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4. Studieren Sie Ihr Kind

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Die vier wichtigsten Worte in Bezug auf Disziplin sind »kennen Sie Ihr Kind«. Um das zu erreichen, müssen Sie das Verhalten und die Fähigkeiten Ihres Kindes auf jeder Entwicklungsstufe studieren. Lesen Sie Bücher oder Zeitschriften, um etwas über die Entwicklung von Kindern zu erfahren. Reden Sie mit anderen Eltern, deren Kinder ein wenig älter sind als Ihre. Und am wichtigsten: Versuchen Sie, die Welt durch die Augen Ihres Kindes zu sehen.

Kinder denken nicht wie Erwachsene. Die Welt sieht für sie anders aus und sie antworten anders. Eltern müssen wissen, was sie auf welcher Entwicklungsstufe erwarten können, sodass sie ihre Kinder angemessen führen können. Manches kindliche Verhalten appelliert an die Geduld, den Humor und die Führung der Eltern. Irgendwann entwächst das Kind dieser Stufe und das Verhalten verschwindet. Ihre Erziehung wird reibungsloser, wenn Sie Verhalten, das sich aus dem Alter und der Entwicklungsstufe des Kindes ergibt, zu tolerieren lernen. Beispielsweise können Zweijährige meist nicht lange in einem Restaurant stillsitzen. Sie werden Ihren Fokus zu 100 % auf die Konversation mit Ihrem Kind richten müssen statt mit Ihrem Partner reden zu können, während Sie auf Ihr Essen warten. Aber anderes Verhalten – respektloses oder gefährliches – erfordert eine feste, sofortige Antwort: »Du darfst nicht auf den Tisch klettern«.

Schwimmen Sie auf der Welle mit

Eltern, die ihre Kinder studieren, können sich auf ihr Kind »eingrooven«. Weil sie einen guten Sinn dafür haben, was in ihrem Kind vorgeht, sind sie fähig, ihre Reaktionen anzupassen, um zur Stufe der Abhängigkeit (oder Unabhängigkeit) ihres Kindes zu passen. Wenn Kinder unbekanntes Gebiet betreten, finden sie neue Freunde und versuchen neue Sachen. Eltern, die mit ihren Kindern auf einer Wellenlänge liegen, erwarten Disziplinprobleme als Ergebnis der Angst, die Kinder haben, wenn sie mit unabhängigerem Verhalten experimentieren. Ein Vorschulkind ist in der »Ich mach es selbst«-Phase und braucht vielleicht etwas Coaching von der Seitenlinie statt tatsächlicher aktiver Hilfe. Eltern, die auf der gleichen Wellenlänge wie ihre Kinder sind, lassen ihrem Kind etwas Freiheit, wenn es versucht, sich zu lösen und ein wenig zu wachsen. Sie verstehen es, wenn das Kind ein wenig distanziert oder ablehnend erscheint. Aber diese Eltern stehen auch bereit, sich mit dem Kind wieder zu verbinden, wenn es mehr Nähe braucht.

Kinder bewegen sich vor und zurück zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit, zwischen Phasen, in denen sie sich schnell verändern, und Zeiten relativer Ruhe. Ihr Sechsjähriger lernt Radfahren und verbringt eine ganze Woche mit nichts anderem, als den Gehweg hinauf und hinunter zu fahren, während er sich vorstellt, ein Erwachsener in seinem roten Sportwagen zu sein und eine lange Liste mit Erledigungen zu haben. Dann wachen Sie eines Morgens auf und bemerken, dass dieses unabhängige Kind mit in Ihrem Bett liegt. Es ist in eine Phase der Wieder-Verbindung gekommen, ein Boxenstopp auf der Reise in die Unabhängigkeit, der Eltern sagt: »Ich brauche ein wenig emotionales Auftanken«.

Eltern, die synchron mit ihren Kindern leben, lernen, die Wellen dieser Entwicklungsphasen mitzusurfen. Wenn Eltern und Kinder nicht auf einer Wellenlänge liegen, eskalieren Disziplinprobleme schnell. Wenn Sie versuchen, Ihrem Kind näher zu kommen, wenn es versucht, Abstand zu gewinnen, werden Sie vermutlich überreagieren, wenn es versucht, sich durchzusetzen. Wenn Eltern zu beschäftigt sind, wenn das Kind in eine Phase kommt, in der es mehr Verbindung braucht, kann es sein, dass es zu extremen Mitteln greift, um die Aufmerksamkeit der Eltern zu erlangen. Währenddessen verpassen die Eltern eine Möglichkeit, ihre Position als Ratgeber, Tröster und Autoritätsperson im Leben ihres Kindes zu stärken. Der gleiche Dreijährige, der jeden Morgen zum Kuscheln in Ihr Bett gekrabbelt ist, kann der Teenager sein, der eines Nachts in Ihr Schlafzimmer kommt und darum bittet, mit Ihnen reden zu können. In beiden Phasen nutzen kluge Eltern die Signale ihres Kindes.

