einem tiefen Gleichgewicht der groben und feinen Energien des Lernenden führen [andernfalls kann sie eine destruktive Wirkung haben].“ 27
Und in der Tat:
„ Das Ergebnis davon ist eine verbesserte Gesundheit, ausgeglichene Emotionen, das Ende von drängenden Impulsen und starkem Verlangen und, auf der höchsten Ebene, die transzendente Integration des gesamten Energiekörpers.“ 28
Mein Mann und ich profitieren bereits von einigen der von Laotse genannten Vorteile, die das Ergebnis von häufigem, liebevollem Geschlechtsverkehr sind, ohne dass dabei die Überstimulierung durch sexuelle Übersättigung herbeigeführt wird. Wir haben definitive Verbesserungen in unserer Gesundheit, ein größeres emotionales Gleichgewicht und abnehmendes Verlangen in verschiedenen Bereichen festgestellt.
Hier sind noch zwei weitere Sektionen aus dem Hua-Hu Ching, die weitere Hinweise liefern.
Sektion 69
„Der Zugang eines Menschen zur Sexualität ist ein Zeichen für seine Entwicklungsebene. Wenig entwickelte Menschen praktizieren gewöhnlichen Geschlechtsverkehr. Sie überbetonen die Sexualorgane und vernachlässigen dabei die anderen Organe und Systeme des Körpers. Die gesamte angesammelte physische Energie wird auf einen Schlag entladen, und auch die subtilen Energien werden gleichermaßen vergeudet und zerstreut. Es ist ein großer Rückschritt.
Für diejenigen, die nach den höheren Regionen des Lebens streben, gibt es die engelsgleiche zweifache Kultivierung. Weil jeder Teil des Körpers, des Verstandes und des Geistes sich nach der Integration von Yin und Yang sehnt, wird der engelsgleiche Geschlechtsverkehr mehr von dem Geist und weniger von den Geschlechtsorganen gelenkt.
Während gewöhnlicher Geschlechtsverkehr anstrengend ist, ist engelsgleiche Kultivierung ruhig, entspannt und natürlich. Wo gewöhnlicher Geschlechtsverkehr nur die Geschlechtsorgane miteinander verbindet, verbindet engelsgleiche Kultivierung Geist mit Geist, Verstand mit Verstand und jede Zelle des einen Körpers mit jeder Zelle des anderen Körpers. Der Höhepunkt liegt nicht in der Auflösung, sondern in der Integration [„nicht in der Trennung, sondern in der Verschmelzung“?] und ist eine Gelegenheit für einen Mann und eine Frau, einander zu transformieren und in das Reich von Glückseligkeit und Ganzheit zu erheben.“
Sektion 70
„Die Fesseln der Leidenschaft und des Begehrens weben ein festes Netz um uns … Die Falle der Dualität ist hartnäckig. Gebunden, starr und gefangen kann man keine Befreiung erlangen.
Durch zweifache Kultivierung ist es möglich, das Netz zu entwirren, die Starrheit aufzuweichen und die Falle zu öffnen. Indem wir unsere Yin-Energie in der Quelle des universellen Lebens aufgehen lassen und aus der gleichen Quelle die Yang-Energie beziehen, lassen wir die Individualität hinter uns, und unser Leben wird rein und natürlich. Frei von Ego, leben wir natürlich, arbeiten rechtschaffen, werden von unerschöpflicher Vitalität erfüllt und sind für immer vom Zyklus der Geburt und des Todes befreit.
Wir müssen eines verstehen: Spirituelle Freiheit und Einheit mit dem Tao (Dao) sind keine zufälligen Geschenke, sondern der Lohn für die bewusste Wandlung und Entwicklung des Selbst.“
Andere alte taoistische Sexhandbücher, wie z. B. Secrets of the Jade Chamber und The Dangers and Benefits of Intercourse with Women widmen sich auch dem Phänomen, dass Mann und Frau gemeinsam durch die Bewahrung ihrer sexuellen Energien Unsterblichkeit erlangen können. In Dangers and Benefits heißt es, dass dies durch eine Kombination von tiefem Eindringen, niedriger Erregung und Visualisierung der Energie, wie sie sich durch den Körper bewegt, geschieht.29 In True Transmission of the Golden Elixir wird es als eine Parthenogenese beschrieben, „die den heiligen Fötus bildet“, abhängig davon, wie gut man seine eigene Lebensenergie zu konservieren versteht. In Exposition of Cultivating the True Essence wird erklärt, dass diese sexuelle Alchemie nur möglich ist, wenn die instabile männliche Sexualenergie (1) erweckt wird, ohne „sich zu ergießen“, (2) die stabilere Yin-Energie willkommen heißt und (3) sich mit ihr verbindet.30
Das hochgesteckte Ziel der spirituellen Vereinigung zwischen gleichwertigen Partnern wurde in späteren taoistischen Schriften unterwandert – zunächst durch Pläne, die Sexualenergie des gegengeschlechtlichen Partners zu „stehlen“, und in jüngerer Zeit durch Techniken, wie Männer und Frauen sich selbst und dem Partner zu multiplen Orgasmen verhelfen können. Kurz gesagt, selbst die Taoisten konnten dem Drängen des unbewussten Paarungsprogramms im Menschen nicht immer widerstehen – vielleicht, weil sie die Geschenke des tiefen emotionalen Bandes zwischen den Partnern aus den Augen verloren. Und doch bin ich den Chinesen sehr dankbar dafür, dass sie einige der ältesten Schriften zum kontrollierten Geschlechtsverkehr bewahrt haben. Diese Schriften haben meine eigene Erfahrung auf überraschende Art und Weise bestätigt.
Die chinesische Legende erzählt von einem goldenen Zeitalter, in dem alle Menschen in Harmonie mit der Natur lebten und ihren Samen so natürlich in etwas Höheres verwandelten, wie wir es zu atmen verstehen.
Mantak Chia, taoistischer Lehrer
Der Wissenschaftler Douglas Wile, der zahlreiche frühe chinesische Texte über Sexualität übersetzt und analysiert hat, bemerkte, dass „für die Christen Sex zur Fortpflanzung dient; für die Chinesen hingegen der Orgasmus zur Fortpflanzung dient, der Sex jedoch dem Vergnügen, der Therapie und Erlösung.“31 Wie wir im nächsten Weisheitssegment sehen werden, ist es möglich, dass auch die frühen Christen lehrten, dass Sexualität der Erlösung dient.