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Kapitel 7

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Die Tür zum Gasthof zersplitterte; die breite Klinge schlug nur noch wenige Male zu, dann stand dem ungehinderten Eintreten nichts mehr im Wege. Lächelnd trat der böse Ritter ein und schlenderte so gemächlich es in seiner Rüstung möglich war zur Theke. Freundlich lächelnd bestellte er einen großen Krug Bier und ließ dann seinen Blick durch den Raum schweifen. Angsterfüllt sahen ihn die Gäste der Schenke an, ein Mädchen begann laut zu beten. Als er sich wieder der Bedienung zuwandte, hörte er leises Getuschel in seinem Rücken.

"Seit wann bestellt er, bevor er tötet?" fragte sich jemand.

"Wir sind verloren!" stellte ein anderer fest. "Das ist das Ende!"

Mühsam verkniff sich der böse Ritter ein Grinsen. Es war das erste Mal, dass er etwas über sich hörte, über seinen Ruf. Er war sehr an Kritik interessiert. Den Krug, den ihm die zitternde Wirtin gab, in der Hand nahm er an einem Tisch mit drei Gesellen Platz. Er lächelte freundlich, hob seinen Krug und prostete ihnen zu. Sie wussten nicht was sie tun sollten, waren aber zu angsterfüllt, um den Tisch zu verlassen.

"Na, was erzählt man sich denn so?" fragte der Ritter.

"Im Nachbardorf soll eine neue Schenke eröffnet werden", murmelte jemand.

"Schade, dass wir sie jetzt nicht mehr besuchen können", murmelte ein anderer.

Böse schlug der Ritter mit der Hand auf den Tisch. "Ich will nichts davon hören. Tut nicht immer so, als wollte ich euch nichts Gutes!"

Überrascht sahen ihn die Burschen an. "Wollt Ihr uns denn nicht umbringen?"

"Natürlich, aber das heißt doch nicht, dass wir uns nicht unterhalten können, wie vernünftige Menschen!" Nachdem er schweigend seinen Krug leer getrunken hatte, tat er seine Arbeit und setzte seine Reise fort.

Über Benedict Tenderbilt wird gemunkelt, dass er in seiner Jugend selbst die Neigung verspürt habe, Menschen ins Jenseits zu befördern. Zwar sah ihn niemand je mit einem breiten Schwert herumlaufen, doch wenn man ihn beim Autofahren beobachtete, stellten sich berechtigte Zweifel ein. Dass er jedoch schon sehr früh in die Armee habe eintreten wollen, ist ein dummes Gerücht; Benedict Tenderbilt verspürte nie die Lust, sein Vaterland zu verteidigen. Viel eher verspürte er die Lust, die Bevölkerung eines Vaterlandes zu vergrößern.

Was also den Bezug der männlichen Tenderbilts zum weiblichen Geschlecht angeht, lässt sich aus der Chronik folgendes entnehmen:

"Wenn wir von Frauen reden, reden wir von Frauen. Das weibliche Geschlecht war in der Familie Tenderbilt schon immer sehr beliebt, wenn nicht gerade als Tochter, dann schon als Geliebte. Abgesehen davon, dass fast alle Tenderbilts von Geburt an männlich sind, waren die Töchter dieser Familie nie am weiblichen Geschlecht interessiert. Im Gegensatz zu den Männern. Zwar ist nicht bewiesen, dass Eduard Tenderbilt auf seiner Europareise die Hälfte der Frauen des Kontinents geschwängert haben soll, von William Tenderbilt dagegen kann man mit Fug und Recht behaupten, dass er die Hälfte aller Frauen in der Umgebung von Brindige beglückte, bevor er in den Hafen der Ehe einlief. Sein Enkel Benedict, so kann man sagen, hatte viel von ihm gelernt."

Noch immer wird auf Eduards angebliche Europatournee angespielt, ein trauriges Zeichen. Der Psychologe Dr. Ferdinant Wentwent, der in seiner Jugend immer gehänselt wurde, weil er lispelte, erklärte das Phänomen folgendermaßen:

"Alles Neid. Diese Geschichte über Eduard Tenderbilt wird, wenn Sie mich fragen, nur deshalb erzählt, weil eine derartige Reise eine Wunschvorstellung desjenigen darstellt, der sie erzählt. Wer würde denn nicht gerne durch Europa reisen und jedes hübsche Mädchen schwängern? Ich habe es mal versucht, zog mir aber schon in Paris eine kleine Geschlechtskrankheit zu. Dennoch möchte ich jedem raten, es zu versuchen. Gerade dadurch wird es ihm möglich sein, seine Komplexe abzubauen und sich selbst zu finden. Und seien Sie vorsichtig in Paris, ja?"

Leider hat Dr. Ferdinant Wentwents Erklärung einen kleinen Haken: die Geschichte über Eduard Tenderbilt wird meistens von Frauen erzählt. So äußert sich die Diplompsychologin Emma Hildyke in ihrem Buch 'Die Unergründlichkeit des Mannes oder Die Unergründlichkeit der Männer oder Die Unergründlichkeit es männlichen Geschlechts' (Selbstbiographie in 23 Bänden, erschienen im Hillcrest Verlag, Leningrad 1974) völlig konträr zu Wentwents Hypothese:

"Dieser Eduard Tenderbilt ist ein Schmutzfink. Natürlich ist er durch Europa gefahren und hat überall zugeschlagen, wo er nur konnte. So sind die Männer eben, sie wollen immer nur das Eine: Sex."