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Rufe nach Verbindung

Sie wachen früh am Morgen auf und bemerken, dass sich Ihr Sechsjähriger in Ihr Bett gekuschelt hat; Ihr Neunjähriger verfolgt Sie auf Schritt und Tritt im Haus; Ihr normalerweise distanzierter Teenager lädt Sie dazu ein, zum Shopping mitzukommen. Was passiert? Dieses Verhalten sind Rufe nach Verbindung, Signale, dass das Kind etwas Rückversicherung braucht. In normalem Wachstum und Entwicklung machen Kinder oft zwei Schritte vor und einen zurück, wenn sie sich von Abhängigkeit zu Unabhängigkeit bewegen und weiter zu gegenseitiger Abhängigkeit. In der einen Woche kämpft Ihr Kind darum, von Ihnen loszukommen, und in der nächsten versucht es, an Ihnen festzuhalten. Seien Sie verfügbar und erreichbar, wenn Sie bemerken, dass Ihr Kind nach einer Verbindung mit Ihnen ruft. Dieses »Sich-wieder-Verbinden« ist genauso wichtig für die emotionale Entwicklung eines Kindes wie das Streben nach Unabhängigkeit.

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Sehen Sie die Welt durch die Augen Ihres Kindes

Kinder versuchen verrückte Sachen und denken verrückte Gedanken – Sachen, die ihnen perfekt logisch erscheinen. Sie machen sich selbst verrückt, wenn Sie das Verhalten eines Kindes aus der Sicht eines Erwachsenen beurteilen. Ein Zweijähriger, der auf die Straße läuft, missachtet nicht absichtlich die Autorität seiner Mutter, er will nur seinen Ball zurück. Aktion folgt Impulsen, ohne einen Gedanken dazwischen. Eine Fünfjährige mag das Spielzeug eines Freundes so gerne, dass sie es sich »ausborgt«. Sie versteht nicht, dass sie – technisch gesprochen – etwas stiehlt. Ihr Wunsch nach dem Spielzeug setzt Betrachtungen über Richtig und Falsch und die Gefühle des Freundes außer Kraft. Ein Erwachsener mag innehalten und die Notwendigkeit, Sicherheit und Moral einer Handlung bedenken, aber ein Kind tut das nicht.

Elterliche Entscheidungen sehen aus der Sicht des Kindes anders aus, auch wenn sie für Erwachsene vernünftig erscheinen. Im Alter von zwei Jahren war unser Sohn Matthew ein sehr konzentriertes Kind. Er war oft so in sein Spiel vertieft, dass es schwer für ihn war, mit dem aufzuhören, was er gerade machte, wenn es Zeit war zu gehen. Eines Tages spielte er gerade, als wir zu einer Verabredung mussten. Wir waren bereits spät dran, also schnappte Martha sich Matthew und trug ihn zur Tür. Matthew reagierte mit dem für Zweijährige typischen Trotzanfall. Marthas erste Reaktion war »Hey, ich hab hier das Sagen«. Sie hatte das Gefühl, dass sie dazu berechtigt war, zu erwarten, dass Matthew seine Spielzeuge verlässt und schnell auf sie hört. Aber als sie unser heulendes Kind durch den Flur trug, wurde ihr bewusst, dass ihre Handlungen das Ergebnis ihres Bedürfnisses zu gehen waren, und dass das nicht die beste Möglichkeit war, die Situation zu meistern. Sie hatte Matthews Bedürfnis vergessen, eine vorherige Warnung zu bekommen und eine schrittweise Umstellung. Er konnte sein Spielzeug nicht so schnell verlassen, auch wenn wir einen Termin einzuhalten hatten. Er lehnte nicht sie persönlich ab, er war nur ganz er selbst. Er brauchte mehr Zeit, um seine Aktivitäten zu beenden. Martha setzte ihn ruhig zurück zu den Spielzeugen, setzte sich neben ihn und zusammen sagten sie »Auf Wiedersehen Spielzeuge, auf Wiedersehen Laster, auf Wiedersehen Autos«. Bald war er bereit, seine Aktivität zu abzuschließen. Es dauerte nur ein paar Minuten; Zeit, die ansonsten für den Kampf vergangen wäre, Matthew ins Auto zu bekommen. Marthas Lösung für Matthews Trotzanfall war keine Erziehungs«technik« oder -«methode«. Es war eine Strategie, die sich natürlich aus dem ergab, was sie über Matthew wusste, und aus ihrem Respekt ihm gegenüber. Martha erreichte ihr Ziel: Matthew mit dem geringstmöglichen Streit aus dem Haus zu bekommen. Sie brachte ihm auch eine Methode bei, eine Aktivität abzuschließen, ohne einen Trotzanfall zu bekommen. Darum geht es bei Disziplin.

Zu realisieren, wie viel besser unsere Disziplin funktionierte, wenn wir die Sichtweise unserer Kinder miteinbezogen, war ein großer Wendepunkt für uns. Anfangs mussten wir gegen unsere Ängste arbeiten, dass wir nicht die Kontrolle über unsere Kinder hätten. Wir hatten gelesen, von anderen gehört und waren mit dem Gedanken aufgewachsen, dass gute Eltern es automatisch am besten wüssten, ohne Einwände ihrer Kinder. Aber wir stellten fest, dass das Einbeziehen der Sichtweise unserer Kinder uns tatsächlich dabei half, die Kontrolle zu haben. Unsere Kinder zu kennen wurde der Schlüssel dazu zu wissen, wie wir sie disziplinieren konnten. Sie wussten, dass wir die Kontrolle hatten, weil wir ihnen dabei helfen konnten zu gehorchen. Das hinterließ keinen Zweifel in ihren Gedanken – oder in unseren –, dass Mama und Papa es am besten wussten.

Das erfolgreiche Kind

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