Читать книгу Wie man ein verdammt gutes Buch veröffentlicht! - Martina Meier - Страница 8

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1. Erste Schritte

Natürlich gibt es viele Beweggründe, mit dem Schreiben eines Buches zu beginnen. Bei Sachbuchautoren ist die Motivation eine andere als bei Autoren, die sich im belletristischen Bereich bewegen. Aber ganz egal, was hinter dem Wunsch steht, ein Buch zu schreiben, eines verbindet alle Autoren: der erste Schritt in die Öffentlichkeit mit einem Werk aus eigener Feder. Denn natürlich schreibt kein Autor nur für sich selbst, jeder Schreibende wünscht sich, dass seine zu Papier gebrachten Worte auch von einer Leserschaft wahrgenommen werden.

Dass dies nicht ganz leicht ist, kann sich sicherlich jeder vorstellen, der weiß, dass es alleine im deutschsprachigen Raum Jahr für Jahr rund 100.000 Neuerscheinungen und mehr auf dem Buchmarkt gibt. Und in Zeiten des Self-Publishings dürfte die Flut neuer Bücher künftig noch größer werden. Davon träumen, eine zweite J. K. Rowling zu werden, kann man natürlich immer. Es tatsächlich zu werden, ist allerdings mehr als schwer.

Muss man aber deshalb seinen Traum vom eigenen Buch gleich aufgeben? Mitnichten! Und tun Sie dies auf gar keinen Fall! Träume sollte man immer verwirklichen – und selbst wenn man nur ein einziges Herz mit seinem Roman, seiner Erzählung, seinem Gedicht bewegen kann, so hat man doch etwas erreicht. Denn was aus solch einer besonderen Berührung eines Tages vielleicht werden kann, weiß im Vorfeld niemand wirklich.

Leider fehlt gerade vielen Jungautorinnen und -autoren heute oft genug der Blick für diese Realität, für den schweren, arbeitsintensiven Weg, der vor einem liegt. Kaum hat man sein Buch veröffentlicht, ist man gleich ein bekannter Schriftsteller, reißen sich alle um einen, wird eine Lesung nach der anderen gebucht. Dass dem nicht so ist, werden alle bestätigen, die bereits ein Buch veröffentlicht haben.

Aber woher sollen es Nachwuchsautoren auch besser wissen? Heute geht man in eine Castingshow und – schwupps – wenige Wochen später ist man Superstar oder Topmodel. Schöne neue Welt, George Orwell lässt grüßen.

Dass viel mehr als nur ein schlechtes Casting dazugehört, um sich über Jahre hinweg als Superstar in der Musikbranche zu halten oder die ganz große Karriere als Topmodel zu starten, sehen viele junge Männer und Frauen nicht. Arbeit, Mühe, Entbehrung, Lernen, Enttäuschung, nochmals Lernen, Rückschläge, Selbstzweifel – harte Arbeit eben. Und es reicht auch nicht, sich in ein Café zu setzen, in dem J. K. Rowling einst den Stift geschwungen hat, um eine gute Autorin zu werden. Selbst gefakte Fünf-Sterne-Rezensionen auf irgendwelchen Onlineportalen helfen nicht, wenn für andere allzu ersichtlich ist, dass die Zahl der tollen Buchbesprechungen gar nicht mit der Zahl der verkauften Bücher übereinstimmen kann.

Natürlich kann das erste Buch floppen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Dann schreibt man eben sein zweites, drittes, viertes, fünftes Buch. Mit jeder Zeile, mit jeder Seite mehr entwickelt sich das eigene Schreiben, entwickelt sich der Autor selbst. Auch das Schreiben will geübt und trainiert werden. Oder haben Sie jemals von einem Tennisspieler gehört, der bei seinem allerersten Turnier überhaupt den Wimbledon-Pokal mit nach Hause genommen hat?

Nicht anders verhält es sich mit dem Schreiben. Wenn das Verfassen belletristischer Texte Ihre größte Leidenschaft ist, Sie vor Fantasie nur so übersprudeln, dann schreiben Sie. Soviel, sooft, solange es Ihnen Spaß und Freude bereitet. Die wenigsten wollen aus dem Schreiben ja einen Beruf machen – ausgeschlossen ist das natürlich nicht –, und wer weiß, wenn Sie eines Tages den heiligen Rasen der Autoren betreten, gewinnen auch Sie vielleicht das entscheidende Match, auf das Sie sich seit Jahren vorbereitet haben.

