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Gestrandet

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„Wir sitzen hier fest“, fasste Captain MacAllister die Situation zusammen.

Newman nickte.

Doyle seufzte.

Wilbeck hob die Schultern.

„Nicht für lange“, sagte er.

„Bitte?“

„Die Umlaufbahn. Dione stürzt auf den Saturn. Irgendwann. Bald.“

„Beruhigende Vorstellung, danke Dr. Wilbeck.“

„Ich wollte doch nur...“

„Sie haben vollkommen Recht.“ MacAllister klatschte in die Hände. „Wir haben noch etwas zu tun.“

„Zu tun?“

„Es gibt hier in der Station noch eine Bombe, die dafür geschaffen wurde, einen ganzen Planeten zu zerstören. Sehen wir mal davon ab, dass es in einer Zeit, in der die Menschheit nur auf einem einzigen Planeten lebt und auf ein paar anderen Kolonien hat, völlig idiotisch ist, eine solche Waffe zu bauen, dann besteht noch immer die Gefahr, dass das Ding hochgeht, wenn Dione auf dem Saturn aufschlägt, oder?“

Wilbeck dachte nach, dann nickte er.

„Na dann schauen wir mal, ob wir das Ding nicht auseinander bauen können. Ist ja nicht so, als hätten wir hier groß was anderes zu tun.“

Zusammen gingen sie in den Reaktorraum, in dem die lange Röhre stand. Eine Bombe, wie sie größer und unsinniger kaum sein konnte. Wilbeck betrachtete sich die Konstruktion. Nach einiger Zeit ging er zum Captain und nickte.

„Wir können das Ding demontieren.“

„Und dann wird es nicht hochgehen?“

„Nein. Es wird völlig ungefährlich.“

MacAllister lächelte.

„Was ist so witzig daran?“

„Nichts. Aber wenn Dione auf den Saturn stürzt, wird die Bombe vernichtet und niemand kann sie sich aneignen. Es endet also gar nicht so schlecht.“

„Außer für uns, die wir auch dabei sterben.“

„Tja, das wird sich wohl nicht vermeiden lassen.“

Sie begannen mit der Arbeit. Als sie am Abend den Hauptreaktor verließen, war der Planetenzerstörer so gut wie unschädlich. Ein paar Details hier und da noch, und das Ding würde keinen Schaden mehr anrichten. MacAllister war sehr zufrieden. Das änderte sich, als das Funkgerät zu piepen begann. Es war die Hawking.

„Wir haben leider noch immer keine Informationen über die Petronia. Leider verfügen wir auch über keine Schiffe, die Sie rechtzeitig erreichen könnten.“

„Da haben wir auch ehrlich gesagt nicht mit gerechnet.“

„Das einzige Schiff, das wir Ihnen schicken können ist die Foster, aber die wird den Saturn erst in 1774,16 Stunden erreichen.“

„Das sind...?“

„74 Tage.“

„Soviel Zeit haben wir nicht mehr, fürchte ich.“

„Nachdem Sie die Informationen über das Dione-Experiment veröffentlicht haben, hat die Marsstadt ihre Unabhängigkeit erklärt. Wir nehmen an, dass die Erde die USS Carter als Druckmittel einsetzen wird.“

„Das ist wenigstens eine Aufgabe, mit der Bricket vertraut ist.“ MacAllister nickte. „War es das?“

„Ja. Moment.“

Wilbeck und Doyle gesellten sich zum Captain.

„Was ist los?“

„Da scheint grad ne neue Meldung rein zu kommen oder sowas.“

„Was erfreuliches?“ wollte Doyle wissen.

„Captain MacAllister, wir haben gerade erfahren, dass Hilfe unterwegs ist.“

MacAllister kniff die Augen zusammen.

„Wie kann denn das sein?“

„Es gibt ein Raumschiff, das sich in Reichweite befindet. Es hat gerade Kurs aufgenommen.“

„Und welches Schiff soll das sein?“

„Die USS Carter!“

MacAllister sah Doyle an. „Beantwortet das Ihre Frage?“

Wilbeck saß am Hauptrechner des kleinen Außenpostens. Den Planetenzerstörer hatten sie inzwischen komplett demontiert. Von ihm ging also keine Gefahr mehr aus. Die kam jetzt aus einer ganz anderen Richtung.

„Ich habe es noch mal nachgerechnet“, sagte Wilbeck. „Die Carter braucht bis hierher etwa 387,3 Stunden.“

„Das bedeutet in einer brauchbaren Zeit?“

„17 Tage.“

„Wann stürzen wir auf die Oberfläche.“

„In 17 Tagen!“

„Würde mich die genaue Anzahl der Stunden glücklicher stimmen?“

„Nicht unbedingt.“

„Gut, es ist also ein Wettlauf zwischen gerettet werden von jemandem der uns hasst und zu sterben.“

„Möglich, dass uns Bricket direkt vor ein Kriegsgericht stellt und hinrichten lässt“, warf Doyle ein.

„Also haben wir die Wahl zwischen Sterben und Sterben. Prima. Aber wenigstens wird er nicht die Zeit haben, sich die Bombe unter den Nagel zu reißen.“

Der Captain erhob sich.

„Was haben Sie jetzt vor?“

„Ich leg mich hin. War ein langer Tag. Und hier ist ja nicht viel mehr zu tun.“

„Captain MacAllister!“ Der Captain schreckte hoch. Er hatte gerade Dienst in der Kommandozentrale. Die Empfangsanlage blinkte. „MacAllister“, klang die unangenehm vertraute und vertraut unangenehme Stimme Brickets aus dem Lautsprecher. „Sie haben keine Chance mehr! Ihr Schiff ist verschollen und Sie sitzen auf einem toten Mond fest. Wir werden Sie kriegen, MacAllister, ich werde Sie kriegen!“ Der Captain dachte einen Moment darüber nach, ob er antworten sollte, aber es ging noch weiter: „Sie haben uns einmal reingelegt, ein zweites Mal schaffen Sie das nicht. Und wenn ich den ganzen Saturn nach Ihnen absuchen muss, ich werde Sie vors Kriegsgericht stellen.“ Posthum, dachte MacAllister und verkniff sich ein Lächeln. „Und ich werde Ihr Richter sein!“

MacAllister drückte eine Taste.

„Sie waren schon immer ein besserer Soldat als Raumfahrer“, meinte er. „Denn bevor Sie hier sind, bin ich schon auf dem Saturn! Und wenn ich mir Ihr Geschwätz so anhöre, dann ist das gar keine so schlechte Alternative.“ Er schaltete ab. Dann kam ihm ein Gedanke. „Und nur mal so am Rande: Das Wort Richter hat mit Gerechtigkeit zu tun und davon haben Sie ja nun wirklich überhaupt keine Ahnung!“ Dann schaltete er endgültig ab.

Wilbeck kam in den Kontrollraum. Er wirkte verschlafen.

„Was wichtiges?“

„Nur n obszöner Anruf.“

„Captain MacAllister“, drang wieder eine Stimme aus dem Lautsprecher.

„Meine Güte, der kriegt wohl nie genug.“

„Captain MacAllister, bitte kommen. Captain MacAllister? Dr. Wilbeck, bitte kommen. Dr. Newman, bitte kommen. Lieutenant Doyle...“

MacAllister drückte die Sprechtaste.

„Hier MacAllister, wer spricht da?“

„Hier ist Clausen von der Petronia. Wir hatten ein paar kleinere Schwierigkeiten. Kommen Sie alleine klar, oder sollen wir Ihnen eine Fähre schicken, die Sie abholt?“

Vor dem Imperium

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