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2. Der eigene Stil

Schreiben lernt man zwar gemeinhin in der Schule – aber dieses Schreiben hat mit der Schriftstellerei rein gar nichts zu tun. Man bekommt hier nur das Handwerkszeug, alles andere muss man sich selbst aneignen. Dazu gehört sicherlich auch, an seinem eigenen Stil zu arbeiten.

Schumann schreibt dazu:

... man schreibt nicht einfach, was man denkt, sondern muß seine Worte sorgsam wählen; und die Worte und Sätze, also der Stil, machen sich zuweilen selbständig, sagen bald mehr und bald weniger, als der Schreibende von ihnen erwartet hatte.2

Um an seinem eigenen Stil zu arbeiten, gibt es nichts Besseres als zu lesen. Lesen, lesen und nochmals lesen. Lassen Sie die tief greifenden Worte eines Hermann Hesse auf sich wirken. Betrachten Sie die kindliche Lebendigkeit der Sprache einer Astrid Lindgren, folgen Sie einem Michael Ende in seine fantastische Welt – und machen Sie sich frei von all den guten und schlechten Literaturverfilmungen, die es zu den Büchern dieser drei genialen Schriftsteller gibt. Lassen Sie die geschriebenen Worte auf sich wirken, saugen Sie Satz für Satz ein.

Und dann machen Sie eines nicht: Kopieren Sie nicht den Stil eines anderen Autors, einer anderen Autorin. Entwickeln Sie Ihren eigenen. Das dauert, aber ich bin sicher, dass es Ihnen gelingen wird, wenn Sie nur hart genug daran arbeiten.

Ich will Ihnen einmal eine kleine Geschichte aus unserem Verlagsalltag erzählen. Wir haben einige Jahre mit einer Autorin zusammengearbeitet, die sehr viel geschrieben hat. Buch um Buch – und Buch um Buch konnte man ihren Reifeprozess verfolgen. Als sie ihr fünftes Manuskript bei uns einreichte, hat unser Lektorat im Laufe der Arbeiten an dem Buch ein ganzes Kapitel gestrichen, mehr als 50 Seiten. Ich muss Ihnen sicherlich nicht berichten, wie entrüstet die Autorin darüber war. Wir haben lange Diskussionen mit ihr geführt und vermutet, dass sie genau dieses Kapitel nicht in einem Fluss mit den anderen geschrieben habe. Nach zähem Ringen gab sie dann schließlich zu, dieses Kapitel erst zwei Jahre nach Beendigung des eigentlichen Werks eingefügt zu haben. Freunde hätten ihren Text gelesen und sich ein weiteres Kapitel zu diesem einen Helden gewünscht. In den dazwischenliegenden zwei Jahren hatten sich Stil und Erzählweise der Autorin jedoch so stark verändert, dass sie den Ton des bereits fertigen Werkes nicht mehr traf. Und genau das erkannte unsere Lektorin – jedem anderen Literaturerfahrenen wäre diese Diskrepanz übrigens beim Lesen ebenfalls sofort aufgefallen.

Eine gute Möglichkeit, das eigene Schreiben zu üben, bieten Anthologie-Ausschreibungen von Verlagen, Literaturportalen oder anderen Organisationen. Zur Erklärung: Eine Anthologie ist eine Sammlung meist kürzerer Texte verschiedener Autoren, die dann in einem Buch zusammengefasst werden.

Zudem bieten sich zahlreiche Gelegenheiten, eigene Texte bei Schreib- und anderen Wettbewerben einzureichen. Lesen Sie jedoch immer ganz genau die Ausschreibungsunterlagen – bei manchen Wettbewerben dürfen beispielsweise nur Gedichte, bei anderen nur experimentelle Texte oder Erzählungen mit einer bestimmten Zeichenanzahl eingereicht werden. Halten Sie sich nicht an die Ausschreibungsrichtlinien des Veranstalters, wird Ihr Text mit Sicherheit aussortiert, denn es macht natürlich keinen Sinn, eine Erzählung bei einem Wettstreit einzureichen, bei dem Gedichte gesucht werden.

Unsere beiden Verlage – Papierfresserchens MTM-Verlag und der Herzsprung-Verlag – bieten seit Jahren regelmäßig Anthologieprojekte an. Informationen dazu finden Sie auf unseren Internetseiten www.papierfresserchen.de sowie www.herzsprung-verlag.de. Viele weitere interessante Ausschreibungen und Wettbewerbe finden Sie stets auf der Internetseite www.autorenwelt.de.

Doch kommen wir zurück zu Ihrem ersten längeren Werk, das Sie gerade schreiben oder bereits geschrieben haben: Besinnen Sie sich auf Ihr Talent und Ihre Leidenschaft, auch wenn das erste Werk Ihnen vielleicht noch nicht den Erfolg bringt, den Sie sich für Ihre schriftstellerische Zukunft wünschen. Schreiben Sie täglich, lesen Sie und halten Sie Augen und Ohren offen, um Ihre Umwelt wahrzunehmen, denn noch immer ist es nicht zuletzt das Leben, das die besten Geschichten schreibt ...

Wie man ein verdammt gutes Buch veröffentlicht!

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