Читать книгу Brasilien - Martin Curi - Страница 46

2010: Disziplin und harte Hand unter Dunga

Оглавление

Anschließend entschied der brasilianische Fußballverband, die Nationalmannschaft wieder mit harter Hand und Disziplin zu führen. Damit gestand man indirekt ein, dass das öffentliche Trainingslager in Weggis mitverantwortlich für den enttäuschenden Turnierverlauf war. Schon kurz nach der WM in Deutschland wurde mit Dunga der neue Nationaltrainer präsentiert. Eine äußerst umstrittene Entscheidung, denn Dunga war selbst als erfolgreicher Spieler ziemlich unbeliebt.

Das Verhältnis zwischen Dunga und der Presse war vom ersten Tag an belastet. Im Grunde genommen stand er auf verlorenem Posten, und es stellt sich die Frage: „Warum tut sich jemand so etwas an?“ Vermutlich wollte er vor allem beweisen, dass er Brasilianer ist und erfolgreich sein kann. Dungas Statistik liest sich beeindruckend: Von den 60 Spielen unter seinem Kommando wurden 42 gewonnen, und man musste sich nur sechsmal geschlagen geben. Er gewann 2007 die Copa America und 2009 den Confederations-Cup. Doch jedem Sieg folgte die gleiche Analyse: Es wäre kein „brasilianisches“ Spiel gewesen; und lieber würde man verlieren, als mit solch hässlichen Methoden Weltmeister zu werden. Dunga konnte sich seines Images als Kraftfußballer einfach nicht entledigen.

Während der WM 2010 in Südafrika eskalierte der Konflikt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hielt Dunga alle Trainingseinheiten unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab. Und auch sonst machte er den Journalisten das Leben schwer, wenn sie die Spieler treffen wollten. In der Vorrunde versperrte er einem Kamerateam von TV Globo, der größten und einflussreichsten Fernsehanstalt Brasiliens, sogar den Zugang zum Hotel, was die Betroffenen als Zensur interpretierten und dementsprechend öffentlich ausschlachteten.

In einer der folgenden Pressekonferenzen zischte Dunga leise Schimpfwörter durch die Zähne, als ein Journalist von TV Globo Fragen stellte. Die Fernsehmikrophone fingen diese Beleidigungen jedoch auf, und Dunga wurde als ungezogen und unkontrolliert abgestempelt. Niemand berücksichtigte, dass er seit Jahren schlecht behandelt wurde und einfach mit den Nerven am Ende war. Wobei die brasilianische Presse einen hohen Anteil daran hatte, dass die Situation so verfahren war. Auf der anderen Seite verstand es Dunga aber auch nicht, mit dieser Situation umzugehen, während sein Vorgänger Felipão eine vorbildliche Öffentlichkeitsarbeit geleistet hatte.

Die Seleção spielte auch 2010 eine pomadige Vorrunde, setzte sich aber gegen Nordkorea (2:1), die Elfenbeinküste (3:1) und Portugal (0:0) durch. Das beste Spiel war das 3:0 gegen Chile im Achtelfinale. Im Viertelfinale wartete gegen Holland erneut das vorzeitige Aus. In der ersten Halbzeit dominierte Brasilien das Spiel und konnte durch Robinho nach genialem Pass von Felipe Melo 1:0 in Führung gehen. In der zweiten Halbzeit zeigte man jedoch ein komplett anderes Gesicht. Erst behinderte Felipe Melo den eigenen Torwart und verursachte so den Ausgleich, dann gelang Sneijder der 2:1-Siegtreffer für die Niederlande. Zudem wurde Felipe Melo vom Platz gestellt und avancierte damit zum Sündenbock für die Fans. Die brasilianischen Spieler verloren zwischenzeitlich völlig die Fassung und schrien sowohl sich als auch ihre Gegenspieler an. Unmittelbar nach dem Spiel erklärte Dunga seinen Rücktritt.


Brasilianische Straßengestaltung während der WM 2010.

In der brasilianischen Öffentlichkeit machte sich sofort Erleichterung breit. Endlich hatte sich Brasilien von Dunga und seiner defensiven Spielweise befreit. Der defensive Kraftfußballer Felipe Melo wurde zu einem Symbol dieser in den Augen der Fans falschen, da unbrasilianischen Spielweise. Lauthals wurde beklagt, dass die kreativen Artisten Ronaldinho Gaúcho, Neymar und Ganso nicht berufen worden waren. Zumindest mit den beiden letztgenannten Spielern können wir wohl bei der WM 2014 rechnen.

Brasilien

Подняться наверх