„Schreiben heißt arbeiten“, so steht es bereits 1992 in dem Buch Grundlagen und Technik der Schreibkunst, Band 1, herausgegeben von Otto Schumann, den mache als Guru der Schreibkunst bezeichnen kann. An dieser Aussage hat sich bis heute, fast 30 Jahre später, nichts geändert. Man schreibt nicht mal eben nebenbei einen Erfolgsroman, sondern nur in einer langen, harten Auseinandersetzung mit sich selbst und dem Stoff.

Weiter heißt es in dem Standardwerk Schumanns, das auf keinem Schriftsteller-Schreibtisch fehlen sollte:

Schriftsteller ist ein Mensch, der schreibt. Fassen wir diesen Satz fest ins Auge. Erste Voraussetzung: der Schreibende muß etwas in ihm Lebendiges, von ihm Erfühltes oder Erdachtes in geschriebene Worte und Sätze verwandeln, und zwar so, daß der Lesende einen möglichst genauen Eindruck von dem gewinnt, was der Schreibende erlebt, gefühlt oder gedacht hat.

Zweite Voraussetzung – und die wird meist übersehen oder nicht erfüllt: der Schriftsteller muß tatsächlich schreiben, nicht nur schreiben wollen. ...

Tatsächlich schreiben bedeutet aber für den Schriftsteller: ständig schreiben, immerzu etwas in geschriebene Worte umsetzen. ...

Damit kommen wir zur dritten Voraussetzung: der Schriftsteller muß, wenn er einen Namen verdienen soll, täglich arbeiten, hart arbeiten, sich mit dem Stoff in stetigem Kampf auseinandersetzen, seiner Schreibweise das Äußerste Verständlichkeit, Gehalt und Form abringen.

Nur wer bereit ist, diese drei Mindestvoraussetzungen zu erfüllen, und ein bestimmtes Maß an Begabung mitbringt, hat eine gewisse ungewisse Aussicht, als Schriftsteller etwas zu leisten.1

Natürlich spielt auch die Begabung eine große Rolle, die sich zu einem geringen Teil aus der Fähigkeit ergibt, gut schreiben zu können, wie schon mancher Lehrer einem Schüler mit auf den Lebensweg gegeben hat, aber auch daraus, aus dieser Gabe durch Üben eine Begabung zu machen.

Schauen wir einmal bei anderen Künstlerkollegen vorbei. Musisch begabt zu sein, ist ein wundervolles Talent, das aber noch lange nicht einschließt, ein Instrument zu beherrschen. Will man ein Instrument erlernen, so gehört stetes Üben dazu – trotz musischer Begabung. Erfolg step by step.

Oder fragen Sie einmal einen Bildhauer, ob seine erste Skulptur gleich sein Meisterstück geworden ist. Fragen Sie ihn, wie viele Werke er schaffen – erschaffen – musste, um erste Achtungserfolge zu erzielen. Fragen Sie den Maler, wie viele Bilder er unvollendet in die Ecke gestellt hat, bis er zu seinem persönlichen Stil gelangt ist und erste Bilder verkaufen konnte. Fragen Sie nicht zuletzt den Wimbledon-Gewinner, wie viele Trainingsstunden er vor dem Sieg auf dem staubigen Tennisplatz zugebracht hat. Einen Ball nach dem anderen schlagend. Mit Muskelkater in den Armen und schmerzenden Beinen.

Stets übe deine Kunst,

ist sie dir gleich bekannt:

Das Denken stärkt den Sinn,

das Üben stärkt die Hand.

Weise Worte des Dichters Martin Opitz (1597-1639). Leider aber wird in Schriftsteller- und Autorenkreisen gerade der Aspekt des Übens fast 400 Jahre nach Martin Opitz oft vernachlässigt. Kaum hat man eine erste Seite zu Papier gebracht, lässt man gleich die Welt daran teilhaben. So geschieht es auch mit der zweiten, dritten, vierten Seite. Kaum mehr jemand lässt sein Werk reifen. Reifen wie einen guten Wein, wie einen guten Käse.

Ein merkwürdiger Vergleich? Sicherlich nicht, denn schreiben ist ein ebenso sinnliches Erlebnis wie gut kochen oder essen. Man arbeitet nur mit anderen Zutaten ...

Wie man ein verdammt gutes Buch veröffentlicht!

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