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Zweiter Aufzug

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Erste Szene: Die Frage, wie der österreichischen Fremdherrschaft zu begegnen sei, sorgt für eine Entzweiung zwischen dem greisen Freiherrn von Attinghausen und sein Neffe RudenzAttinghausen und seinem Neffen Rudenz. Der Onkel muss mit Schmerz sehen, wie wenig dem jungen Mann die Werte von Volksverbundenheit und Unabhängigkeit bedeuten. Die Mahnung, sich seiner Herkunft zu besinnen, bleibt fruchtlos: Der Opportunist Rudenz hat sich auf die Seite der Österreicher geschlagen, weil er sich dadurch nicht nur gesellschaftliches Ansehen, sondern auch die Gunst Berthas erhofft.

Zweite Szene: Auf der Rütliwiese treffen die Männer aus Unterwalden, Schwyz und Uri zusammen, um als Volksversammlung eine RütlischwurEntscheidung über ihr gemeinsames Vorgehen zu treffen. Private Interessen stehen gegenüber der allgemeinen Sache zurück: So berichtet Melchthal, wie er seinem blinden Vater begegnet sei und auf die Ausübung seiner Rache verzichtet habe, um als Kundschafter notwendigere Aufgaben für die Gemeinschaft zu leisten. Streitparteien vergessen über dem verbindenden Ziel alten Hader, und auch die Frage, wem die Ehre des Vorsitzes gebühre, wird mit der Wahl des Altlandammanns Reding zur Zufriedenheit aller gelöst. Stauffacher umreißt den Zweck der Zusammenkunft: Es gelte, die alte Eidgenossenschaft zu erneuern. Um die gemeinsamen Wurzeln lebendig in Erinnerung zu rufen, erzählt er von der Herkunft der Schweizer, wie sie sich unter den Schutz des Kaisers gestellt und sich im Gegenzug dazu verpflichtet hätten, ihm beim Schutz des Reiches beizustehen. Diese alte Ordnung sei jedoch durch Unterdrückung und Willkür aufgelöst worden. Der Anschluss an Österreich und die Anrufung des obersten Herrschers als schlichtende Autorität werden als Lösungsmöglichkeiten gleichermaßen verworfen; als einziger Ausweg bleibt somit der gewaltsame Widerstand gegen die Tyrannei. Über die Frage, ob man zuwarten oder einen schnellen Schlag riskieren solle, erhebt sich ein Disput, der aber sofort beigelegt wird. Der gemeinsame Beschluss, einig handeln und dabei besonnen vorgehen zu wollen, wird mit einem Eid feierlich besiegelt.


Abb. 1: »Rütlischwur«, Fresko von Ernst Stückelberg in der Tellskapelle. – Wikimedia Commons / Roland Zumbühl, Arlesheim / CC BY-SA 3.0

Wilhelm Tell von Friedrich Schiller: Reclam Lektüreschlüssel XL

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