Merkwürdigerweise wurde dieser Artikel, der hier in gekürzter Fassung wiedergegeben wurde, im Playboy erstveröffentlicht. Über diesen Artikel schrieb Dr. Ferdinant Wentwent in einer Zeitschrift ähnlichen Formats:

"In ihrem Artikel über den Mann stellt Frau Diplompsychologin Emma Hilldyke Eduard Tenderbilt als einen sexlüsternen geilen alten Mann dar, der nur nach Europa gefahren ist, um sich durch die Betten aller Damen zu schlafen. Wer hat Ihnen Ihr Diplom gegeben?"

Dieser Artikel sollte nicht ungesühnt bleiben, denn Frau Diplompsychologin Emma Hilldyke antwortete, diesmal in einer anderen Zeitschrift ähnlichen Formats:

"Ich gebe zu, dass ich mich bezüglich Eduard Tenderbilts geirrt habe. Er war nicht alt! Und was diesen heruntergekommenen Psychologen angeht, wer hat Ihnen denn Ihren Doktor gegeben? Sie sind doch nicht besser als dieser verrückte Tenderbilt. Alle Männer sind so. Alle wollen sie immer nur das Eine: Sex!"

Wenig später erschien, natürlich in einer Zeitschrift ähnlichen Formats, folgender Artikel Dr. Ferdinant Wentwents:

"Sie, Frau dipl.psych. E. Hilldyke, schaffen es immer wieder, Ihre Inkompetenz in Ihren Artikeln zum Ausdruck zu bringen. Ihre Verallgemeinerungen sind eine Schande für die ganze Psychoanalyse!"

Ohne erkennbaren Zusammenhang zu diesem Artikel veröffentlichte bald darauf eine Zeitschrift ähnlichen Formats einen Artikel von Frau dipl.psych. Emma Hilldyke, welcher sich folgendermaßen liest:

"Sie Nymphomann sind doch auch nicht besser als dieser Tenderbilt. Ich habe mir in Paris keine Geschlechtskrankheiten zugezogen! Sie sind doch nur einer von denen, mein lieber Herr. Dr. Ferdinant Wentwent, der immer nur das Eine will: Sex!!"

Diese merkwürdige Diskussion wurde bis zur Verhaftung seines Herausgebers in DER KLEINE SPIELGEFÄHRTE, einer Zeitschrift zweifelhaften Formats, fortgesetzt. Man befragte Experten, wie sie zu diesem Thema stehen würden.

"Schwachsinn", meinte Prof. Dr. Trilonis Penetrantis, der Leiter des Freud-Institutes in Wien und Athen.

Der bekannte Historiker Prof. Dr. Bertholt Brechtowskowitsch aus Ungarn hielt es sogar für möglich, dass Edurard Tenderbilt nur eine Erfindung der englischen Presse war.

In einer Fernsehdiskussion sagte Dr. Ferdinant Wentwent: "Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen!" Die Frage ist in diesem Fall nebensächlich. Aufgrund dieses Satzes wurde ihm von dipl.psych. Emma Hilldyke unterstellt, er, Ferdinant Wentwent, Doktor der Psychologie, habe nie gewusst, worauf jemand hinauswolle, er sei ein Idiot, jemand, der von seinem Beruf nicht die geringste Ahnung habe. Ihr Kreuzzug, ihm seinen Doktortitel abzuerkennen, scheiterte jedoch.

Eines Abends, als Wentwent leicht angetrunken seine Praxis verließ, begegnete er Frau Hilldyke, ohne dass sie einander erkannten. Sie trafen sich im Supermarkt unten an der Ecke, wo ihr eine Tüte Milch hinfiel. Er lächelte sie an und reichte ihr eine neue. Später eröffneten sie eine Werbeagentur.

Ein Knacken hinter ihm ließ den bösen Ritter herumfahren. Hinter ihm stand ein muskulöser junger Mann, der ein Schwert in der Hand hielt.

"Was willst du?" fragte der Ritter, der nicht mit Widerstand gerechnet hatte.

"Ich befreie die Welt von Eurem Angesicht!" Der Muskelmann hob sein Schwert.

Ohne große Probleme, aus der Hüfte heraus, ließ der böse Ritter sein Schwert kreisen und befreite den Muskulösen von seiner Hand, in der er das Schwert hielt. "Höre ich Widerworte?" fragte er. Wieder zischte sein Schwert durch die Luft, diesmal entflog die andere Hand. "Das sieht nach Revolution aus." Ein weiterer Hieb und ein Bein des Mannes knickte weg. Der böse Ritter hatte nie viel von Folter gehalten, aber wo es angebracht war... Er ließ sich Zeit dabei, den Mann zu sezieren. Er hatte fast Spaß daran.

An diesem Tag hatte ein Bodybilder aus dem hiesigen Kraftstudio Frederic Tenderbilt seine Freundin ausgespannt!

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