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Sechstes Kapitel

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Ich tat das, was die Polizei in der einschlägigen Literatur auf den Tod nicht ausstehen konnte: ich erschien am Tatort.

„Sneyder!“ Ich zeigte meine Lizenz. „Meine Klientin, äh, Fräulein Burns hat mich hergerufen!“ Es war die einzige Möglichkeit, mich in die Sache einzumischen, indem sie meine Klientin wurde. Ob das nun eine wirklich gute Idee war, stand auf einem anderen Blatt.

„Sneyder?“ Hauptkommissar Becker trat auf mich zu. „Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen?“

„Muß ne Ewigkeit her sein. Hallo!“ Becker hatte schon meinen Vater gekannt und seit dessen Unfall betrachtete er mich als eine Art Schützling, was hilfreich war, wenn man mit der Polizei in Mordsachen zu tun hatte… was bei mir jedoch ausgesprochen selten vorkam.

„Deine Klientin?“

Er deutete auf Myriam, die aufgeweicht in einer Ecke herumstand.

Ich nickte.

„Hübsch“, meinte er.

Ich zuckte mit den Schultern. Was sollte ich ihm dazu sagen? Also wurde ich professionell.

„Was ist denn los?“

„Sieht nach Mord aus. Komm mit.“

Becker führte mich auf die Toilette des Toten. Dort drin steckte er, den Kopf über und hatte seine letzte Spülung bekommen.

„Wahrscheinlich ertrunken. Mit Sicherheit kein Selbstmord!“

„Vielleicht wollte er besonders originell sein?“

Becker lachte. „Du bist noch schlimmer als dein Vater! Nein, ich würde sagen, Selbstmord können wir definitiv ausschließen. Was willst du hier überhaupt?“

„Ich habe keine Ahnung. Steht Fräulein Burns unter Tatverdacht?“

„Sie hat die Leiche gefunden.“

„Hat sie die Kraft, einen ausgewachsenen Mann in die Toiletten­schüssel zu drücken und so lange zu spülen, bis Dauerwelle und Lunge aufgeweicht sind?“ fragte ich.

Becker überlegte.

„War er betrunken?“ Ich deutete auf den Toten. „Ich denke, wenn er es nicht war, können wir sie als Tatverdächtige definitiv ausschließen.“

Becker lächelte. „Warum arbeitest du nicht für uns?“

„Weil das meinem Vater das Herz gebrochen hätte! Kann ich sie mitnehmen?“

„Natürlich, natürlich. Wir lassen dich dann wissen, ob du in ihrem Interesse ermitteln solltest.“

Ich wollte gehen, dann blieb ich stehen. „Wie ist sie rein gekommen?“ Es interessierte mich mehr persönlich als beruflich.

„Die Tür war aufgebrochen.“

„Mal ehrlich, sieht dieses Mädchen so aus, als würde es Türen aufbrechen?“

„Sneyder, man soll...“

„Sieht sie so aus, als hätte sie das nötig, um in eine Wohnung hereinzukommen?“ formulierte ich meine Frage um.

„Könnte ja immerhin ein Trick sein.“

„Was hat sie dir sonst erzählt?“

„Dass sie mit ihm sprechen wollte, weil sie... etwas klären wollte. Wohl gefühlsmäßiges Zeug. Er hat ihr scheinbar gestern Abend gesagt, er wollte sie heute besuchen und da wollte sie ihm zuvorkommen. Wahrscheinlich wollte sie ihn nicht in ihrer Wohnung haben.“

„Wieso?“

„Vielleicht mochte sie ihn nicht?“ Becker hob die Schultern. „Vielleicht hat sie ja inzwischen einen anderen!“

„Aha.“ Ich nickte, wenig überzeugt. „Wurde irgendwas gestohlen?“

„Sieht nicht so aus.“

„Was meinst du, hat ihn ihr neuer Verehrer aus dem Weg gespült?“ fragte ich ihn und hob eine Braue.

Becker dachte einen Moment darüber nach. Dann meinte er: „Möglich!“

Der Mörder ist immer der...

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