Читать книгу Shewadsneh - Martin (MARLIN) Neidhart - Страница 8

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Kapitel 2

Ende Februar 1876:

Shewadsneh, der weisse Indianer, trabte mit seinem Blaurappen im Tal des French Creek flussaufwärts. Das den Übernamen "Gold Valley" hatte, seit General Custers Kavallerieregiment hier 1874 in einer illegalen Expedition in die Black Hills mithilfe von Geologen Goldvorkommen entdeckte.

Dieser Fund löste einen Goldrausch aus und bis Ende 1874 entstand hier eine wilde Zelt- und Hüttenstadt, angefüllt mit Nugget Digger, Glücksritter, Abenteurer und Gesetzlosen.

Ab Mitte 1875 nannten die Bewohner diesen Ort in Erinnerung an den Konföderierten General Thomas Jonathan Jackson zuerst "Stonewall" und dann - Ende 1876 - "Custer".

Es herrschte hier vorwiegend Anarchie und es galt das Recht des Stärkeren.

Diese illegale Goldgräberstadt befand sich im Black Hills Gebiet, das von der US-Regierung vertraglich zugesichertes Eigentum der Indianer war.

Sein Freund aus früheren Abenteuern um den Bozeman Trail, der Goldschürfer Sam Coperfield, hatte ihn um Hilfe angefleht, da der Thompson Clan ihm seinen Claim streitig machte.

Dessen Kurzbrief hatte er über den improvisierten Pony Express erhalten.

Diesen hatten die Bewohner der Goldgräbersiedlung in einer geräumigen Höhle organisiert.

Er arbeitete zu diesem Zeitpunkt für mehrere Monate als Scout in Fort Robinson, einer Station des neuen Pony Express.

Nachdem er den Brief im Januar 1876 erhalten hatte, begab er sich unverzüglich auf den längeren Ritt, denn wahre Freunde lässt man nicht im Stich.

Nun befand er sich noch etwa drei Meilen von Stonewall entfernt. Es begann wieder heftiger zu schneien und wenn ihn sein Instinkt nicht trübte, hing ein Schneesturm in der Luft. Deshalb trieb er den Rappen etwas stärker an, um rechtzeitig in der sicheren Town zu sein.

Nach einem kurzen, harten Ritt erreichte er den Ort. Er trabte die Main Street entlang, an denen sich beidseits Saloons, Glücksspielhäuser, General Stores, schäbige Motels und ein latentes Bordell anhäuften.

Am Ende der Main Street, zur rechten Hand, sah er den Stall zur Unterbringung und Verpflegung der Pferde. Er stieg dort ab und führte den Blaurappen an den Zügeln hinein. Darnach befreite er ihn vom Sattelzeug und den Decken, trocknete ihn ab und gab ihn dann dem Stallburschen für zwei Dollar in Obhut.

"Well, Boy, gib gut auf ihn acht. Tränke und füttere ihn mit dem Besten, was ihr habt. Ich schenke dir dann beim Abholen noch einen Vierteldollar dazu." lächelte Shewadsneh.

"Geht in Ordnung, Sir." freute sich der junge Bursche und machte sich an die Arbeit.

Danach nahm er seine legendäre Henry Rifle aus dem Sattelschuh, verliess den öffentlichen Pferdestall und schritt im Schneegestöber auf das ihm nahestehende, mittelgrosse Motel zu. Das sich auf breiten Lettern angeschrieben "Gold-Star" nannte.

Er stiess die Türe auf und betrat den mit Whiskydunst und Rauch verhangenen Eingangsbereich des Hauses.

In dessem kleinen Saloon angekommen, wusste er, dass er den richtigen Riecher gehabt hatte.

Zur linken Hand erblickte er den Rücken einer ihm bekannten Silhouette. Diese sass an einem kleinen Tisch und verzehrte eine Mahlzeit.

Die hagere Gestalt, der hohe Zylinderhut und der abgetragene, schwarze Frack waren unverkennbar.

Er schritt rasch auf ihn zu, so dass er ihn von der Seite mustern konnte, und rief aus: "Sam, altes Haus!"

