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Der Magier

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Endlich näherten sie sich ihrem Ziel, dem Uranus. Die Spannung an Bord wuchs mit jeder Stunde, die verging. Sie nutzten die lange Zeit, um endlich die Laserprojektoren einzubauen. Nicht, dass die ihnen im Falle eines Kampfes einen großen Vorteil verschaffen würden. Aber wenigstens waren sie nicht mehr ganz unbewaffnet.

Während sie sich dem Planeten näherten, musste die Flotte am Jupiter inzwischen in Position gegangen sein. Vielleicht fragte man sich dort, warum sich ihre Ankunft verzögerte. Vielleicht hatte man sie aber auch schon aufgespürt und überlegte sich jetzt, warum sie auf den Köder nicht angesprungen waren.

Der Captain betrat die Brücke.

„DuValle.“

„Der Uranus ist der siebte Planet.“

„Sind Sie da ganz sicher?“

„Bitte?“

„Ich meine, dass er ein Planet ist? Manchmal verschwinden Planeten ganz plötzlich, müssen Sie wissen.“

„Weil sie zu klein sind, Sir. Aber da muss sich der Uranus keine Sorgen machen. Er ist der drittgrößte Planet im Sonnensystem.“

„Na da wird er sich aber freuen. Sonst noch was?“

„Während die meisten Planeten fast senkrecht zur Ekliptik rotieren, verläuft die Achse des Uranus fast parallel zur Ekliptik.“

„Und was heißt das übersetzt?“

„Ähm, nun, also die Ekliptik ist in gewisser Weise… die Ebene, auf der alle Planeten um die Sonne kreisen. Und es… es ist kompliziert.“

„Ja, wir können es in unserer Freizeit ja auch selber nachlesen. Zusammensetzung?“

„Der Uranus besteht aus Felsen und Eisenarten. Die Atmosphäre setzt sich aus ca. 38% Wasserstoff, 15% Helium und 2% Methan zusammen. Abgesehen davon ist das Magnetfeld nicht im Planetenmittelpunkt zentriert, sondern es ist um fast 60 Grad zur Rotationsachse geneigt.“

„Vielen Dank.“ Der Captain nahm auf seinem Sessel Platz. „Gut, dann kommen wir jetzt mal zu den wirklich spannenden Sachen. Clausen, irgendwas auf dem Radar?“

„Ja, Captain.“

„Was ist es?“

„Wirkt wie ein Schiff. Ein kleines Schiff.“

„Und was macht es?“

„Es ist in einem Orbit um den Planeten.“

„Aha.“ MacAllister kratzte sich am Kinn. „Das ist jetzt nicht ganz das, was ich erwartet hätte.“

„Das hat mich auch ein bisschen irritiert“, stimmte Clausen zu. „Ich meine, wenn es unser Echo vom Pluto ist, warum verhält es sich dann nicht auch so?“

„Vielleicht, weil es weiß, dass wir kommen?“ spekulierte DuValle. „Und, dass wir Freunde sind.“

„Das würde bedeuten, wenn das, was wir beim Pluto gesehen haben, ein Tarnmechanismus war, dann können sie ihn abschalten.“

„Warum denn nicht?“

„Weil ich mich dann frage, warum wir sie überhaupt gesehen haben“, warf Clausen ein. „Dann hätten sie sich auch ganz vorm Radar abschirmen können. Wir hätten sie nie bemerkt.“

„Es sei denn, die Tarnung funktioniert noch nicht so gut.“

„Ja, alles sehr merkwürdig.“

„Und da ist noch etwas“, fuhr sie fort. „Die Masse stimmt nicht. Das… Echo, das wir aufgefangen haben, war weit größer als das, was hier jetzt angezeigt wird.“

„Ist vielleicht ein anderes Schiff.“

„Sie meinen, die haben zwei solcher Schiffe hier draußen, Doktor?“

„Wäre doch möglich.“

„Möglich scheint im Moment vieles zu sein“, meinte der Captain. „Aber ich hätte jetzt doch gerne ein paar Antworten. Harris, rufen Sie das Schiff.“

„Jawohl, Sir.“ Der Funker beugte sich über seine Instrumente. Nach ein paar Minuten drehte sich der Captain in seine Richtung.

