Читать книгу Das erfolgreiche Kind - Марта Сирс - Страница 25
5. Strukturen anbieten, dann Grenzen setzen
ОглавлениеKinder brauchen Grenzen. Sie können ohne sie nicht gedeihen (und Sie nicht überleben). Ein Kind muss die Regeln der Familie lernen und respektieren. Das Zuhause ist die erste Gesellschaft des Kindes. Wie es lernt, in dieser Miniatur-Welt zu leben, legt das Muster fest für andere soziale Interaktionen: in der Schule, in einem Team und später in der Ehe und dem Beruf. Grenzen helfen Kindern, ihre sozialen und kreativen Energien in eine bedeutungsvolle Richtung zu kanalisieren. Grenzen machen es auch Erwachsenen und Kindern möglich zu kooperieren und das gemeinsame Leben zu genießen.
Es ist die Aufgabe der Eltern, ihren Kindern innerhalb der familiären Grenzen agieren zu helfen. Eltern machen das am besten, indem sie Strukturen anbieten und Grenzen setzen – in dieser Reihenfolge. Strukturen anbieten bedeutet, Bedingungen innerhalb des Zuhauses aufzubauen, die es einfacher machen, Grenzen zu akzeptieren. Kluge Grenzen setzen schließt das Kreieren von Regeln ein, die dem Alter und der Entwicklung des Kindes angemessen sind, und diese zu kommunizieren, sodass die Kinder wissen, was von ihnen erwartet wird.
Lassen Sie uns das Beispiel eines erforschenden Kleinkindes nehmen, um zu erklären, was wir mit Grenzen mit oder ohne Struktur meinen. Ein Kleinkind ist unstillbar neugierig. Sein Drang zum Erforschen hilft ihm, etwas über die Welt zu lernen, aber bringt es auch in Schwierigkeiten. Eltern finden sich permanent in Situationen, in denen sie ihrem Kleinkind Nein sagen müssen. »Nein, steck deinen Finger nicht in die Steckdose. Nein, zieh nicht am Kabel der Lampe. Nein, spring nicht auf den Tisch, wirf nicht die Stühle um und renn nie nie nie auf die Straße.« Das sind alles notwendige Grenzen, aber es ist sehr schwer für ein Kleinkind, sich an sie zu erinnern, geschweige denn sie sich in Erinnerung zu rufen, wenn seine Neugier ihn antreibt.
Wie helfen Eltern also ihrem Kleinkind, sich an alle Neins und Verbote zu halten? Eltern können die Umgebung des Kindes strukturieren, sodass es einfacher ist, innerhalb der Grenzen zu bleiben. Solche Strukturen machen das Leben des Kindes einfacher und das Leben der Eltern weniger stressig. Niemand sagt gerne die ganze Zeit Nein oder hört gerne die ganze Zeit ein Nein. In diesem Fall ist die Struktur, die Sie offensichtlich bereitstellen müssen, ein kleinkindsicheres Zuhause. Sie schützen die Steckdosen mit Schutzvorrichtungen, verstecken die Lampenkabel hinter schweren Möbeln und stellen Zerbrechliches für die nächsten paar Jahre weg. Sie bestimmen eine Schublade in der Küche als Schublade Ihres Kindes und füllen diese mit sicheren Dingen, die Ihr Kind erforschen und auf den Boden werfen kann. Dann führen Sie Ihr Kind zu seinen eigenen speziellen Sachen statt ihm zu verbieten, mit Ihren Sachen zu spielen. Sie nehmen es mit zum Spielplatz, damit es einen sicheren Ort hat, um herumzurennen und Dampf abzulassen.
Die Rolle der Eltern als »Strukturdesigner« der Umgebung eines Kindes schließt auch ein, das Zuhause sicher zu machen, für das und vor dem Kleinkind. Struktur bedeutet nicht, das Kind zu unterdrücken, sondern Bedingungen zu setzen, die gefährliches Verhalten nicht ermutigen und die sicheres und wünschenswertes Verhalten fördern. Struktur schützt und leitet um und macht so das Kind frei, Kind zu sein. Sie bietet eine im Allgemeinen positive »Ja-Umgebung«, die die Anzahl der von Ihnen verwendeten Neins verringert.
»Aber mein Kind bleibt nicht still am Esstisch sitzen.« Haben Sie schon einmal versucht, zehn Minuten oder mehr sitzenzubleiben, während Ihre Füße einen halben Meter oder mehr über dem Boden baumeln? Sie wären ebenfalls rastlos. Strukturieren Sie Ihre Mahlzeiten so, dass Ihre Kinder nicht lange sitzen müssen. Oder besorgen Sie Ihrem Kind einen kleinen Tisch und Stuhl und lassen Sie es dort essen, mit den Füßen fest auf dem Boden. Erlauben Sie ihm, kleine Spielzeuge am Tisch zu haben, mit denen es spielen kann, während Mama und Papa reden und ihre Mahlzeit beenden.