Der Angesprochene drehte sich ihm zu und antwortete freudig: "Shewadsneh! Hier in dieser lausigen Town, hätte ich dich nie so früh erwartet!"

Er unterbrach die Mahlzeit, stand auf und sie umarmten einander herzlich.

"Komm, setz dich an den Tisch. Ich spendiere dir eine Mahlzeit. Du hast sicher schon länger nichts mehr im Magen gehabt." lud ihn der Freund ein.

"Yeah, mein Magen knurrt wie ein hungriger Grizzly." lächelte der weisse Indianer, setzte sich neben ihn und lehnte seine Rifle am kleinen Tisch an.

"Madame! Bitte nochmals dasselbe für meinen Freund hier!" rief Sam der Dame hinter der Theke zu. "OK!" rief sie zurück. "Nochmals Eier mit Speck," wies sie darauf die Küchenmannschaft an.

"Und nun zu dir, Sam. In diesem Nest scheint ja einiges krumm zu laufen?"

"Du hast den verdammten Nagel auf den Kopf getroffen. Die Thompson Brüder wollen die ergiebigsten Claims an sich reissen. Viele haben schon klein beigegeben und verkauft. Aber meinen können sie mir nicht wegnehmen, so wahr ich Sam Coperfield heisse."

Wenige Minuten später brachte die Bardame den Teller mit dem Essen.

"Wohl bekomms." lächelte sie.

"Thanks," grinste Shewadsneh.

Sie erwiderte das Lächeln und begab sich wieder hinter die Theke.

In Kürze verschwand die Mahlzeit in Shewadsnehs Magen.

"Yeah, dass du einen solchen Kohldampf hast, habe ich mir beinahe gedacht. Wie war der Ritt?"

"Der Schnee machte den Weg schwierig, aber wie du ja weisst ist mein Hengst ein erstklassiger Blaurappe."

"Allright, so mancher wünscht sich so ein Klassehengst." bestätigte Sam.

"Er ist eben ein echter Cheyenne Rappe." lächelte Shewadsneh.

Während die beiden so miteinander redeten, wurde etwas ruckartig die Eingangstüre aufgerempelt. Der Wind trieb einige Schneeflocken herein und zwei der drei Thompson Brüder - in Büffelledermäntel eingehüllt - betraten etwas angetrunken den Saloon. Sie fühlten sich als Herren der Town hier und benahmen sich dementsprechend.

Sofort erblickten sie die beiden Freunde am Tisch und traten näher heran.

Ike, der hagere und grössere der beiden, fing an zu stänkern: "He! Schaut mal her! Hockt hier nicht unser Nugget Digger Sam… Dazu noch mit einem - wie es scheint - Freund?!"

"Da hast du recht! Er frisst und sauft hier ganz gemütlich!" kommentierte sein etwas untersetzter und rundlicher Bruder Joe.

"Na, wollten wir nicht etwas mit ihm besprechen?" meinte Ike.

"Genau! Hey Sam, willst du uns nicht endlich deinen verdammten Claim zu unserem Vorzugspreis verkaufen… hä?"

"Ich werde euch beiden Halunken gar nichts verkaufen!" konterte Sam.

"Hast du das vernommen? Der Stinker wird frech." heizte Joe die Situation noch mehr an.

"Ja! Wo sind wir denn, so ein hochanständiges Angebot zurückzuweisen? Das geht doch nicht." knurrte Ike.

"Eben!" betonte der Dicke.

"Hört mal zu, ihr Maden. Es gibt hier nichts zu verhandeln. Ich behalte den Claim und damit basta." bockte Sam.

Augenblicklich stieg die Spannung zwischen den vier Männern rapide an.

Shewadsneh registrierte ein Aufblitzen in den Augen des Hageren, als dieser seinen Mantel beinahe unmerklich leicht öffnete. Ein untrügliches Warnsignal! Er packte seine Rifle und liess sich unverzüglich mit dem Stuhl nach hinten fallen. Dabei riss er den überraschten Sam mit dessem Stuhl mit sich! Keine Sekunde zu spät! Der Schuss aus dem Colt, den Ike wie durch Zauberei aus dem Holster unter dem Büffelmantel zog, blies den Zylinder von Sams Kopf herunter! In demselben Moment krachte Shewadsnehs Henry Rifle! Er hatte den Abzug während dem Rückwärtsfallen durchgezogen und schoss aus der Hüfte heraus den Colt aus Ikes Hand!

