Читать книгу Wilhelm Tell von Friedrich Schiller: Reclam Lektüreschlüssel XL - Martin Neubauer - Страница 4

1. Schnelleinstieg

Оглавление

Autor Friedrich Schiller, 1759–1805, Militärarzt, Dramatiker, Historiker, Professor für Geschichte, freier Schriftsteller
Entstehungszeit und Veröffentlichung Entstehung: 1801–1804 → nach der Französischen Revolution, während der Napoleonischen Kriege möglicher Impuls für Drama: Französische Besetzung der Schweiz durch Napoleon 1798 Uraufführung: 17. März 1804 am Weimarer Hoftheater
Gattung Drama
Quellen Die alte Tell-Sage sowie die Geschichte von der Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft; Quellen für letzteren Stoff: Chronicon Helveticum (1734–1736) von Ägidius Tschudi und die Geschichten Schweizerischer Eidgenossenschaft (1786) von Johannes von Müller
Ort und Zeit der Handlung Anfang des 14. Jahrhunderts: Die Schweizer Kantone Schwyz, Uri und Unterwalden gründen die Schweizer Eidgenossenschaft, um sich gegen die Willkürherrschaft der Vögte von Habsburg aufzulehnen.
Kernthemen Freiheitskampf der Schweiz Entwurf eines positiven Gegenmodells zur Französischen Revolution Ambivalenz des Helden Tell, Problematik des Tyrannenmords

Im Gegensatz zu Goethe kam Schiller in seinem Leben nicht weit herum. Was er an fremden Gegenden und Naturerscheinungen beschrieben hat, entnahm er Büchern oder mündlichen Berichten. Schiller hatte nie das Meer gesehen, dennoch vermochte er in seiner 1797 entstandenen Ballade »Der Taucher« aus eigener poetischer Anschauung die aufgewühlte See sprachgewaltig darzustellen. Auch die Schweiz kannte Schiller nur indirekt – und trotzdem hat sein Schauspiel Wilhelm Tell wie kein anderes das Bild geprägt, das sich folgende Generationen über dieses Land machen sollten.

Darüber, wie Schiller sich zur Arbeit an einem Tell-Drama entschlossen haben soll, existieren zwei Varianten. In der ersten ist es eigentlich Anregung durch GoetheGoethe gewesen, der vorgehabt hatte, den Stoff um den Schweizer Nationalhelden dichterisch zu bearbeiten. Dreimal besuchte Goethe die Schweiz, und gleich beim ersten Mal, im Jahr 1775, lernte er den Schauplatz der Tell-Sage kennen, die Gegend um den Vierwaldstättersee. In einem Brief von seiner letzten Reise 1797 äußerte er den Vorsatz, den Stoff später in einem Hexameter-Epos behandeln zu wollen,1 doch trat der Plan später zugunsten anderer Projekte in den Hintergrund. Goethe gab den Stoff freiwillig an seinen Freund Schiller ab – und hat später seinen Anteil am Werden des Erfolgsstücks wiederholt hervorgehoben, etwa wenige Jahre vor seinem Tod seinem Mitarbeiter Johann Peter Eckermann gegenüber: »In Schillern lag dieses Naturbetrachten nicht. Was in seinem Tell von Schweizerlokalität ist, habe ich ihm alles erzählt; aber er war so ein bewundernswürdiger Geist, daß er selbst nach solchen Erzählungen etwas machen konnte, das Realität hatte.«2

Die andere Variante berichtet von dem Kuriosum, Schiller habe sich für die Gestaltung eines Dramas erst entschieden, als er gerüchteweise hörte, dass er bereits daran arbeite.3 Wie auch immer: Erste Indizien für seine Auseinandersetzung mit dem Tell-Stoff datieren aus der Zeit nach dem Abschluss seiner romantischen Tragödie Die Jungfrau von Orleans, also aus dem Jahr 1801; intensiver wurde die Arbeit am Wilhelm Tell allerdings erst 1803 nach Beendigung der Braut von Messina.

Wie immer hat sich Schiller gründlich in den historischen QuellenstudiumHintergrund seines gewählten Sujets vertieft. Seinen Verleger Cotta und seinen Freund Körner bat er, ihn bei der Materialbeschaffung für seine Arbeit zu unterstützen. Goethe berichtet davon, wie Schiller sein Zimmer mit Landkarten der Schweiz austapezierte und intensiv bis zur Erschöpfung schrieb, sich mit Kaffee wach hielt.4 Die aufwendige Quellenarbeit schlug sich auch auf die Themenwahl seines lyrischen Schaffens nieder; so entstanden in jener Zeit Gedichte wie »Der Graf von Habsburg« (1803), »Berglied« (1804) und »Der Alpenjäger« (1804).

Am 18. Februar 1804 notierte Schiller in seinen Kalender die Fertigstellung des Schauspiels. Der Dichter konnte noch die lebhafte Aufnahme seines Theaterstücks miterleben; etwa ein Jahr nach der Uraufführung in Weimar starb er. Wilhelm Tell Schillers letztes vollendetes Dramaist nicht nur sein letztes vollendetes Drama geworden, sondern zusammen mit dem ersten Teil von Goethes Faust auch das volkstümlichste der deutschen Klassik.

Wilhelm Tell von Friedrich Schiller: Reclam Lektüreschlüssel XL

Подняться наверх