Planen Sie voraus
Struktur betrifft auch, wie Sie und Ihr Kind Ihre Zeit nutzen. »Mein Zweijähriger ist unmöglich im Supermarkt.« »Wenn ich mit meiner Sechsjährigen in den Laden gehe, will sie jeden Süßkram, den sie zu sehen bekommt.« Wann immer möglich, strukturieren verbundene Eltern ihren Tag rund um die Gemütslage ihrer Kinder. Vorschulkinder neigen dazu, sich am Vormittag besser zu benehmen, gehen Sie also kurz nach dem Frühstück zum Supermarkt, wenn Sie Ihren Vierjährigen mitnehmen. Wenn Sie ein älteres Kind haben, das den farbenfrohen Packungen stark zuckerhaltiger Frühstücksflocken nicht widerstehen kann, kaufen Sie besser ohne das Kind ein oder versprechen Sie ihm eine Belohnung, mit der Sie beide leben können. Das ist kein »Kontrollverlust« oder »das Kind bestimmen lassen«. Es ist einfach nur das Respektieren der Bedürfnisse des Kindes als ein Familienmitglied. Als zusätzlichen Bonus macht es Ihr Leben als Eltern einfacher.
Planen Sie Spielzeiten und Spielfreunde
Es gibt viele subtile Arten, auf die Eltern Strukturen anbieten können, um positives Verhalten des Kindes zu ermutigen. Wir haben bemerkt, dass Kinder, die gut mit anderen zusammen spielen, Eltern haben, die ihnen ermöglichen, Spielpartner mit passendem Temperament auszuwählen. Sogar in den Grundschuljahren haben Sie viel Kontrolle darüber, mit welchen Menschen sich Ihr Kind abgibt. Das mag bedeuten, dass Sie den Anbieter der Nachmittagsbetreuung wechseln oder einen anderen Fußballtrainer auswählen, aber solche Entscheidungen formen tatsächlich das Verhalten Ihres Kindes. Sie wissen, ob Ihr Sechsjähriger bereit ist, außer Haus bei einem Freund zu schlafen. Wenn Sie nicht das Gefühl haben, dass der Abend gut verlaufen wird, finden Sie eine Möglichkeit zu vermeiden, dass Ihr Kind in solch eine Situation kommt. Wenn Ihr Kind nach einem langen Tag in der Schule rennen und sich austoben muss, bestehen Sie nicht darauf, dass er sofort und zuallererst seine Hausaufgaben macht. Stattdessen reservieren Sie eine halbe Stunde nach dem Mittagessen zum Austoben und wieder Runterkommen.
Strukturen bleiben wichtig, wenn Ihr Kind größer wird. Sagen Sie Ihrem Teenager, bis wann er wieder zu Hause sein muss, aber stellen Sie auch sicher, dass er weiß, wie er Sie erreichen kann – und dass Sie ihn gerne abholen kommen –, wenn er eine Möglichkeit benötigt, nach Hause zu kommen. Legen Sie Wert darauf, die Eltern der Freunde Ihrer Kinder kennenzulernen, sodass Sie ihre Werte und ihre Regeln zu Hause kennen. Strukturieren Sie Ihr Zuhause so, dass es ein freundlicher Ort für Teenager ist, um sich zu treffen. Jede dieser Aktionen macht es für Teenager einfacher, innerhalb der Familiengrenzen zu bleiben.
Struktur anzubieten ähnelt den Aufgaben eines Trainers. Sie instruieren Ihre Kinder darin, wie das Spiel gespielt wird, Sie setzen Spiele an, um sich auszuprobieren, und Sie ermutigen sie, wenn sie auf dem Spielfeld sind. Dick Vermeil, der Trainer der Super Bowl Champions aus dem Jahr 2000, der St. Louis Rams, sagte in einer Diskussion, warum einige Spieler auf dem Feld mehr Disziplin zeigten als andere: »Disziplin beginnt zu Hause.«
Wenn Kinder älter werden und sich hinaus begeben in die weiten Welten von Schule und Gemeinschaft, nutzen verbundene Eltern ihr intimes Wissen über ihr Kind, um es angemessen zu leiten – weder zu viel erlaubend noch zu stark einschränkend. Sie wissen, wie viel ihr Kind bequem selbst handhaben kann und wann sie eingreifen müssen. Sie agieren weiterhin als Unterstützer und Ratgeber.
Manche verbundenen Eltern sind im Zweifel überbeschützend. Das ist in Ordnung, da dieser Fehler einfach korrigiert werden kann. Sie werden herausfinden, wann Sie sich ein wenig mehr zurücknehmen müssen. Andere Eltern, die Sie respektieren, sind oft eine gute Quelle für Ratschläge, wann Sie durchgreifen müssen und wann Sie Ihrem Kind mehr Freiheit zugestehen sollten.