„Warum dauert das so lange, Harris?“

„Ich muss noch den Morsecode entziffern. Die haben nämlich nur per Morsealphabet geantwortet. Moment, ich hab’s gleich. Hier: HALTEN FUNKSTILLE BIS ANNÄHRUNG STOP WOLLEN ZUHÖRER VERMEIDEN STOP.“

„Na das kann ich nachvollziehen. Zuhörer würd ich auch gerne vermeiden.“ MacAllister trommelte auf seinen Armlehnen herum. „Das bedeutet, dass wir uns noch ein bisschen weiter in Geduld üben müssen. Gibt es irgendwas Neues vom Jupiter?“

„Die fragen sich, wo wir bleiben.“

„Wir könnten Dr. Wilbeck eine unverschlüsselte Nachricht zukommen lassen, dass wir den Jupiter bald erreicht haben“, schlug DuValle vor, „das würde die bestimmt verwirren.“

„Die würden feststellen, von wo wir gesendet haben und das würde die ganze Überraschung zunichte machen. Nein, wie unsere Freunde beim Uranus hüllen wir uns erstmal in Schweigen.“

Es würde also noch ein bisschen dauern, bis sie ihre Antworten bekamen. Mal wieder. Dieses ständige Warten. MacAllister hasste das. Aber das war der Weltraum, da ging eben nichts ganz schnell, da brauchte alles seine Zeit. Das Weltall war einfach zu groß für schnelle Antworten.

Und dann war es irgendwann so weit. Im Orbit des Jupiter hielt man verzweifelt nach ihnen Ausschau und sie, sie näherten sich den Antworten, die sie seit mehreren Wochen suchten. Jedenfalls hofften sie das. Doch als sie sich dem Uranus so weit genähert hatten, dass sie das andere Schiff klar und deutlich auf dem Bildschirm sehen konnten, begann sich ihre Hoffnung langsam in Luft aufzulösen.

„Hätt ich mir anders vorgestellt“, meinte Clausen leise.

„Ziemlich anders“, stimmte der Captain zu. „Daten?“

„Die sind ein Drittel so groß wie wir. Etwa 30 Meter. Funkturm, Radarschüssel, Hangar…“ Clausens Stimme klang enttäuscht. „Was soll das?“

„Nun, es ist nicht das, was wir erwartet haben.“

„Was haben wir denn erwartet?“ wollte Harris wissen.

„Sie haben die Bilder vom Pluto gesehen?“

„Den Zylinder?“

„Den Zylinder! Der war groß und lang und hatte keinerlei Einbuchtungen oder Spalten, einfach nur eine lange, glatte Oberfläche.“

„Und das Schiff hier…“

„…hat Türme und Fenster. Es ist ein völlig anderes Design.“

„Und es wäre nicht in der Lage gewesen, den Zylinder von der Oberfläche zu bergen. Jedenfalls nicht nach dem, was ich hier auf den Sensoren erkennen kann.“

MacAllister seufzte. „Das war es, was wir erwartet haben. Ein Schiff, das unsere kühnsten Erwartungen übertrifft, das uns in der Entwicklung um Jahrzehnte voraus ist.“

„Vielleicht ist es das ja.“

„Vielleicht ist es das. Vielleicht haben die auch noch ein anderes Schiff da draußen, das mehr dem entspricht, was wir…“ MacAllister verstummte.

„Was ist, Captain?“

„Nein, es ergibt einfach keinen Sinn. Wenn die vor 12 Jahren etwas gebaut haben, das von der Verarbeitung und dem Design her wie der Zylinder auf dem Pluto ausgesehen hat, dann baut man danach nicht etwas, das so aussieht wie das hier.“

„Vielleicht ist das hier ja ein früheres Modell.“

„Oder sie wollten es vermeiden, aufzufallen. Mit dem Ding vom Pluto hätten sie keine Station anfliegen können, ohne dass Fragen aufgekommen wären. Das hier ist einfach viel… unauffälliger.“

„Wäre eine Möglichkeit.“

Clausen deutete auf den Bildschirm.

„Sehen Sie, da, auf dem Rumpf. Das Bild der Freiheitsstatue.“

MacAllister pfiff durch die Zähne.

„Und die Fragen werden nicht weniger…“

„Captain“, winkte Harris, „Sie melden sich. Sie stellen sich vor als… Liberty Eight.“

„Also doch ein neueres Schiff?!“

„Oder sie müssten bei der Entwicklung rückwärts zählen. Stellen Sie durch, Harris, ich brenne darauf, endlich ein paar Antworten zu bekommen.“ MacAllister stützte seine Hand auf sein Kinn. „Irgendetwas stimmt hier nicht!“

Vor dem Imperium

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