"Damned!" fluchte dieser, als ihm das Schiesseisen entfiel und auf den ausgetretenen Dielenboden schepperte.

Er hielt seine schmerzende Hand, die durch den Gewehrschuss einen blutigen Streifen empfangen hatte. Joe zog es vor, nicht zu schiessen, aber lästerte: "Verdammter Nugget Digger! Dein flinker Freund hat dich gerettet."

Das Saloon Personal verzog sich hinter die Theke und die wenigen Gäste beeilten sich, aus der Schusslinie zu kommen.

Die beiden Freunde erhoben sich nun eiligst vom Boden und Shewadsneh sprach, das Gewehr im Hüftanschlag: "Das war ein heimtückischer Angriff, Brüder. Sam hatte nichts verbrochen. Er wollte nur seinen sauer erworbenen Claim nicht an euch Halunken verscherbeln."

Ike hob den Colt vom Boden auf und versorgte ihn wieder im Holster. Danach antwortete er: "Für heute habt ihr die Trümpfe in der Hand, aber es wird noch ein anderes Mal geben. Komm, Joe, wir gehen."

Die beiden Brüder verliessen zerknirscht den Saloon.

Das Personal kam wieder hinter der Theke hervor und die Gäste begaben sich wieder an ihre Plätze.

Man machte hier nicht viel Aufhebens wegen einer Schiesserei. Das kam in diesem rauen Nest des Öfteren vor.

Ein bärtiger, rothaariger Goldschürfer trat aus der hintersten Ecke des kleinen Saloons rasch an die Gefährten heran und stiess bewundernd hervor: "Das war verdammt knapp und hätte leicht ins Auge gehen können. Sam, wer ist dein schneller Freund hier?"

"Fred! Das ist mein teurer Freund Shewadsneh. Man erzählt sich, dass er mit diesem Gewehr aus 13 Yards Entfernung zehn Flaschen Whisky schneller und genauer wegschiessen kann als ein Gunfighter."

"Yeahh! Von She-wad-sneh, dem weissen Indianer, habe ich schon gehört - drüben, am Yellow Stone River, bei Tauschgeschäften mit den "peaux-rouges". Er ist, wie ich sehe, verdammt schnell. Schneller als irgendjemand, den ich schiessen gesehen habe."

"Sein Ruf kommt nicht von ungefähr, Fred."

"Nun kennen sie mich, Sam. Von jetzt an müssen wir doppelt so vorsichtig handeln." gab der athletische, weisse Hüne zu bedenken.

Er war in eine Büffellederbekleidung mit befransten Nähten eingekleidet und markante Gesichtszüge prägten sein sonnenverbranntes Antlitz, aus dem hellblaue Augen hervorstachen. Dazu trug er schulterlanges, dichtes, weissblondes Haar, das unter dem lichtgrauen Stetson hervorquoll.

"Das empfehle ich euch wärmstens. Der Thompson Clan lässt sich nicht die Stirn bieten. Von jetzt an ist die lebendige Hölle hinter euch her." mahnte Fred.

"Der alte Sam hat schon ganz andere Dinge gemeistert." posaunte Coperfield selbstbewusst heraus.

"Über die Nacht könnt ihr in meiner Blockhütte nächtigen. Sie steht etwas ausserhalb - nördlich von Stonewall - in einem Waldstück." eröffnete Fred ihnen ein Angebot.

"Diese Idee ist nicht übel. So werden unsere neuen Feinde uns nicht so rasch aufspüren." lächelte Shewadsneh.

Nachdem Sam die Mahlzeiten bezahlt hatte, verliessen die drei das Motel, holten ihre Pferde ab und ritten zur Hütte von Fred.

Inzwischen wurde es Abend und es schneite wieder heftiger. Aber der befürchtete Schneesturm blieb aus.

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Shewadsneh

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