Zu wenig beschützend zu sein ist schlechter zu beheben. Kinder, die zu viele Entscheidungen und Herausforderungen ohne einen erwachsenen Begleiter verarbeiten müssen, können auf sich selbst wütend werden, auf ihre Betreuer und auf das Leben. Tatsächlich ist ein Merkmal, das oftmals unverbundene Kinder von verbundenen unterscheidet, das Gefühl der Wut. Weniger verbundene Eltern geben einem Kind mit höherer Wahrscheinlichkeit zu viele Wege, aus denen es auswählen kann und denen es folgen kann. Wenn es nach drei Monaten Unterricht nicht mehr Geige spielen möchte, lassen sie es zum Schlagzeug wechseln. Natürlich möchte das Kind alles ausprobieren, weil es für neue Erfahrungen offen ist. Wenn Eltern die Philosophie vertreten, dass es gut für Kinder ist, »viele verschiedene Sichtweisen« kennenzulernen und »mit vielen Kindern zusammen zu sein, die viele verschiedene Werte vertreten«, kann es sein, dass sie mit einem Kind enden, das in die falsche Richtung steuert – oder das überhaupt keine Richtung hat, in die es steuert. Kinder brauchen Führung von ihren Eltern, wenn sie all die Möglichkeiten durchsehen, die die Welt ihnen bietet.
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Erinnern (sie erinnern Kinder) + Zurückspulen (Kinder erinnern sich selbst)
Die Kombination von Erinnern und Zurückspulen (Remind und rewind) ist ein Verhaltensänderungsprinzip, das wir angewandt haben, als wir lernten, mit unseren Kindern zu leben. Kleine Kinder leben normalerweise im Jetzt. Sie reflektieren selten Lektionen aus der Vergangenheit noch denken sie über die Zukunft nach. Kinder sind so. Sie brauchen Erwachsene, die sie in ihrer Obhut haben, normalerweise Eltern, um sie oftmals daran zu erinnern, wie sie sich erwartungsgemäß im Zuhause oder in einer Gruppe verhalten sollen – in anderen Worten: was das normale Verhalten ist. Aber Kinder brauchen häufige Erinnerungen, um sich durch die vielen Ausreden »aber ich habe es vergessen« durchzuarbeiten. So lahm diese Ausrede auch für Erwachsene klingt, Kinder vergessen wirklich und brauchen Erinnerungen, um ihr Verhalten auf dem richtigen Weg zu halten. Erinnerungen sind Signale, die das verschwommene Gedächtnis eines beschäftigten Kindes auffrischen. Das mögen subtile Hinweise sein wie ein Blick, der dem Kind, das auf dem Weg ist, etwas falsch zu machen, sagt »du weißt es besser«, oder ein kurzes verbales Signal, das das Gedächtnis des Kindes anspricht »Oh, wo gehört das Spielzeug denn hin?«. Erinnerungen sind Verhaltensmotivatoren, die besser funktionieren, als es dem Kind geradeheraus zu sagen. Mit »Erinnerungen« geben Sie dem Kind einen Hinweis und das Kind füllt die Lücken aus. Sie werfen einen missbilligenden Blick auf einen schmutzigen Teller, der noch auf dem Tisch steht, und das Kind versteht die Botschaft, dass von ihm erwartet wird, den Teller zur Spüle zu tragen und selbst aufzuräumen. Manchmal funktioniert eine geschriebene Botschaft besser für Kinder, die die Erinnerung ansonsten als Gemotze auffassen könnten, wie die Nachricht, die wir einmal an Erins Tür gehängt haben: »Bitte bringe das Geschirr aus deinem Zimmer, ehe es anfängt, Dinge wachsen zu lassen.« Zurückspulen (Rewind) ist die Erweiterung dieser Praxis. Sie haben dem Kind zehn Mal gesagt, es soll mit dem Dreirad nicht auf die Straße fahren, sondern am Bordstein stehenbleiben und auf beide Seiten schauen. Wenn Sie Ihr Kind dabei erwischen, wie es Ihre Ermahnungen vergisst, sagen Sie einfach »Zurückspulen«. Sie weisen das Kind darauf hin, in seinem eigenen Gedächtnis das Skript durchzuspielen, das Sie bereits vorher mit ihm eingeübt haben. Mit diesem einen Wort motivieren Sie das Kind, sich selbst zu disziplinieren, ein weiterer Schritt in Richtung Erlangung innerer Kontrolle. Indem Sie sich an das Remind-und-Rewind-Prinzip erinnern, vermeiden Sie auch Gemotze oder Diskussionen. Kinder werden Ihrer ständigen Ermahnungen müde und hören nicht mehr hin, wenn Sie sie daran erinnern, was sie falsch gemacht haben.
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